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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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sich recht überlegte, wäre es schade gewesen, sie nicht näher kennenzulernen.
    Er ließ sich neben ihr auf der Decke nieder in der Erwartung, sie würde aufwachen und ihn aus seiner melancholischen Stimmung holen. Aber sie schlief, atmete leicht und regelmäßig. Mit einem verschmitzten Lächeln legte er sich an ihre Seite und beobachtete sie. Sein Blick erkundete ihr entspanntes Gesicht, er malte sich aus, auf welche Weise er sie in sein Bett locken könnte, und verwarf den Gedanken wieder. Sie mochte sich für eine lebenserfahrene Frau halten, war in Wirklichkeit jedoch ein naives Unschuldslamm, und alles, was er mit ihr getan hatte, erfüllte sie mit Entsetzen. Sich von ihm verführen zu lassen, wäre für sie der erste Schritt zur Verdammnis.
    Sie roch nach Rosen. Auf ihrer Nase entdeckte er winzige Sommersprossen, die er berühren wollte, um zu sehen, ob sie sich wegwischen ließen. Am frühen Morgen waren diese Pünktchen noch nicht zu sehen gewesen. Ihre Zofe würde ihr Vorhaltungen deswegen machen, vorausgesetzt sie beschäftigte eine Zofe.
    Er neigte sein Gesicht näher, atmete ihren Duft. Sonnenwarme Haut, vermischt mit Rosenduft und einem süßen Hauch nach Weiblichkeit, erregte seine Sinne. Gefahr, ermahnte er sich, sie ist eine gefährliche Frau.
    Und dann übermannte auch ihn der Schlaf.

15. KAPITEL
    M elisande träumte, in den Armen ihres Gemahls zu liegen, doch der sonst so sanfte, beinahe zaghafte Druck von Thomas’ knochigen Armen fühlte sich kräftiger und besitzergreifender an – und sein Körper jung und stark, befreit von Schwäche, Alter und Krankheit. Sie schmiegte sich seufzend an ihn, im Wohlgefühl seiner Wärme, seines Duftes nach Sonnenschein und frischem Gras. Er hob ihre Hand, legte sie an seine Brust, führte sie seinen flachen Bauch hinab zu seiner Männlichkeit, eine erstaunlich kräftige Wölbung. Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, doch er wollte es nicht zulassen, und sie ließ ihre Finger spielerisch über die geheimnisvolle Schwellung gleiten, erkundete ihre Härte und Länge und hörte ihn schläfrig stöhnen.
    Sie rückte näher. Ihr war warm, aber sie wollte ihm noch näher sein, geborgen in seinen Armen. Er roch frisch nach Frühling, doch das musste sie sich einbilden. Thomas hasste die Natur, die frische Luft. Im Freien verschlimmerte sich seine Gicht. Aber Thomas hatte sich verwandelt, er war jung und stark, und sie barg ihr Gesicht an seiner sonnenwarmen Jacke und sank tiefer in beglückenden Schlaf.
    Er war bei ihr. Der Mann, der sie erwählt hätte, war jung und gesund, ein wenig aufbrausend, eigensinnig, aber auch beschützend. Sie würden für immer zusammen leben, ein glückliches Paar, und sie würden Kinder bekommen und gemeinsam lachen und weinen. Es war noch nicht zu spät. Thomas hatte dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen und war zu ihr zurückgekehrt.
    Sie spürte die Nässe ihrer Tränen an ihren Wangen, seine Finger, die sie sanft wegwischten. Er hob ihr Gesicht und neigte sich über sie. Sie kannte seinen Kuss, weich und süß und tröstlich, aber Thomas küsste nicht gern. Alles hatte sich verändert, und sie schwelgte in einem glücklichen Traum, fühlte sich belebter als je zuvor, kuschelte sich in seine Arme und schlief und schlief.
    Plötzlich war ihr kalt. Sie war wieder allein. Thomas hatte sie verlassen, und das Bett unter ihr fühlte sich hart an, zu hart. Sie wurde an den Schultern gerüttelt, ungeduldig. Sie öffnete die Lider und blickte in Viscount Rohans markantes Gesicht, seine dunklen Augen.
    „Wachen Sie auf!“, befahl er unwirsch. „Sie haben geträumt.“
    Sie rückte von ihm ab, immer noch schlaftrunken. Und dann traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz. Es war nicht Thomas gewesen, sondern Rohan, der neben ihr gelegen hatte. Rohan, nicht Thomas. Thomas war tot, er kam nicht zu ihr zurück. Und zu ihrem Entsetzen entrang sich ihr ein trockenes Schluchzen.
    Das war allerdings nicht zu vergleichen mit dem Entsetzen in Rohans Augen beim Anblick ihrer Tränen. „Um Himmels willen, Charity, es war nicht meine Schuld“, erklärte er schroff. „Auch ich war eingeschlafen, und Sie schmiegten sich an mich. Ich wusste nicht, was ich tat.“ Wieder schluchzte sie, und seine Betroffenheit wuchs. „Ich wollte Sie nicht küssen, aber Sie waren mir so nahe, und ich war im Halbschlaf.“
    Ihr Magen krampfte sich zusammen, ihre Brust verengte sich schmerzhaft. Sie schlang die Arme um sich im Bemühen, ihren Kummer in den geheimsten

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