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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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drehte er sich wortlos um und durchquerte den Ballsaal mit langen Schritten, ohne auf die Grußworte einiger Gäste zu achten. Er konnte Lady Carstairs nicht sehen, nur die Herren, die sie umringten. Und er war sich nicht sicher, wem er lieber den Hals umdrehen würde: Harry Merton oder Melisande.
    Er verlangsamte seine Schritte. Nun hatte er freien Blick. Melisande ruhte hingegossen auf einem Diwan, der wohl extra für sie herbeigeschafft worden war, und hielt Hof im Kreis lachender Herren, stellte er zähneknirschend fest. Was hatte sie hier zu suchen, umschwärmt von diesen Lackaffen? Und woher hatte sie dieses anstößige Kleid, das tiefe Einblicke auf ihre üppigen Brüste gewährte? Zorn wallte in ihm auf. Er selbst hatte ihre Brüste, die sie jetzt jedem lüsternen Idioten zur Schau stellte, nie gesehen und nie berührt.
    Er drängte sich durch die Gaffer, die ihm bereitwillig Platz machten, und baute sich drohend vor Melisande auf, die ihn mit einem heiteren Lächeln empfing. „Rohan!“, grüßte sie mit gespielter Freude. „Ich fürchtete beinahe, Sie versetzen mich.“
    Merton saß auf einem Stuhl neben ihr und hielt ihre Hand. Benedick sah ihn stumm an, sein maliziöses Lächeln jedoch war eine gefährliche Warnung.
    Merton gab ihre Hand frei, stand hastig auf und kicherte allerdings, wie es seine Art war. „Grundgütiger, Rohan, du jagst mir einen Schrecken ein! Ich wollte deiner schönen Begleiterin nur Gesellschaft leisten, da du dich so unverzeihlich verspätet hast. Ich muss schon sagen, so behandelt man keine Dame. Und wenn du sie vorausschickst, musst du damit rechnen, dass andere in deinem Revier wildern.“
    „Ich bin allerdings kein flüchtendes Reh“, bemerkte Melisande belustigt.
    Merton kicherte wieder und senkte den Blick in ihr Dekolleté. „Nein, meine Schönste, Sie gleichen einem Paradiesvogel, den sich jeder Jäger als Trophäe wünscht. Allerdings möchte ich es vermeiden, zum Duell gefordert zu werden, deshalb ziehe ich mich zurück.“ Er wies mit schwungvoller Geste auf den vergoldeten Stuhl, den er freigegeben hatte, und Benedick nahm darauf Platz.
    „Ich bin dir zu Dank verpflichtet, Harry“, sagte er gleichmütig, „allerdings wusste ich, dass ich damit rechnen kann, dass du dich nicht an meiner Jagdtrophäe vergreifst.“
    „Wie bitte?“, setzte Melisande mit drohendem Unterton an, aber ein Blick seiner zornfunkelnden Augen genügte, um sie zum Schweigen zu bringen, was allerdings nicht lang anhalten würde, wie Benedick befürchtete.
    „Stets zu Diensten, alter Freund. Darf ich dir und deiner Angebeteten ein Erfrischungsgetränk bringen? Wie mir scheint, bist du nach deiner Ankunft sofort auf uns zugestürmt.“
    „Gerne, Harry. Lady Melisande und ich wollen nur ein paar Minuten ungestört bleiben. Immerhin waren wir stundenlang getrennt.“
    Merton schmunzelte lasziv. „Ach ja, das junge Liebesglück.“ Damit entfernte er sich langsam.
    Mittlerweile hatten sich auch die anderen Verehrer zurückgezogen wie ein Rudel junger Wölfe, wenn der Alpharüde die Zähne fletschte. Recht so, dachte Benedick, der am liebsten jedem an die Kehle gegangen wäre, der sich in ihre Nähe wagte.
    Melisande ergriff das Wort, allerdings richtete sie es nicht an ihn. „Miss Mackenzie, Sie können sich zurückziehen, da ich mich nun im Schutz von Viscount Rohan weiß.“
    Benedick folgte ihrem Blick, der einer großen mageren älteren Frau galt, die mit tadelnder Miene im Schatten stand.
    Die Frau hüstelte und murmelte etwas Abfälliges, ihn betreffend oder Melisande oder sämtliche Gäste oder das Leben schlechthin.
    „Sagen Sie bloß nicht, diese Person war eine Kurtisane“, raunte er Melisande zu. „Das glaube ich Ihnen nicht.“
    „Sie war meine Gouvernante“, antworte sie mit einem Lächeln, das ihn einen Moment verwirrte. Und dann entsann er sich seines Unmuts.
    Sein Lachen klang höhnisch. „Kein Wunder, dass Sie eine prüde Einstellung zum Leben haben.“
    „Versuchen Sie nicht, einen Streit mit mir vom Zaun zu brechen, Lord Rohan“, entgegnete sie honigsüß. „Sie hätten sich doch denken können, dass ich mich nicht ans Bett fesseln lasse. Und ich habe bereits Fortschritte erzielt.“
    „Etwa bei Harry Merton? Der Kerl bekam regelrecht Stielaugen, als er in Ihren anstößigen Ausschnitt starrte.“
    „Nicht anstößiger als der anderer Damen im Saal“, entgegnete sie spitz. „Und seit wann sind Sie so prüde?“
    Er riss sich zusammen. „Beileibe nicht

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