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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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war nie bei irgendwelchen Veranstaltungen in der Schule, man hat sie nicht mal draußen in ihrem Garten gesehen, sie war die ganze Zeit in ihrem Schlafzimmer und hat getrunken und geschlafen. Gavins Dad ist wenigstens ab und zu in der Schule aufgetaucht.«
    »Hat Gavin ihm näher gestanden?«
    Sie starrte mich an, als hätte ich ihr die Frage in einer Fremdsprache gestellt.
    »Hat Gavin Ihnen jemals von seinen Berufsplänen erzählt?«, fragte ich.
    »Was für einen Job er haben wollte und so?«
    »Ja.«
    »Vor dem Unfall wollte er ein reicher Geschäftsmann werden. Danach hat er vom Schreiben geredet.«
    »Was wollte er schreiben?«
    »Er hat nicht gesagt, worüber.« Sie lachte. »Von wegen .«
    »Hat er mit Ihnen je darüber geredet, dass er jemanden beschattet?«
    »Was?«, sagte sie. »Wie in einer Spionagegeschichte?«
    »Etwas in der Art«, erwiderte ich.
    »Nein. Kann ich jetzt fahren? Ich bin mit Ellie drüben im Il Fornaio verabredet, und ich will die Parkzeit hier nicht überschreiten. Fürs Parken zahlen ist Scheiße.«
    »Für Kosmetikartikel zahlen ebenfalls«, erwiderte ich.
    »Hey«, sagte sie, »ich dachte, das hätten wir hinter uns.«
    »Was können Sie mir sonst noch über Gavin erzählen?«
    »Nichts. Er gehörte nicht mehr zu meinem Leben, trieb sich mit Schlampen rum - glauben Sie, deswegen ist er umgebracht worden? Weil er sich mit schlimmen Leuten rumgetrieben hat?«
    »Vielleicht«, antwortete ich.
    »Da sehen Sie mal«, sagte sie. »Es zahlt sich aus, brav zu sein.«

31
    Ich ließ sie in den Drogeriemarkt gehen und eine Einkaufstüte holen. Als ich die gestohlenen Sachen in die Tüte fallen ließ, sagte ich: »Stellen Sie sie innen neben die Tür.«
    Unter ihrem Make-up wurde sie plötzlich leichenblass. »Ich möchte nicht noch mal da reingehen. Bitte.«
    Sie legte eine Hand auf meinen Ärmel. Die Geste hatte nichts Verführerisches; ihre Knöchel waren weiß.
    »Okay«, sagte ich. »Aber Sie müssen mir versprechen, brav zu sein.«
    »Das tue ich. Kann ich jetzt gehen? Ellie wartet schon.«
    Gavin hatte Kayla gegenüber mit den sexuellen Feinheiten geprahlt, die die Blondine ihm zuteil werden ließ. Vielleicht war das der Versuch, der ehemaligen Freundin eins auszuwischen. Aber es passte auch zu der Callgirltheorie.
    Christa oder Crystal. Ich versuchte es noch mal bei Milo. Sein Handy war immer noch ausgeschaltet.
    Kayla Bartell zuzuhören und von dem traurigen Stolpern zu erfahren, als das Gavins Leben sich darstellte, hatte mich Energie gekostet. Allison und ich waren um sieben zum Abendessen verabredet, und ich beschloss, das alles aus meinem Kopf zu verdrängen.
    Ich hielt mich ziemlich gut an diesen Vorsatz, aber gegen Ende des Abends stellte ich fest, dass ich Allison vom Zerfall der Familie Quick erzählte, von falschen Entscheidungen und Pech, vom Tod der Intimität.
    Eine namenlose junge Frau in einem Schubfach aus Edelstahl, ihr Leib wieder zugenäht und der Tiefkühllagerung überantwortet.
    Allison hörte als gute Therapeutin die meiste Zeit zu, und deshalb sprach ich weiter. Ich wusste, dass ich keine gute Stimmung verbreitete, aber ich wollte nicht aufhören zu reden. Als ich vor ihrem Haus vorfuhr, tat mir meine eigene Stimme in den Ohren weh.
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Was bin ich doch für ein lustiger Bursche.«
    »Willst du nicht bei mir übernachten?«, fragte sie.
    »Hast du noch nicht genug?«
    »Ich möchte, dass du die Nacht bei mir verbringst.«
    »Ich wusste noch gar nicht, dass du Masochistin bist.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Mir gefällt es, wenn mein Blick am Morgen als Erstes auf dich fällt. Du wirkst immer richtig glücklich, mich zu sehen, und es gibt sonst niemanden, von dem ich das sagen kann.«
    Wir gingen direkt in ihr Schlafzimmer, zogen uns aus, gaben uns mit geschlossenem Mund einen keuschen Kuss und schliefen mühelos ein. Ich wurde mitten in der Nacht dreimal wach, zweimal mit entmutigenden Gedanken im Kopf und einmal, weil ich fühlte, wie jemand an mir rüttelte. Ich zwang mich, die Augen zu öffnen, und sah Allison mit schwingenden Brüsten über mir schweben; sie hielt eine Ecke des Bettlakens in der Hand und machte selbst keinen allzu wachen Eindruck.
    Ich sagte etwas, das als »Was ist los?« rausgekommen wäre, wenn meine Zunge ihren Dienst getan hätte.
    »Du warst … ganz zugedeckt«, sagte sie benommen. »Du hast dich nicht gerührt, wollte … nachsehen.«
    »Mirgehtsgut.«
    »Guu … Nacht.«
    Tageslicht brannte durch meine

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