Im siebten Himmel mit einem Vampir: Argeneau Vampir 10
Kleidungsstücke für sie zu holen, und so war es Sam möglich gewesen, ihren Schwestern persönlich von den aktuellen Entwicklungen zu berichten.
Jo und Alex waren außer sich gewesen, dass sie in Minden bleiben wollte, und hatten sich erst wieder beruhigt, als sie hörten, dass Mortimer bei ihr war. Von dem Moment an hatte es sie gar nicht mehr gestört, auf Sam verzichten zu müssen, stattdessen hatten sie sie mit Anspielungen und Andeutungen überhäuft, sodass sie letztlich froh gewesen war, als sie das Gespräch beenden konnte.
Wieder ging sie durch das Zimmer und blieb stehen, um erneut in die Dunkelheit zu spähen. Aber zu sehen gab es nach wie vor nichts. Zu essen hatte sie auch nichts im Cottage, und sie konnte auch rein gar nichts tun, außer zu warten. Diese endlose Warterei machte sie langsam, aber sicher verrückt. Zudem war es viel zu warm. Alle Fenster und Türen waren geschlossen gewesen, und obwohl die Deckenventilatoren liefen, wurde es einfach nicht kühler. Sie schaute auf die Uhr und stellte fest, dass bereits fast vier Stunden vergangen waren, seit Garrett Mortimer sie dort allein zurückgelassen hatte.
Vier Stunden. Sie biss sich auf die Lippe und warf abermals einen Blick zum Fenster. Nein, da waren keine aufblitzenden Scheinwerfer zu sehen, die seine Rückkehr ankündigten. Sam wusste, sie erwartete einfach zu viel, wenn sie darauf hoffte. Vermutlich würde sie noch eine Stunde ausharren müssen, und das, wo sie nicht einmal wusste, ob sie es auch nur eine einzige weitere Minute allein dort aushielt. Plötzlich hörte sie einen Motor und sah hinüber zum See, wo der Bugscheinwerfer eines Boots in Sichtweite kam und langsam vorüberzog. Sie stand reglos da und sah dem Licht nach. Es war bereits fast wieder in der Dunkelheit verschwunden, da hörte sie die Wellen an den Strand plätschern.
Das Geräusch ließ sie daran denken, wie angenehm kühl das Wasser sein musste und wie wundervoll es sich auf ihrer glühenden Haut anfühlen würde. Ob Jo und Alex wohl in diesem Moment im See vor ihrem Cottage schwammen? Als das Motorengeräusch in der Ferne verklang, nahm sie die Taschenlampe an sich, die sie sofort bereitgestellt hatte, nachdem Mortimer losgefahren war. Aus dem winzigen Badezimmer holte sie ein Badetuch, dann machte sie die Taschenlampe an und durchquerte den Raum.
An der Tür mit dem Fliegengitter blieb sie kurz stehen, da der Gedanke, sich nach draußen in die Dunkelheit zu begeben, sie mit einem Mal ebenfalls nervös werden ließ. Aber sie ermahnte sich, sie sei schließlich kein Feigling, und richtete den Lichtkegel der Taschenlampe auf den Boden, bevor sie den ersten Schritt nach draußen tat. Sie würde nur kurz schwimmen gehen, sagte sie sich. Nur lange genug, um sich etwas abzukühlen, danach würde sie sofort ins Cottage zurückkehren und weiter auf Mortimer warten. Das war auf jeden Fall besser, als mit ihrem ständigen Hin und Her noch eine Spur in den Parkettboden zu laufen.
Sam beleuchtete das leicht abfallende Gelände, das sich bis zum Ufer erstreckte, dann ließ sie den Schein der Taschenlampe nach rechts und nach links wandern, wobei sie sich einredete, dass sie das nicht tat, um nach Entführern oder Serienmördern zu suchen, die sich hinter einem der Bäume versteckt halten mochten.
Es war aber nicht so leicht, sich selbst etwas vorzumachen, und Sam verdrehte unwillkürlich die Augen angesichts ihrer neuen Marotte, während sie die Lampe wieder vor sich hielt und vorsichtig die Veranda verließ. Die Strecke bis zum Bootssteg der Latimers kam ihr vor wie die längsten fünfzehn Meter ihres Lebens. Immer wieder blieb sie stehen, um nach links und rechts zu schauen. Bei jedem Rascheln drehte sie sich um, doch ihre Mittelohrentzündung bestrafte jede ihrer hastigen Bewegungen, sodass sie mehrere Male hinfiel und sich wieder aufrappeln musste. Insgesamt benötigte sie für die wenigen Meter sicher fünfmal so lange wie unter normalen Umständen.
Als sie endlich das Ufer erreicht hatte, bereute sie längst, dass sie überhaupt nach draußen gegangen war. Außerdem schwor sie sich, nie wieder zu spät einen Arzt aufzusuchen, wenn sie schon von Beschwerden geplagt wurde. Dank ihrer Ohrenentzündung war sie jetzt ganz sicher um etliche blaue Flecke reicher, außerdem hatte sie sich die Handflächen aufgeschrammt. Erleichterung überkam sie, als sie den Trampelpfad verließ und Sand unter ihren Füßen spürte. Bei manchen Seen bestand das Ufer nur aus Felsen, und da
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