Im Sog der Sinnlichkeit
stets zu Demut und Unterwürfigkeit ermahnt hatte, gerne die Führungsrolle übernahm, ergriff das Wort. Die anderen nickten eifrig.
Melisande hätte am liebsten die Augen verdreht. „Ich nehme an, ihr wollt mir sagen, dass Viscount Rohan nichts Gutes im Sinn hat.“
„Natürlich hat er nichts Gutes im Sinn.“ Violet kicherte verschmitzt. „Das ist ja schon das halbe Vergnügen.“
„Violet!“, wies Emma sie zurecht.
„Überlassen Sie das bitte uns, Mrs Cadbury“, fuhr Sukey fort. „Sie haben Ihre Meinung gesagt. Nun sind wir dran. Also Mylady, da Sie entschlossen sind, mit Lord Rohan zu schlafen, brauchen Sie ein paar Ratschläge.“
„Ich glaube nicht, dass die nötig sind.“
„In diesem Punkt irren Sie“, entgegnete das Mädchen mit Bestimmtheit. „Sie liegen flach auf dem Rücken mit den Beinen in der Luft, ehe Sie begreifen, was passiert, und das kann eine sehr gefährliche Position sein.“
Melisande stellte sich diese Position vor und spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. Sie fand keine Worte.
„Wir sprechen hier nicht von Hurentricks“, half Hetty weiter. „Na ja, eigentlich schon, aber nicht von Spielen oder so etwas. Wir sprechen über Babys.“
„Sie wollen mit Sicherheit nicht schwanger werden“, sagte Sukey ernsthaft. „Und es gibt Methoden, dies zu vermeiden. Wann hatten Sie Ihre letzte Monatsregel?“
Melisandes Wangen glühten noch heißer. „So weit wird es vermutlich nicht kommen. Lord Rohan will vielleicht nicht mit mir schlafen. Oder ich finde, es wäre keine gute Idee.“
„Es ist keine gute Idee“, bestätigte Emma trocken. „Aber du wirst es trotzdem tun. Glaube uns, wir wissen über diese Dinge bestens Bescheid. Beantworte Sukeys Frage.“
„Vor etwa zwei Wochen.“
Sukey wiegte bedächtig den Kopf. „Schlechter Zeitpunkt. Wenn Sie noch eine Woche warten könnten, bevor Sie sich mit dem Gentleman im Bett vergnügen, wäre es ungefährlicher. Aber ich weiß, das ist schwer, wenn das Blut in Wallung gerät. Also sagen wir Ihnen, was zu tun ist.“
„Ich nehme einen Essigschwamm“, verkündete Agnes.
„Ich einen Kupferpenny“, sagte Hetty.
„Das wäre alles nicht nötig, wenn Sie es ihm mit dem Mund besorgen“, steuerte Violet bei und wurde schleunigst zum Schweigen gebracht.
„Damit fängt sie doch nicht an, dumme Gans!“, schalt Sukey ungehalten.
Melisande geriet in noch größere Verlegenheit, war schockiert und neugierig zugleich. „Was um Himmels willen soll ich mit einem Kupferpenny? Als Opfergabe für eine Heilige?“
Agnes, die einzige gläubige Katholikin unter ihnen, lachte laut auf. „Sie tun damit das Gleiche wie mit dem Essigschwamm, Mylady. Sie schieben ihn in Ihre …“
„Schluss damit!“, befahl Melisande, deren Neugier mehr als befriedigt war. „Glaubt mir, ich muss nicht zu solchen Tricks greifen. Ich bekomme keine Kinder, ich bin unfruchtbar.“
„Woher willst du das wissen?“, fragte Emma. „Nur weil du von einem alten Mann nicht empfangen hast oder in einer einzigen Nacht mit einem jungen Taugenichts, heißt das noch lange nicht, dass ein Mann von Lord Rohans … Vitalität … das nicht zuwege bringen sollte.“
Es reichte. Das Letzte, woran Melisande denken wollte, betraf Benedick Rohans Vitalität oder seltsame Dinge in die intimste Öffnung ihres Körpers einzuführen oder gar zuzulassen, dass Rohan einen seiner Körperteile …
„Es gibt natürlich auch den Koitus interruptus“, erklärte Sukey weiter. „Der Gentleman kann seinen Schaft rechtzeitig herausziehen und seinen Samen auf dem Laken oder auf Ihrem Bauch verspritzen. Das ist zwar nicht todsicher und für den Gentleman weniger befriedigend. Aber ich könnte mir denken, dass Lord Rohan kein Interesse daran hat, einen Bastard in die Welt zu setzen. Er könnte natürlich auch ein französisches Briefchen benutzen.“
„Was hat denn ein französisches Briefchen damit zu tun?“, fragte Melisande, die überhaupt nichts mehr begriff. „Wenn ihr erwartet, dass ich mir ein Blatt Papier in …“
„Mein Gott, sind Sie naiv!“ Sukey schüttelte den Kopf. „Eigentlich sollte man Sie bei Dunkelheit gar nicht auf die Straße lassen. Ein französisches Briefchen, auch Pariser genannt, Lady Carstairs, ist eine Art Haube, die ein Gentleman sich über seinen Schwanz stülpt und in die er seinen Samen ergießt statt in Ihren Schoß.“
Seinen Schwanz, dachte Melisande zerstreut. Ein ziemlich anschaulicher Begriff. „Ich nehme an, Rohan wird
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