Im Sog der Sinnlichkeit
haben.
„Es geht um meine verflixte Sch…Schwester“, fuhr Pennington fort.
Bildete Benedick sich das nur ein oder wich die Spannung aus Harrys Gesichtszügen? Aber aus welchem Grund sollte er nervös werden? Merton wäre doch der Letzte, der etwas mit dem Satanischen Bund zu tun haben könnte. Soweit er wusste, fühlte Harry trotz all seiner prahlerischen Reden sich nicht sonderlich zu Frauen hingezogen und war außerdem viel zu harmlos, um in schmutzige und heimliche Umtriebe verstrickt zu sein.
Er sollte Pennington mit einer Ausrede abspeisen. Keinesfalls wollte Benedick sich unter Druck setzen lassen und etwas äußern, wodurch Dorothea sich Hoffnungen auf einen Antrag machen könnte. Der Gedanke an eine Heirat mit ihr, der ihm noch vor einem Monat vielversprechend erschienen war, hatte sich in eine Höllenvision verwandelt. Lieber würde er noch Melisande nehmen.
Nein, Gott behüte, nur das nicht! Die gefühlskalte Dorothea würde ihn wenigstens zufrieden lassen. Melisande würde von ihm Aufmerksamkeit fordern, ihm nachspionieren und ihm grässliche Szenen machen, wenn er eigene Wege ging. Sie würde ihn lieben, und allein dieser Gedanke jagte ihm eisige Schauer über den Rücken.
Er setzte ein liebenswürdiges Lächeln auf. „Was kann ich für Sie tun, Pennington?“
„Wie gesagt, es geht um meine Schwester.“ Pennington bemühte sich sichtlich, deutlich zu sprechen. „Sie bat mich, mit Ihnen zu plaudern und Ihnen einen kleinen Wink zu geben. Sie möchte, dass ich Sie für das kommende Wochenende in unser Landhaus einlade. Ich sagte ihr, dass ich bereits anderweitige Pläne habe, aber davon wollte sie nichts hören.“
„Haben Sie denn anderweitige Pläne, Mr Pennington?“
Er geriet sichtlich in Verlegenheit. Pennington war weder ein angenehmer Zeitgenosse noch sonderlich hell im Kopf. „Und ob, Lord Rohan. Deshalb kann ich Sie leider nicht einladen. Aber Dorothea wollte nichts davon hören. Sie wird natürlich nicht jünger und hat den Charakter einer Giftschlange.“ Und dann dämmerte ihm wohl, wie solche Worte auf einen künftigen Bräutigam wirken mochten, und er versuchte schleunigst, verlorenen Boden gut zu machen. „Also eine kleine Schlange“, sagte er hastig. „Ein nette, harmlose Schlange. Und natürlich nur gegenüber ihrem Bruder. Schwestern sind nun mal teuflisch.“
Benedick dachte an seine eigene jüngere Schwester, die mit einem Scheusal verheiratet war. Wenn Miranda schon darauf bestanden hatte, diesen grässlichen Kerl zu heiraten, sollte sie wenigstens die Güte haben, unglücklich zu werden, statt im Liebesglück mit ihm zu schwelgen.
Unsinn! dachte Benedick. Er wollte seine Schwester nicht unglücklich sehen. Er wollte nur nicht, dass sie mit diesem Skorpion lebte. Aber das war im Augenblick unwichtig. „Das sind sie wahrhaftig“, pflichtete er Pennington höflich bei.
„Aber Sie kommen doch am darauffolgenden Wochenende, nicht wahr? Sie sind seit Jahren der Einzige, der sie auf einen Antrag hoffen lässt. Irgendwie scheint sie alle Herren zu vergraulen. Aber Sie machen auf mich nicht den Eindruck, sich so leicht einschüchtern zu lassen.“
Wenn er Dorothea heiratete, müsste er noch einen weiteren Idioten aus den Fängen des Satanischen Bundes befreien, vielleicht sogar auch seinen alten Freund Harry. Also drei an der Zahl ohne die Kokotten, für deren Rettung Melisande sich so vehement einsetzte. Ebenso gut konnte er den ganzen Geheimbund auffliegen lassen, das wäre vermutlich leichter, als eine Auswahl zu treffen.
„Ich fürchte, Ihre Schwester stellt zu hohe Erwartungen an mich“, erwiderte er sachlich. „Ich bringe ihr zwar Hochachtung entgegen, habe allerdings niemals in Erwägung gezogen, ihr einen Antrag zu machen.“
Pennington nahm die Absage mit einer höflichen Verneigung zur Kenntnis. „Das sagte ich ihr bereits“, erklärte er gedehnt. „Ich erklärte ihr, Sie seien zu schlau, um sie nicht zu durchschauen.“
„Aber Ihre Pläne für das kommende Wochenende interessieren mich, Pennington“, fuhr Benedick im Plauderton fort. „Offenbar findet ein gesellschaftliches Ereignis statt, von dem ich nichts weiß. Habe ich etwa einen Fauxpas begangen, um keine Einladung zu erhalten? Ich wüsste nicht, wen ich gekränkt haben könnte.“ Eine himmelschreiende Lüge, denn er sagte gerne und unverblümt den Leuten ins Gesicht, was er von ihnen hielt, mochten seine Worte auch noch so verletzend sein. Das musste er übrigens Melisande Carstairs
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