Im Schloss unserer Liebe
um.
„Menschen verändern sich“, sagte sie. „Ich reite nicht mehr.“
„Warum nicht?“
Sie zuckte hilflos die Schultern. „Ich forsche stattdessen.“
„Und wer hilft mir, die Pferde zu füttern?“
„Gibt es dafür keine Angestellten mehr?“, fragte Kelly.
„Doch, davon gehe ich aus.“ Rafael schaute sich um. „Matty, alle Tiere haben Heu und frisches Wasser. Sie werden bestimmt gut versorgt.“
„Aber ich muss es genau wissen. Morgen werde ich fragen. Jetzt muss ich die De…, die Dega…, ich meine die Männer empfangen. Ellen hat mir erzählt, dass sie ins Schloss kommen.“
„Dein Onkel wird sich um die Delegation kümmern“, erklärte ihm Kelly.
„Aber ich bin der Prinz. Onkel Rafael will nicht der Prinz sein.“
„Bis du groß bist, ist Onkel Rafael der Prinz“, beruhigte Kelly ihren Sohn.
„Aber er will nicht einmal reiten, Mama.“
„Er wird, er hat keine andere Wahl.“ Kelly riss der Geduldsfaden. Ihr Sohn gehörte ins Bett. Sie schnappte ihn sich und nahm ihn auf den Arm. „Mach dir keine Sorgen, Matty.“
„Aber ich muss mir Sorgen machen. Ich bin doch …“
„Du bist ein kleiner Junge, und kleine Jungen tun, was ihre Mutter ihnen sagt. Also wirst du dich jetzt wieder ins Bett legen und dir keine Sorgen machen. Dein Onkel Rafael kümmert sich um alles.“
„Ja, das werde ich“, sagte Rafael finster.
„Siehst du, Mama. Er hat keine Lust dazu.“
„Doch, habe ich“, widersprach Rafael. „Ich höre mich nur so mürrisch an, weil der Tag so anstrengend war.“
„Wirklich?“
„Ja“, log Rafael und rang sich ein Lächeln ab. Kelly hätte fast losgelacht, so künstlich wirkte es. Doch es tat seine Wirkung. Matty entspannte sich und kuschelte sich in ihre Arme.
„Ich dachte … Was soll aus Blaze werden? Und aus den Leuten, die gleich kommen? Papa hat immer gesagt, sie sind Idioten. Aber Ellen hat gesagt, dass ein guter Prinz ihnen zuhören muss, damit er weiß, was sie brauchen, und ihnen dann hilft. Ich möchte ein guter Prinz werden.“
„Das wirst du bestimmt, mein Schatz“, sagte Kelly. „Später, wenn du groß bist.“
„Und bis dahin kümmert Onkel Rafael sich um alles?“
„Ja, er wird sich um alles kümmern. Und nun ab ins Bett, kleiner Mann.“
Kelly legte ihren Sohn schlafen und blieb bei ihm, bis seine Atemzüge tief und regelmäßig waren. Eigentlich wollte sie sich danach selbst schlafen legen, doch als sie aus dem Fenster des Kinderzimmers sah, entdeckte sie Rafael.
Er saß, schon in Uniform, auf einer der Gartenbänke und schaute hinauf zu den Bergen. Ein Prinz, der sich innerlich auf den Empfang einer Abordnung aus dem Volk vorbereitete.
Was hatte er vorhin zu ihr gesagt? Dass sie es gemeinsam schaffen könnten? Dass es ihn entlasten würde, wenn sie die Prinzessin spielte?
Niemals würde sie wieder die Prinzessin spielen können. Niemals!
Sie zog die Vorhänge zu.
Rafael hatte sie um etwas gebeten, das sie nicht erfüllen konnte. Sie fühlte sich schuldig deswegen. Sie hatte Mitgefühl mit ihm. Aber deshalb durfte sie ihn nicht aus der Pflicht entlassen.
Matty schlief fest. Marguerite passte nebenan auf, dass ihm nichts geschah. Aber Rafael war allein.
Kelly sah an sich hinab, an ihrem Sweater, an den Jeans.
In dieser Kleidung konnte sie ihm nicht helfen.
Aber ein bisschen Hilfe brauchte er doch. Solange er in festen Händen und mit dieser Anna zusammen war, würde er ihr nicht gefährlich werden. Das Einsiedlerleben ließ sich also um einen Tag verschieben.
Aber sie hatte nichts Passendes zum Anziehen.
Oder doch?
Es kostete Kelly allen Mut, die Tür zu ihren früheren Räumen zu öffnen. Wie gespenstisch, dass sich hier in den vergangenen fünf Jahren nichts verändert hatte! Warum hatte man nicht wenigstens den Morgenrock weggeworfen?
Aber wer hätte das tun sollen? Von allein wäre das Personal gewiss nicht darauf gekommen, und Kass hatte diese Räume bestimmt vergessen und nie wieder betreten. Für Damenbesuche gab es andere Gemächer.
Außer der Wiege, die früher neben ihrem Bett gestanden hatte, war alles blitzblank geputzt an seinem alten Platz und schien auf ihre Rückkehr gewartet zu haben.
Kelly ging ins Ankleidezimmer und öffnete die Schränke.
Die ersten Wochen mit Kass waren traumhaft gewesen. Fantastisch wie ein Märchen. Er hatte sie nach Paris gebracht, mit allem erdenklichen Luxus verwöhnt, sie mit Charme umworben.
Und Kleider hatte er ihr gekauft. Keine gewöhnlichen Kleider aus gewöhnlichen
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