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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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anzündete.
    Blauer Rauch stieg an die Zimmerdecke. Quick inhalierte tief, setzte sich hin und lachte krächzend.
    »Ich hab vor fünf Jahren aufgehört. Sheila hält es für kultiviert, hier für Gäste welche stehen zu haben, auch wenn niemand mehr raucht. Wie in der guten alten Zeit in Hollywood, der ganze Mist. Ihre Schwester erzählt ihr diesen Hollywood-Mist …« Er starrte auf die Zigarette, schnippte Asche auf den Teppichboden und drückte sie mit dem Absatz tief in den Flor. Den daraus resultierenden schwarzen Fleck schien er befriedigt zur Kenntnis zu nehmen.
    »Hat Gavin von einer neuen Freundin gesprochen?«, fragte ich.
    »Einer neuen?«
    »Nach Kayla.«
    »Ach die«, sagte Quick. »Die ist ja ein ziemlicher Hohlkopf. Nein, davon hat er nichts gesagt.«
    »Hätte er es Ihnen erzählt?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Hat er offen über Persönliches gesprochen?«
    »Offen?«, sagte Quick. »Er war weniger offen als vor dem Unfall. Er neigte dazu, Dinge durcheinander zu bringen. In der ersten Zeit, meine ich. Aber das war ja schließlich kein Wunder, er hat einen furchtbaren Schlag genau hier abgekriegt.« Quick fasste sich an die Stirn.
    Dieselbe Stelle, wo die Kugel in den Schädel seines Sohns eingedrungen war. Das wusste er noch nicht. Es gab keinen Grund dafür, dass er es jetzt schon wissen sollte.
    »Er brachte Dinge durcheinander«, sagte ich.
    »Nur vorübergehend. Aber er merkte, dass er sich nicht auf sein Studium konzentrieren konnte, deshalb hat er die Uni verlassen.«
    Quick zog an seiner Zigarette und zog eine Grimasse, als ob ihm das Inhalieren wehtäte. »Der Aufprall hat seine Stirnlappen erwischt«, erklärte er. »Die Ärzte sagten, da säße die Persönlichkeit. Also hat Gavin sich offenbar...«<
    »Verändert«, sagte ich.
    »Nicht radikal, aber natürlich, Veränderungen mussten auftreten. Aber dann ging es ihm wieder besser, fast in jeder Hinsicht ging es ihm besser. Jedenfalls bin ich sicher, dass Gavs Unfall nichts mit dem hier zu tun hatte.«
    Quick rauchte hastig seine Zigarette, schnippte erneut Asche auf den Boden. »Wir müssen herausfinden, wer das getan hat. Hat der Dreckskerl irgendwelche Spuren hinterlassen?«
    »Wir haben keine Verdächtigen und sehr wenige Informationen«, antwortete Milo. »Wir sind noch nicht mal in der Lage gewesen, das Mädchen zu identifizieren.«
    »Nun ja, ich kenne sie nicht, und ich bezweifle, dass Sheila sie kennt. Wir kennen dieselben Leute.«
    »Können Sie uns irgendwas über Gavin erzählen, das uns helfen könnte?«
    »Gavin war ein großartiger Bursche«, sagte Quick, als ob er uns herausfordern wolle, ihm zu widersprechen. »Er war ein heller Kopf. Ein toller Golfer. Wir beide liebten Golf. Ich hab es ihm beigebracht, und er lernte schnell, hat mich bald überholt - Handicap sieben, und er wurde noch besser. Das war vor dem Unfall. Danach stimmte seine Koordination nicht mehr so ganz, aber er war immer noch gut. Er hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren … manchmal wollte er den gleichen Schlag immer wieder aufs Neue versuchen - er wollte ihn perfekt hinkriegen.«
    »Perfektionistisch«, sagte ich.
    »Ja, aber manchmal verursacht man dabei einen Stau auf dem Grün, und dann muss man damit aufhören. Was seine Interessen angeht, er mochte Betriebswirtschaft, genau wie ich.« Jerry Quick ließ die Schultern hängen. »Das änderte sich auch. Er verlor das Interesse daran. Setzte sich andere Dinge in den Kopf. Aber ich nahm an, das würde auch bald wieder aufhören.«
    »Andere berufliche Ideen?«, fragte ich.
    »Eher berufliche Phantasien. Auf einmal war Betriebswirtschaft Schnee von gestern, und er wollte Schriftsteller werden.«
    »Was für ein Schriftsteller?«
    »Er machte Witze darüber, dass er für die Boulevardblätter arbeiten wolle, Klatschgeschichten über Prominente ausgraben.«
    »Nur ein Witz«, sagte ich.
    Quick funkelte mich an. »Er lachte, und ich lachte ebenfalls. Ich sagte doch, er konnte sich nicht konzentrieren. Wie hätte er dann für eine Zeitung schreiben sollen? Als Eileen hier war, fragte er sie, ob sie irgendwelche Prominenten kennen würde, über die er Klatschgeschichten schreiben könnte. Dann hat er mir zugezwinkert, aber Eileen hätte sich fast in die Hose gemacht. Hat eine große Ansprache darüber gehalten, dass Prominente ein Recht auf Privatleben hätten. Der Gedanke, man könnte einem hohen Tier auf die Füße treten, hat ihr einen Riesenschrecken eingejagt … Egal, wo war ich stehen

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