Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
ganze Geschichte fallen lassen sollen. Sie wusste, dass Sonny immer noch auf sie stand, und dachte, sie hätte ihn unter Kontrolle. Aber in die Enge getrieben war Sonny überhaupt nicht harmlos. Und Albin Larsen auch nicht.«
    »Falls man Bumayas Informationen über Larsen glauben kann, ist er ein Ungeheuer.«
    »Ein promoviertes Ungeheuer«, sagte ich. »Clever, berechnend, gefährlich. Mary Lou hat ihr Charisma überschätzt.«
    »Was ist mit Sheila? Hat sie von all dem keine Ahnung?«
    »Sheila hat ernste emotionale Probleme. Sie und Jerry haben sich seit Jahren nichts mehr zu sagen, aber er hat sie am Hals, um den Schein zu wahren. Jetzt ist ein Kind aus dem Haus, und das andere ist tot. Wenn er nun noch ein bisschen in Panik gerät, ist dies der perfekte Zeitpunkt für ihn, um abzuhauen.«
    »Der äußere Anschein«, sagte Milo. »Das Haus, der Mercedes, Schulbezirk Beverly Hills für die Kinder. Dann bekommt Gavins Schädel einen Stoß ab, und alles fällt auseinander. Was ist mit dem Aufspießen? Der sexuellen Dimension? Wenn es nur um eine Hinrichtung ging, hätte es gereicht, sie zu erschießen.«
    »Das Aufspießen ist die Krönung des Ganzen«, erwiderte ich. »Für jemand, dem das Töten Spaß macht. Jemand, der es schon mal gemacht hat.«
    »Ray Degussa«, sagte er. Er stand auf, ging zur Tür, sah in den leeren Gang, sagte: »Es ist ruhig«, und setzte sich wieder hin. »Dann hat Mary also bei dem Betrug mitgemacht, aber Mord ging ihr zu weit?«
    »Den Betrug hätte sie rechtfertigen können, sie hätte sich einreden können, dass sie ein gutes Werk täten und nur bei der Rechnung ein bisschen schummelten. Außerdem, wer war denn der Betrogene? Eine korrupte Gefängnisbürokratie.«
    »Das ist genau der Blödsinn, den ein Arschloch wie Larsen ihr aufgetischt hätte.« Er runzelte die Stirn. »Das Problem ist nur, dieses ganze Kartenhaus ist auf einen Betrug gegründet, und wir wissen nicht mal, ob einer existiert.«
    »Ich setze mich in ein paar Stunden mit Olivia in Verbindung.«
    »Glaubst du wirklich, Mary Lou war so töricht, Larsen und den anderen zu drohen? War sie den Leuten gegenüber blind, mit denen sie zu tun hatte?«
    »Der eigenen PR zu glauben kann sehr gefährlich sein.«
    »Was ist mit Gull?«
    »Entweder war er mit dabei oder nicht.«
    »Ich frage mich, warum Gavin ihn gefeuert hat.«
    »Ich mich auch.«
    »Verrückter Junge«, sagte er. »Dummer, verrückter Junge. Verrückte Familie.«
    »Was ist mit dem anderen Kind der Familie?«, sagte ich. »Der Tochter, die nicht nach Hause gekommen ist, nachdem ihr Bruder gestorben ist. Manchmal sind es diejenigen, die davonkommen, die die interessantesten Geschichten zu erzählen haben.«
    »Kelly, die Jurastudentin an der BU.«
    »Ihr erstes Jahr an der Universität dürfte jetzt vorbei sein. Aber sie ist in Boston geblieben.«
    »Noch ein Punkt auf der Liste der Dinge, die zu erledigen sind. Viele Dinge sind zu erledigen. Ich muss ins Bett.«
    »Das müssen wir beide«, erwiderte ich.
    Er rappelte sich auf. Seine Augen hatten rote Ränder, und sein Gesicht war grau. »Genug ist genug«, sagte er. »Machen wir, dass wir hier rauskommen.«

37
    Das Telefon weckte mich. Ich war um 3 Uhr 30 ins Bett gegangen.
    Als mein Blick sich klärte, richtete ich ihn auf die Uhr. Sechs Stunden später.
    Ich griff nach dem Hörer, bekam ihn zunächst nicht richtig zu fassen, hielt ihn ans Ohr.
    »Hab’s gefunden«, sagte Olivia Brickerman. »Divergentes Denken war die Lösung.«
    »Morgen«, sagte ich.
    »Du klingst groggy.«
    »Es war eine lange Nacht.«
    »Armes Baby. Willst du dir die Zähne putzen und zurückrufen?«
    Ich lachte. »Nein, erzähl schon.«
    »Das Problem war«, sagte sie, »dass ich mich in zu engen Grenzen bewegt, mich nur auf Stipendien und Subventionen konzentriert habe. Als wäre das die einzige Möglichkeit, wie man an Fördermittel rankommt. Schließlich hab ich zurückgeschaltet und voilà! Dieses Ding ist durch die Legislatur gegangen, Alex. Als Zusatz angehängt an ein Gesetz über harte Strafgerichtsurteile. Der Abgeordnete Reynard Bird, D-Oakland - du kennst ihn doch, ein früherer Black Panther?«
    »Klar.«
    »Bird hat den Zusatz an die Vorlage als Gegenleistung für irgendeinen ähnlichen Freundschaftsdienst erwirkt. Jetzt kann man also Bösewichter lange Zeit ins Gefängnis stecken, aber wenn sie rauskommen, kriegen sie eine Therapie umsonst.«
    »Alle möglichen Bösewichter?«
    »Jeder auf Bewährung entlassene

Weitere Kostenlose Bücher