Im Sog der Angst
die Mädchen tanzen sehen und gesagt, sie erinnere sich noch an die Zeit, als sie sich so bewegen konnte.«
»Hat sonst jemand mit dem Geschäft zu tun?«
»Außer den Angestellten?«
»Andere Eigentümer?«
»Nein, das sind alle.«
»Was ist mit Türstehern? Gibt es noch andere außer denen, die heute Abend Dienst haben?«
»Von Zeit zu Zeit lasse ich ein paar Footballspieler von der Cal State antreten«, sagte Savarin.
»Haben Sie mal einen Typ namens Ray Degussa beschäftigt?«
»Nee. Wer ist das?«
»Ein Typ.«
»Okay, ich werde nicht weiter nachfragen«, sagte Savarin. »Aber darf ich fragen, warum Sie so viel über Angie und diesen Jerry und Christi wissen wollen? Was ich damit sagen will: Geht es um etwas, was das Geschäft in Mitleidenschaft ziehen könnte?«
Milo zeigte ihm das Foto der Toten. Savarins Teint wurde etwas blasser.
»Das ist Christi. Oh Mann. Was zum Teufel ist mit ihr passiert?«
»Das versuchen wir herauszufinden.«
»Christi«, sagte Savarin. »Oh Mann. Sie war im Grunde genommen ein nettes Mädchen. Nicht übermäßig schlau, aber nett. Die Unschuld vom Lande. Ich glaube, sie war aus Minnesota oder so. Von Natur aus blond. Oh Mann. Wie schade.«
»Sehr schade«, sagte Milo.
»Ich will mal nachsehen, ob ich die Unterlagen für Sie finde.«
Draußen im Vorraum öffnete Savarin eine der Türen ohne Aufschrift, hinter der sich ein Wandschrank voller Kartons und Flaschen mit Reinigungsmitteln verbarg. Er durchstöberte die Aktenkartons. Es dauerte eine Weile, aber schließlich brachte er ein rosafarbenes Blatt Papier zum Vorschein, das mit »Personalangaben« überschrieben war und eine Sozialversicherungsnummer und eine Postadresse von Christina Marsh aufführte und sonst nichts.
Vanowen Boulevard, North Hollywood. Nicht weit von Angie Pauls Apartmentkomplex entfernt. Christina Marsh hatte vor acht Monaten in dem Club angefangen und war seit zwei Monaten nicht mehr erschienen.
Kurz nachdem Gavin mit der Therapie begonnen hatte.
Milo sagte: »Hier steht keine Telefonnummer.«
Savarin warf einen Blick auf das Blatt. »Offenbar nicht. Ich glaube, sie hat gesagt, sie hätte noch kein Telefon. Sie war gerade umgezogen oder etwas in der Art.«
»Aus Minnesota.«
»Ich glaube, es war Minnesota. Sie sah nach Minnesota aus, ein ganz zarter Teint. Ein süßes Mädchen.«
»Nicht intelligent«, sagte ich.
»Als sie das hier ausgefüllt hat«, sagte Savarin, »hat sie echt lange dafür gebraucht, und sie hat dabei ihre Lippen bewegt. Aber sie war eine tolle Tänzerin.«
»Ohne Hemmungen«, sagte ich.
»Sie hockte sich für einen Dollar vor dir hin und zeigte dir alles, was sie hatte. Aber es war nichts … Geiles daran.«
»Sexy, aber nicht geil?«
»Sexy, weil es nicht geil war«, erwiderte Savarin. »Was ich zu sagen versuche: Es war nichts Herausforderndes an ihr. Es war so, als ob alles zu zeigen für sie nur eine Gelegenheit war, um vorzuführen, was die Natur ihr mitgegeben hatte. Etwas Gesundes, verstehen Sie. Männer mögen das.«
»Hat sie erwähnt, wo sie vorher gearbeitet hat?«, fragte Milo.
Savarin schüttelte den Kopf. »Als ich sah, wie sie sich bewegte, hab ich keine Fragen mehr gestellt.«
»Hatte sie keine Stammkunden?«
»Nein, das war nicht ihre Art. Sie machte die Runde.«
»Anders als Angie.«
»Angie wusste, dass sie körperlich nicht mithalten konnte, deshalb hat sie sich darauf konzentriert, einen Typ zu finden und ihn dann richtig zu bearbeiten. Christi kam gut mit Leuten zurecht, hat das meiste Trinkgeld zugesteckt bekommen. Deshalb war ich auch überrascht, als sie nicht mehr auftauchte. Wie lange ist es her, dass sie … wann ist es passiert?«
»Vor zwei Wochen«, sagte Milo.
»Oh. Also hat sie in der Zwischenzeit irgendwas gemacht.«
»Haben Sie eine Ahnung, was?«
»Ich würde sagen, sie ist in einem anderen Club aufgetreten, aber das hätte ich rausgefunden.«
»Der Nachrichtendienst der Clubs.«
Savarin nickte. »Es ist eine kleine Welt. Wenn ein Mädchen zur Konkurrenz geht, hört man davon.«
»Wer ist die Konkurrenz?«
Savarin rasselte eine Liste von Namen herunter, und Milo schrieb sie auf.
»Die Mädchen, die heute Nacht arbeiten«, sagte er. »Kennt eine von ihnen Christi oder Angie?«
»Das bezweifle ich. Keine von ihnen ist länger als zwei Monate hier. Jedenfalls nicht in diesem Club. Das ist unsere Spezialität. Wir lassen die Bräute kursieren.«
»Auf diese Weise gibt es nicht zu viele ›Jerrys‹«, sagte
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