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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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    Das war gar kein schlechter Gedanke, obwohl sie ihrem Gast wahrscheinlich mehr als nur einen Tag gewähren sollte, um seine Habseligkeiten abzuholen.
    Sie hatte schon öfter Gäste mit eigenwilligen Wünschen beherbergt, aber dies war der Erste, der einfach abgehauen war und alles zurückgelassen hatte. Ihr war das nicht ganz geheuer, und sie fragte sich, ob sie die Polizei anrufen sollte. Vielleicht hatte er irgendwo einen Unfall gebaut oder war von der Straße abgekommen. Andererseits wusste sie nicht, wohin er gefahren sein könnte, auch wenn es nur eine Straße aus ihrem Ort gab, so gab es doch zwanzig Meilen weiter eine große Kreuzung, von wo aus er jede Richtung eingeschlagen haben konnte. Noch dazu war er aus dem Fenster geklettert, als wollte er sich davonschleichen. Möglicherweise war er absichtlich verschwunden, und ihm fehlte überhaupt nichts.
    Auf dem Formular, das er bei der Anreise ausgefüllt hatte, stand auch seine Telefonnummer. Falls er bis morgen nicht zurückgekommen war, würde sie dort anrufen. Wenn die Sache erst geregelt war, würde sie ihm klarmachen, dass er nie wieder bei ihr übernachten würde. Der mysteriöse - oder bloß bekloppte - Mr Layton war ihr viel zu anstrengend.

3
    Um fünf Uhr stand Cate auf, um alles für den anstehenden Tag vorzubereiten. Als Erstes warf sie jedoch einen Blick aus dem Fenster auf den Parkplatz neben dem Haus, um festzustellen, ob Mr Layton vielleicht in der Nacht zurückgekehrt war und nun in seinem Auto schlief, nachdem niemand an die Haustür geklopft und sie geweckt hatte. Die einzigen Fahrzeuge waren ihr roter Ford Explorer und der Mietwagen ihrer Mutter, was bedeutete, dass Mr Layton nicht wieder aufgetaucht war. Wo in aller Welt steckte der verflixte Kerl? Er hätte doch wenigstens anrufen und ihr alles erklären können ... wann er zurückkommen würde oder was sie mit seinem Zeug anfangen sollte, falls er nicht mehr kam.
    Sie ärgerte sich so sehr, dass sie beschloss, seine Sachen zusammenzupacken und ihm eine zweite Nacht zu berechnen, weil er ihr so viele Umstände gemacht hatte. Ihre Zeit war knapp bemessen, heute genau wie an jedem anderen Tag übrigens.
    Aber zuvor musste sie den Kaffee aufsetzen und alles für den morgendlichen Gästeansturm vorbereiten. Das große Haus war still bis auf das Ticken der alten Standuhr im Gang, und obwohl Cate viel zu tun hatte, genoss sie die friedlichen frühen Morgenstunden, wenn sie als Einzige wach und ganz für sich war. Nur so früh am Tag kam sie zum Nachdenken, ohne dass sie dabei ständig von Kindern oder Gästen unterbrochen wurde; sie konnte mit sich selbst reden, wenn sie wollte, oder beim Arbeiten Musik hören. Sherry würde kurz vor sieben eintreffen, und fast um Punkt halb acht würden die Zwillinge die Treppe herabgaloppiert kommen, ausgehungert wie Bären nach dem Winterschlaf, aber in den zwei Stunden bis dahin konnte sie ein bisschen Zeit für Cate die Frau abzweigen. Sie stand sogar ein bisschen früher auf, als unbedingt notwendig gewesen wäre, damit sie sich nicht zu hetzen brauchte und ein paar Minuten für sich allein genießen konnte.
    Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob Derek ihren Entschluss, nach Trail Stop zu ziehen, wohl gutgeheißen hätte.
    Er hatte die Gegend wirklich gern gehabt, aber als Besucher, nicht als Bewohner. Als sie hier übernachtet hatten, hatten sie sich beide in die Pension verliebt. Die Erinnerungen an die schönen Zeiten, die sie hier miteinander verbracht hatten - wie sie tagsüber auf Muskelkater versprechende, gefährliche Klettertouren gegangen waren und danach ausgepowert und ausgelassen zurückgekehrt waren, um in das weiche Bett zu fallen und zu entdecken, dass sie gar nicht so ausgepowert waren -, hatten Cate definitiv beeinflusst, als sie nach einem Ort gesucht hatte, an dem das Leben weniger teuer war als in Seattle.
    Hier fühlte sie sich Derek nahe. Hier waren sie immer glücklich gewesen. Natürlich war sie in Seattle auch glücklich mit ihm gewesen, aber dort war er gestorben, weshalb die Stadt eine Unzahl schmerzvoller Erinnerungen an jene schrecklichen letzten Tage beherbergte. Als sie noch dort gewohnt hatte, hatten die Erinnerungen sie manchmal so überwältigt, dass sie das Gefühl hatte, den Albtraum von Neuem durchleben zu müssen.
    Das hier war die Straße, die sie auf dem Weg ins Krankenhaus entlanggefahren war. Dort war die Reinigung, wo sie seine Sachen abgeholt hatte, ohne sich träumen zu lassen,

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