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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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von ihm gehört hatte, aber dann begann er wieder anzurufen. Ich erwartete, dass er zusammenbricht und bettelt, wissen Sie? Weil er behauptet hat, er stände wirklich auf mich. Aber er rief nur an und wollte abhängen. Also beweist das, dass er gelogen hatte, er stand nicht wirklich auf mich. Stimmt’s?«
    »Ungewöhnlich für Gavin«, sagte ich.
    »Was meinen Sie?«
    »So schnell aufzugeben. Ich hab gehört, dass er ziemlich hartnäckig sein konnte.«
    »Nach dem Unfall wurde er in der Beziehung wirklich unheimlich. Er fing wieder an, mich rund zwanzigmal am Tag anzurufen. Kam vorbei, ging meinem Dad auf den Wecker.« Schwaches Lächeln. »Ich schätze, am Ende hat er doch gebettelt. Dann hat er aufgehört.«
    Weil er Beth Gallegos nachstieg. Ich sagte: »Also wollte er abhängen.«
    »Er wollte irgendwo hinfahren und parken und seinen Schwanz in meinen Mund stecken. Er tat mir Leid, deshalb hab ich es einmal gemacht. Aber dann nie wieder.«
    »Kein Geschwindigkeitsrekordsex mehr«, sagte ich.
    »So wie Sie es sagen, klinge ich richtig gemein«, erwiderte sie, während sie an losen Haarsträhnen zog und versuchte, sie wieder unter die Mütze zu stecken. Als sie damit keinen Erfolg hatte, riss sie sich die Mütze vom Kopf und begann sie zu kneten.
    »Sie sollten sich entschuldigen«, sagte sie.
    »Wofür?«
    »Dass Sie behaupten, ich wäre gemein und eine Schlampe.«
    »Sie haben gesagt, Gavin hätte Ihnen Leid getan...«<
    »Genau. Ich war nett zu ihm. Nach dem Unfall war er auf einmal irgendwie … ich will nicht zurückgeblieben sagen, weil sich das so gemein anhört, aber das war es, wirklich. Deshalb tat er mir Leid, und ich wollte ihm helfen.«
    »Das klingt vernünftig«, sagte ich.
    »Genau«, stimmte sie mir zu.
    »Also hat Gavin in intellektueller Hinsicht nachgelassen.«
    »Er konnte auch vorher unausstehlich sein, aber er war schlau. Aber jetzt - es war …« Sie bohrte mit der Zunge in ihrer Wange. »Ich möchte sagen Mitleid erregend.«
    »Das klingt ganz so.«
    »Wie bitte?«
    »Mitleid erregend.«
    »Yeah, genau, das war es auch wirklich.«
    »Als Sie mit ihm ausgegangen sind...«<
    »Es war nur einmal. Er tat mir Leid.«
    »Wo haben Sie da geparkt?«
    »Oben am Mulholland.« Ihr Mund erstarrte zu einem winzigen O. »Das war die Stelle, wo - oh mein Gott.«
    »War das eine Stelle, zu der Sie und Gavin regelmäßig gefahren sind? In der guten alten Zeit?«
    »Manchmal.« Sie begann zu weinen. »Das hätte ich sein können.«
    »Erzählen Sie mir von dem blonden Mädchen«, sagte ich.
    Sie wischte sich die Augen und lächelte. »Sie war zu stark gebleicht, man konnte ihre Wurzeln sehen.«
    »Wo haben Sie sie kennen gelernt?«
    »Ich hab sie nie richtig kennen gelernt. Ich und Ellie sind ins Kino gegangen und danach zu Kate Mantolini, um die Gemüseplatte zu essen. Manchmal geht Jerry Seinfeld dorthin.« Ihr Blick wanderte durch ein Seitenfenster, änderte die Richtung, konzentrierte sich auf ein Parkschild. »Ich hoffe, ich überschreite nicht die Höchstdauer.«
    »Sie und Ellie bei Kate Mantolini«, sagte ich.
    »Yeah«, sagte sie. »Wir waren dabei, unser Gemüse einzufahren, da kommt Gavin mit dieser Schlampe rein. Ich rede von einer echten Billigbluse und einem Rock bis zu ihrem Sie-wissen-schon-Was.« Ihr Blick fiel auf ihre Sandalen. »Sie hatte allerdings scharfe Schuhe. Schwarz, hinten offen. Sehr Naomi-Campbell-mäßig.«
    »Jimmy Choo«, sagte ich.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sie hatte sie an dem Abend an, als sie ermordet wurde.«
    »Es waren scharfe Schuhe. Ich dachte mir, sie hat sie geklaut.« Sie kicherte. »Hab nur Spaß gemacht.«
    »Also kam Gavin mit ihr reinmarschiert...«<
    »Und tat so, als ob er mich nicht sähe, weshalb ich so tat, als ob ich ihn nicht sähe. Dann musste er an uns vorbeigehen, um zu seinem Tisch zu kommen, und da tat er so, als ob er mich ganz plötzlich entdecken würde und total überrascht wäre, nein, so was, das bist ja du, Kayla.«
    »Was haben Sie gemacht?«, fragte ich.
    »Ich hab gewartet, bis er direkt am Tisch stand, ich meine, direkt davor, so dass man ihn unmöglich übersehen konnte.«
    »Und dann?«
    »Dann sagte ich: ›Hey, Gav‹, und er wackelt mit dem Finger, und die Schlampe kommt rüber und sagt: ›Wer bist du denn?‹ Als ob sie alles im Griff hätte. Was sie nicht hat. Und Gavin sagt, das hier ist … wie auch immer sie hieß. Und Schlampi steht da in ihren Jimmy’s, als ob sie die Hauptdarstellerin in einer dieser

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