Im Sog der Gefahr
sehen würde.
Jeff und Malone hatten Brent nach Port Alberni gebracht, um ihn zu befragen.
Steffie arbeitete bis zum Umfallen, um alle Beweismittel von diesem Tatort zu katalogisieren – zusätzlich zu allen anderen. Holly hatte weitere Beamte zur Unterstützung angefordert, weil sie mit einem Doppelmord und mehreren Einsatzorten bis zum Anschlag ausgelastet waren.
Beim ersten Läuten ging sie an ihr Handy. »Ja, Sir?« Furlong. Schon wieder. Du lieber Himmel, er schien die Untersuchung mit mikroskopischer Genauigkeit zu beobachten.
George verdrehte die Augen. Er war einer der wenigen Menschen auf der Welt, die Staff Sergeant James ›Jimmy‹ Furlong für ein totales Arschloch hielten. Sie lächelte ihm schwach zu, als Furlong loslegte.
»Hat der Rechtsmediziner schon einen Todeszeitpunkt?«
»Noch nicht, Sir.«
»Dieses nutzlose Stück …«
»Sie sind auf dem Lautsprecher«, flötete George laut im Hintergrund und grinste boshaft.
»Was ist denn das für ein Sch…«
»Sie sind nicht auf dem Lautsprecher, Staff Sergeant Furlong.« Augenrollend ging sie aus dem Schlafzimmer. Fort von Gina Swartz’ Überresten. »George verschaukelt Sie nur.« Und ehrlich gesagt gefiel ihr das.
Furlong machte eine Pause. Sie konnte sich richtig vorstellen, wie er nachdenklich den Kopf schief legte und erkannte, dass er gerade einen Teil seiner viel gepriesenen Coolness eingebüßt hatte.
»Gerade habe ich mit Malone gesprochen, und er sagte, Finn Carver habe die Leiche gefunden. Ich will diesen Mann in Gewahrsam …«
»Das wäre eine Verschwendung von Zeit und Arbeitskraft, Sir. Finn Carvers Aufenthaltsort kann fast für die ganze Nacht belegt werden …«
»Tja, Menschen lügen.«
»
Ich
lüge nicht.«
»Sie sind sein Alibi? Nach allem, was ich Ihnen vor meiner Abfahrt bezüglich eines möglichen Skandals gesagt habe?«
Holly suchte nach dem ruhigen Auge im Zentrum des rasenden Sturms, den seine Andeutungen in ihr entfesselt hatten. Fast hätte sie mit jemandem, der in eine Ermittlung verwickelt war, eine Grenze überschritten, aber sie hatte widerstanden. Gott sei Dank! »Er hat Malone und mich in den Wald gefahren, um Milbanks Boot zu finden, weil wir zu dem Zeitpunkt keinen Wagen hatten.« Ein kleiner Seitenhieb nur, aber immerhin. »Nach Mitternacht hat er mir dann die Tauchprotokolle besorgt, wobei wir das Feuer am Meeresinstitut entdeckt haben. Er hat geholfen, das Feuer zu löschen, und den Großteil der Nacht damit verbracht, die Studenten zu befragen, um herauszufinden, wer von ihnen so dumm gewesen war, fast das Haus abzubrennen.« Sie war laut geworden, ihre Stimme schallte über die Baumwipfel. Sie hatte das Haus verlassen und stand jetzt neben der kleinen Gartenschaukel mit Blütenmuster, die in einem Fleckchen Sonne stand. Hier hatte Gina Swartz gesessen, gelesen, sich entspannt. Himmel, vielleicht hatte sie hier sogar Sex gehabt. Sie kniff die Augen zusammen. Die DNA auf den Laken und der Matratze musste umgehend analysiert werden. Sie musste wissen, wer ihr letzter Liebhaber gewesen war.
Wenn sich auf diesen Laken Brent Carvers DNA fand, hatte er über seine Beziehung zum Opfer gelogen. War es vielleicht ein Verbrechen aus Leidenschaft gewesen? Die meisten Frauen wurden von ihren Partnern oder Expartnern getötet.
Mit einem Schlag galt ihre Aufmerksamkeit wieder ganz Furlong, als sie ihn sagen hörte, dass er vorbeikommen würde, sobald sich sein Zeitplan etwas lichtete.
Verdammt!
»Ich kriege das schon hin, Sir.«
»Komisch, ich dachte, Sie hätten mehr Leute angefordert?«
»Aber ich weiß doch, wie beschäftigt Sie sind.« Ihr Magen rotierte. Wogen von Unbehagen durchfluteten sie.
»Ich komme zu Ihnen raus, Holly. Sie sind nicht die Einzige, deren Ruf hier auf dem Spiel steht. Und diese Sache gerät allmählich außer Kontrolle.«
»Ich schaffe das.«
»Tja, bis jetzt haben Sie hundsmiserable Arbeit geleistet.«
Vielleicht hatte er recht. Vielleicht hatte sie in diesem Fall noch keine großartigen Leistungen vollbracht. Es gab so wenige Hinweise, und niemand wollte reden. Aber was zum Geier konnte Furlong tun, was darüber hinausging und trotzdem noch legal war?
»Ich freue mich darauf, Sie zu sehen, Sir.«
Nach dem Auflegen blickte sie starr auf das nackte Stück Erde unter der Schaukel. Auf keinen Fall würde sie sich von Furlong aus dem Weg drängen lassen. Sie wählte eine andere Nummer. Normalerweise ließ sie ihre Beziehungen nicht spielen, aber diesen Fall würde sie mit allen
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