Im Sog der Gefahr
in seinem Lächeln lag eine Verbissenheit, die selbst Holly nicht entging.
»Ich muss wieder an die Arbeit.« Als sie die Bettdecke zurückschlug, zuckte sie zusammen. »Aber na gut, ich gehe mit Mr Carver.«
Mit erleichterter Miene ging Dr. Fielding in sein Büro. »Sie haben meine Telefon-und Handynummer. Rufen Sie mich an, wenn Sie mich brauchen.«
Bei dem Versuch, sich zu bewegen, gab sie ein Grunzen von sich. »Verdammt, ich glaube, ohne einen Schuss Morphium schaffe ich es nicht einmal in ein Boot.«
»Das brauchen Sie auch nicht. In meinem Blockhaus ist ein Zimmer frei. Da hätten Sie Ihre Privatsphäre, aber ich wäre in der Nähe, wenn Sie etwas brauchen.«
Sie wirkte unsicher.
»Sie können ja Ihr Team anrufen. Die können dann eine Rettungsaktion starten, falls Sie Angst bekommen.«
»Für wie alt halten Sie mich, acht?« Sie musste lachen, als ihr auffiel, dass er die gleiche Taktik benutzte, mit der sie ihn gestern dazu hatte bringen wollen, mit ihr zu tauchen. Herrje, war das wirklich erst gestern gewesen? »Ich muss wirklich wieder an die Arbeit …«
»Morgen«, rief der Arzt durch die offene Tür. »
Falls
ich mein Einverständnis gebe.« Er kam zurückgeeilt und übergab ihr ein Röhrchen Medikamente. »Versprechen Sie mir, dass Sie heute Nacht etwas Schlaf bekommen, dann können Sie morgen früh gleich wieder an die Arbeit gehen.« Mit erhobenen Brauen wartete er ihre Antwort ab.
»Also gut. Aber ›morgen früh‹ fängt um Mitternacht an.« In ihren Augen erwachte ein Funke zum Leben, der seit dem Unfall gefehlt hatte. Sie sah Finn an. »Helfen Sie mir bitte mit meinen Sachen?«
Das Krankenhausnachthemd, das die Schwester für Holly aufgetrieben hatte, bauschte sich um sie wie eine Quellwolke. Vorsichtig setzte sie die Füße auf den Boden, und Finn konnte den Blick kaum von der aufblitzenden nackten Haut abwenden. Nachdem der Arzt das Zimmer verlassen hatte, blieben die beiden allein zurück und starrten sich an.
»Finn?« Verwirrt zog sie eine Augenbraue hoch.
Aus seiner Trance gerissen, eilte Finn ins Schwesternzimmer und schnappte sich einen Satz OP -Kleidung aus einem Regal. »Bestellen Sie auf meine Kosten neue«, sagte er zu Anita, die gerade den Computer herunterfuhr.
Er schüttelte die OP -Kleidung auf – sie roch nach warmer Baumwolle – und bückte sich dann neben Holly, damit sie einen Fuß nach dem anderen in die Hosenbeine setzen konnte. Während er ihr die Hose über die Hüften zog und seine Finger die samtweiche Haut unter ihrem Nachthemd streiften, sah er ihr fest in die Augen. Ihre Wangen färbten sich leicht rosa, ihr Atem ging stockend. »Danke.«
Die obere Hälfte war schwieriger für beide. »Drehen Sie sich zur Wand.« Die Vorhänge waren zugezogen, aber ohne Hilfe würde sie das Oberteil nie über den Kopf bekommen. Hätte er ein Hemd zum Knöpfen getragen, hätte er ihr das gegeben, so jedoch löste er die Bänder des Krankenhausnachthemds und hielt den Atem an, während der Stoff sacht zu Boden glitt. Perfekt geformte Schultern und eine grazile Wirbelsäule kamen zum Vorschein. Die Oberseite ihrer Arme und eine Seite ihres Oberkörpers waren mit roten Kratzern überzogen, die ihm in Erinnerung riefen, wie knapp sie ernsteren Verletzungen entgangen war und welche Schmerzen sie haben musste.
»Können Sie die Arme heben?« Sein Ton war schroff. Vielleicht hätte er diesen Part der Schwester überlassen sollen, aber Anita hatte es offenbar eilig, nach Hause zu kommen. Und würde er sich tatsächlich diese einmalige Gelegenheit entgehen lassen, Holly nackt zu sehen?
»Ich denke schon.« Langsam hob sie die Arme.
Er konnte hören, wie sie den Atem anhielt, als sie das verletzte Gewebe bewegte. Den Blick fest auf ihre Hände gerichtet, beugte er sich ein Stück vor. Seine Brust streifte ihren Rücken, als er das Oberteil über ihre Finger zog und den Stoff an ihren Armen hinabgleiten ließ, ehe er ihn vorsichtig über ihren Kopf und den Oberkörper zog. Elektrische Spannung knisterte zwischen ihnen. Noch nie in seinem Leben war er sich der Gegenwart eines anderen Menschen so bewusst gewesen.
»Haben Sie eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?« Er musste sich von unangebrachten Gedanken ablenken. Wie es zum Beispiel wäre, seine Hände unter ihr Oberteil gleiten zu lassen und ihre Brüste darin zu wiegen. Das war
nicht
hilfreich.
»Der Kerl, den ich letzten Monat für den Mord an seiner Frau verhaftet habe? Jemand, der es mir übel nimmt, dass ich ihn
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