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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gewaltsames Eindringen, keine Meldungen von fremden Fahrzeugen in der unmittelbaren Umgebung.«
    »Was ist mit dem Schuss?«
    »Die Nachbarn im Norden sind in Europa. Im Süden wohnt eine über neunzig Jahre alte Frau, die von einer Krankenschwester betreut wird. Die Schwester hört prima, aber sie schlafen beide im Schlafzimmer der alten Dame, und da blasen ein Luftbefeuchter und ein Luftfilter, die alle Geräusche ausblenden, die leiser sind als die Explosion einer Atombombe.« Er lachte. »Als ob die Götter sich gegen uns verschworen hätten. Hast du irgendwelche neuen Erkenntnisse zu bieten?«
    Bevor ich antworten konnte, klopfte ein großer, rothaariger Mann Ende zwanzig an den Türrahmen. Er trug einen grauen Anzug mit vier Knöpfen, ein dunkelblaues Hemd und eine dunkelblaue Krawatte. Doc Martens an den Füßen. Seine Haare waren kurz geschnitten, und Sommersprossen sprenkelten seine Stirn und seine Wangen. Er war schlaksig, hatte die Figur eines Angriffsspielers im Basketball und das rundliche Babygesicht, das man bei manchen Rothaarigen sieht.
    »Hey«, sagte Milo.
    »Lieutenant.« Er salutierte knapp.
    »Alex, das ist Detective Sean Binchy. Sean, Dr. Alex Delaware, unser psychologischer Berater.«
    Binchy blieb im Türrahmen stehen und streckte die Hand aus. Das Zimmer war so klein, dass wir uns auf diese Weise die Hand schütteln konnten.
    »Sean wird mir im Fall Koppel helfen.« An Binchy gewandt: »Irgendwas Neues zu ihrer Familie?«
    »Beide Eltern sind tot, Lieut. Ich habe eine Tante in Fairfield, Connecticut, aufgetrieben, aber sie hatte Dr. Koppel seit Jahren nicht gesehen. Ich zitiere: ›Nachdem Mary Lou nach Kalifornien gezogen war, wollte sie nichts mehr mit uns zu tun haben.‹ Zitatende. Sie hat gesagt, die Familie würde vermutlich für das Begräbnis aufkommen, wir sollen ihr die Rechnung schicken.«
    »Niemand kommt hierher?«
    Sean Binchy schüttelte den Kopf. »Sie stehen ihr ziemlich distanziert gegenüber. Irgendwie traurig. Der Exmann ist allerdings hier. In L.A., meine ich. Aber er ist kein Anwalt. Er macht in Immobilien.« Er zog einen Notizblock hervor. »In Encino. Ich hab ihm eine Nachricht auf Band gesprochen, aber bis jetzt hat er nicht zurückgerufen. Ich hab mir gedacht, ich mache noch mal die Runde in Dr. Koppels Nachbarschaft und versuch’s dann wieder.«
    »Klingt gut«, sagte Milo.
    »Brauchen Sie sonst noch was, Lieut?«
    »Nein, die Befragung der Nachbarn zu Ende zu bringen ist eine gute Idee. Hat sich da noch immer nichts ergeben?«
    »Leider nicht«, antwortete Binchy. »Scheint eine ruhige Nacht in Cheviot Hills gewesen zu sein.«
    »Okay, Sean. Danke. Sayonara. «
    »Bis dann, Lieut. War nett, Sie kennen zu lernen, Doc.«
    Als Binchy gegangen war, sagte Milo: »Sein früherer Beruf war, halt dich fest, Bassist in einer Ska-Band. Dann wurde er wiedergeboren und beschloss, dem Herrn als Cop zu dienen. Er schnitt sich die Haare ab, ließ sich die Piercinglöcher zumachen und war beim Abschluss seines Jahrgangs in der Academy unter den ersten zehn Prozent.«
    »Er macht einen netten Eindruck«, sagte ich.
    »Klug genug ist er, vielleicht ein bisschen zu sehr dem Konkreten zugetan - von A über B nach C. Wir werden sehen, ob er es lernt, kreativ zu sein.« Er grinste. »›Lieut.‹ Zu viel Fernsehen … bis jetzt hat er nicht mit dem Wiedergeborenenkram angefangen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass er eines Tages versucht, mich zu retten. Unterm Strich sieht es so aus, dass ich Gavin und die Blondine und Koppel nicht ganz allein bewältigen kann, und er ist eine gute Arbeitsbiene … also, irgendwelche Ideen seit gestern?«
    »Koppel hat Gavins Krankenakte mit nach Hause genommen, hatte sie oben auf ihrem Stapel liegen«, sagte ich. »Sie hat zwei Morde im Kreis ihrer Patienten als statistischen Ausreißer abgetan, aber es hat ihr keine Ruhe gelassen, und sie hat sich ihre Notizen noch einmal angesehen. Die Tatsache, dass Newsomes Akte nicht da war, bedeutet wahrscheinlich, dass Koppel die Wahrheit gesagt hat, was das Schreddern betrifft.«
    »Es gab nicht viele Notizen zu Gavin, die sie nachlesen konnte.«
    »Vielleicht hat die Anamnese gereicht. Darin hat sie Gavins juristische Probleme detailliert festgehalten. Was ist, wenn sie eine Verbindung zwischen dem Mord an Gavin und der Verfolgung Beth Gallegos’ hergestellt hat? Auf einen Verdächtigen gestoßen ist, ihren Verdacht irgendjemandem gegenüber geäußert hat und deshalb umgebracht worden ist?«
    »Du

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