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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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rufen mich an.« Er gab Ballou eine Karte.
    »Natürlich … kann ich abschließen?«
    »Ja.«
    Wir gingen die Treppe hinunter, und Milo ließ sich von Ballou Angie Pauls Einstellplatz zeigen. Leer.
    »Fährt sie immer noch einen 95er Camaro?«
    »Ich glaube schon«, sagte Ballou. »Yeah, einen hellblauen.«
    Wir gingen zu dem Seville zurück. Halb eins. Kein Strafzettel.
    »Fortuna lächelt auf uns herab«, sagte Milo. »Endlich.«
    »Christina Marsh«, sagte ich.
    »Ja, könnte sein.«
    Ich ließ den Motor an, und er klopfte einen manischen Cha-Cha-Cha auf dem Armaturenbrett. Drei Whiskys und der Herr wusste, wie viele Arbeitsstunden am Stück, und er lief einen geistigen Marathon.
    »Guten Morgen«, sagte ich.
    »Bist du müde?«
    »Kein bisschen.«
    »Ich auch nicht. Wann bist du zum letzten Mal in einem Stripteaselokal gewesen?«
    »Das ist schon eine Weile her.«
    »Ich bin bereits in einigen gewesen«, sagte er und grinste breit. »Hab auch schon Frauen strippen sehen.«

36
    Das Hungry Bull in West L.A. lag an der Cotner in der Nähe des Olympic Boulevard in einem Industriegebiet, das wie Gummizement roch. Neben dem Club befand sich ein Rolls-Royce-Schrottplatz, Bruchstücke einst wunderschöner Karosserien und Autoeingeweide, die hinter einem Maschendrahtzaun in hohen Stapeln lagen.
    Nicht viel weiter entfernt lag eine genossenschaftliche Galerie, in deren Toilette eine begabte Malerin erwürgt worden war. Der letzte Fall, bei dem Milo und ich zusammengearbeitet hatten. Falls er daran dachte, zeigte er es nicht.
    Der Club war in einem fensterlosen, schwarz gestrichenen Hangar untergebracht. Doppelt gepolsterte Chromtüren. Eine Neonreklame versprach starke Getränke und schöne Frauen.
    Die Lage im Industriegebiet war perfekt: keine Nachbarn, von denen Anwohnerproteste zu befürchten waren, niemand, der sich über den Zweiviertel-Boogietakt beschwerte, der durch den schwarzen Stuck dröhnte.
    Der Stripteaseschuppen bezeichnete sich selbst als »Gentleman’s Club«. Der Parkplatz war voller staubiger Kompaktautos und Pick-ups, und die zwei dunkelhaarigen Typen, die die Tür bewachten, waren elefantös und tätowiert. Irgendwie bezweifelte ich, dass wir rüstige Burschen mit Hängebacken vorfinden würden, die umgeben von Bücherregalen aus Mahagoni Cognac und gute Zigarren zu genießen wussten.
    Milo zeigte dem Elefanten Nummer eins seinen Ausweis und wurde mit äußerster Zuvorkommenheit begrüßt. »Jawohl, Sir, was kann ich für Sie tun?«
    »Ist Rick Savarin heute Abend hier?«
    Das Melonengesicht des Türstehers war von einer alten grauen Messernarbe zweigeteilt, die von der Mitte seiner Stirn quer über seinen Nasenrücken verlief, sich über seine Lippen schlängelte und in der Grube eines Kinns aufhörte, auf dem man sich abstützen konnte.
    »Jawohl, Sir. Er ist in seinem Büro. Jemand wird Sie hinbringen, Sir.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Elefant Nummer zwei, der noch größer und sonnenbebrillt war, hielt uns die Tür auf. Kaum waren wir drinnen, führte uns ein dritter Riese, dieser schlaksig, langhaarig und karibischer Herkunft, nach links durch einen kurzen Gang, der vor einer ebenfalls gepolsterten schwarzen Vinylpendeltür endete.
    Die farbliche Einrichtung des großen Innenraums war schwarz mit purpurrotem Rand. Drei Stufen führten hinunter in eine Vertiefung, wo konzentriert dreinblickende Männer eine kreisförmige Bühne umringten. Zwei Frauen tanzten dort nackt, brachten einige ziemlich gute Gymnastiknummern und schlängelten sich um Edelstahlstangen. Beide waren äußerst schlank und hatten ultrablonde, auftoupierte Haare und über jede biologische Norm hinaus aufgeblähte Brüste. Jede trug ein rotes Strumpfband am rechten Oberschenkel. In dem des Mädchens, dessen gesamter Rücken von einem blauen Sonnenstrahlen-Tattoo überzogen war, steckten mehr Geldscheine.
    Wir kamen vor der schwarzen Vinyltür an. Der schlaksige Riese zeigte auf sie und stieß sie auf. Er blieb stehen, als wir einen kleinen Vorraum mit drei Türen betraten, zwei Holztüren ohne Aufschrift und eine mit einem Aluminiumschild, auf dem MANAGER stand.
    Bevor Milo klopfen konnte, ging die Tür auf, und ein junger Mann mit einem extravaganten schwarzen Toupet hielt uns lächelnd die Hand hin. »Rick Savarin. Kommen Sie herein.«
    Savarin trug einen weich fallenden taubenblauen Anzug mit Schalrevers, ein T-Shirt aus schwarzer Seide, blaue Gucci-Slipper ohne Socken und eine Goldkette um einen zu braunen Hals. Sein

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