Im Sog der Sinnlichkeit
prüde, Lady Carstairs. Und wenn Sie sich mit Harry Merton vergnügen wollen, bitte sehr, meinen Segen haben Sie. Er ist ein törichter Nichtsnutz, aber im Grunde genommen harmlos.“
„Sie geben mir Ihren Segen?“, gurrte sie. „Ich ahnte ja nicht, dass ich den brauche.“
Benedick kannte sich mit Frauen zu gut aus, um nicht zu wissen, dass die Situation für ihn nun brenzlig wurde. Allerdings konnte sie ihm hier in der Öffentlichkeit nicht wirklich gefährlich werden. „Verzeihen Sie, Madam“, entgegnete er in aller Höflichkeit. „Natürlich können Sie mit jedem beliebigen Mann schlafen.“ Er bemerkte Lord Elsmere, der sich näherte, vermutlich, um ihn zu einer Kartenrunde zu überreden. Und hinter Elsmere entdeckte er Dorothea Penningtons liederlichen Bruder. „Aber ich bat Sie, mir die Nachforschungen zu überlassen“, fügte Benedick mit gedämpfter Stimme hinzu.
„Und ich sagte Ihnen, dass ich das nicht dulde. Im Übrigen habe ich eine Entscheidung getroffen, die ich Ihnen mitteilen will.“
Elsmere versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, und Benedick hörte ihr nur mit halbem Ohr zu. „Was denn?“, fragte er zerstreut.
„Ich habe beschlossen, Ihre Mätresse zu werden.“
23. KAPITEL
I n seiner Verblüffung starrte Benedick sie an, als seien ihr plötzlich zwei Köpfe gewachsen. Sie hingegen lächelte huldvoll zu ihm auf wie eine Königin, die eine Audienz gewährte. Er war sprachlos.
„Sie haben den Verstand verloren“, sagte er endlich. „Sie sind die letzte Frau auf dieser Welt, die ich mir zur Mätresse nehmen würde.“
Das kurze Flackern in ihren blauen Augen, das er nicht zu deuten wusste, schmälerte ihre Gelassenheit keineswegs. „Das klingt nicht sehr schmeichelhaft.“
„Ich hatte nicht die Absicht, Ihnen zu schmeicheln, sondern lediglich, Ihnen die Wahrheit zu sagen. Ich bin nicht an einer Mätresse interessiert, schon gar nicht an Ihnen.“
„Ich bin keine Unschuld mehr, Lord Rohan. Ich habe Erfahrung mit Männern und erkenne Verlangen. Sie werden doch nicht behaupten wollen, dass Sie mich nicht begehren.“ Ihr Tonfall klang eine winzige Spur angestrengt, und er spürte, dass sich hinter ihrer zur Schau gestellten Selbstsicherheit Zweifel regten. Er könnte sie mit Worten vernichten und dafür sorgen, dass sie es nie wieder wagen würde, einem Mann ihre Gunst anzutragen.
Ein verlockender Gedanke, denn er war zu der bedauerlichen Einsicht gekommen, dass er nicht wollte, dass sie mit einem anderen das Bett teilte, wenn er sich dieses Vergnügen versagte. Aber er brachte es nicht über sich, so grausam zu sein.
„Ich will keine Mätresse“, wiederholte er weniger aufgebracht. „Und falls ich den Wunsch hätte, wäre ich die denkbar schlechteste Wahl für Sie. Ich bin kein besonders umgänglicher oder aufmerksamer Mensch. Außerdem gehen wir einander gehörig auf die Nerven, selbst wenn Sie das zu leugnen versuchen.“
„Wir wollen doch nicht …“, begann sie, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen.
„Jedenfalls gehen Sie mir auf die Nerven. Sie sind eine wohlhabende schöne Witwe und können unter den anwesenden Gästen Ihre Wahl treffen“, erklärte er gepresst. „Wenn Sie eine Affäre wollen, suchen Sie sich einen der Herren aus.“ Und ich breche ihm alle Knochen! fügte er erbittert in Gedanken hinzu.
Er nahm ihr Angebot keine Sekunde ernst. Sie hatte wiederholte Male betont, kein Interesse an Männern zu haben. Und ohne seine Verführungskünste schmälern zu wollen, glaubte er nicht, dass ein flüchtiger Höhepunkt ihre Meinung geändert haben könnte. Wahrscheinlich wollte sie nur erreichen, dass er sie wieder in seine Nachforschungen einbezog, aber darauf würde er sich nicht einlassen, so verlockend der Köder auch sein mochte, den sie da ausgelegt hatte.
Ihre Unsicherheit war verflogen. „Ich will keinen anderen. Ich traue diesen Kerlen nicht.“
Er stutzte. „Und mir vertrauen Sie?“, fragte er verwundert. „Wie absurd! Das kann nicht Ihr Ernst sein.“
„Nun ja, Ihnen vertrauen wäre wohl zu viel gesagt. Aber ich vertraue darauf, dass Sie wissen, was Sie im Schlafzimmer tun. Ich hatte einen alten kranken Ehemann und einen unbeholfenen selbstsüchtigen jungen Geliebten. Die Gänschen halten Sie für einen versierten Liebhaber. Deshalb scheint es mir vernünftig, mit Ihnen zu beginnen. Mittlerweile bin ich nämlich nicht mehr davon überzeugt, für ein enthaltsames Leben geschaffen zu sein. Und wenn ich Affären haben will, möchte
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