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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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Hättest du lieber Mademoiselle Charmaine als Ersatz für deine Mama gehabt?«
    »Das habe ich nicht gesagt!« Yvette war wütend, weil ihr Vater sie nicht richtig verstanden hatte. »Niemand kann meine Mama ersetzen. Das weißt du doch, oder? Dabei hast du gesagt, dass du sie liebst. Oder hast du gelogen? Mama war so lieb und so hübsch, aber du hast Mrs. Ward geheiratet, die nur gemein und hässlich ist. Sie ist ja noch schlimmer als alle Stiefmütter in den Märchenbüchern.«
    Frederic runzelte die Stirn. »Es reicht, kleine Lady! Von heute an ist Agatha eure Stiefmutter, und als solche werdet ihr sie respektieren.« Er deutete auf Charmaine. »Und eure Gouvernante ist mir dafür verantwortlich.«
    Charmaine musste sich auf die Lippen beißen, um dem Mädchen nicht beizupflichten. »Sir«, sagte sie stattdessen, »aus Yvette spricht nur der Kummer. Sie vermist ihre Mutter eben sehr. Das verstehen Sie doch sicher.«
    »Aber das gibt ihr nicht das Recht, sich schlecht zu benehmen«, entgegnete Frederic Duvoisin steif. »Ich dulde keine Beleidigung meiner neuen Frau. Ist das klar?«
    »Ja, Sir«, antwortete Charmaine beklommen, die ihre Position bereits in Gefahr sah.
    Offenbar spürten die Kinder ihren Zwiespalt, denn sie verstummten ebenfalls.
    Yvettes Augen schwammen in Tränen, aber sie wischte sie nicht weg. Diese Reaktion erschütterte Frederic mehr als ihr Wutanfall, aber der Rückweg war verbaut. Härte zu zeigen, das war jetzt das Beste, dachte er und verabschiedete sich rasch.
    »Ihr solltet euren Vater nicht gegen euch aufbringen«, sagte Charmaine, als sie wieder allein waren. »Ihr könnt die Situation nicht ändern, und eure Stiefmutter zu beleidigen, das macht die Sache nur schlimmer.«
    Yvette und Jeannette nickten einträchtig.
    »Und denkt daran«, fuhr sie mit einem Lächeln fort, »ich werde euch immer lieben!« Sie umarmte die beiden und war entschlossen, auch diesen Anschlag auf ihre seelische Gesundung abzuwehren.
    Später dachte sie, wie Frederic Duvoisin so kurz nach dem Tod seiner zweiten Frau überhaupt wieder hatte heiraten können. Wie hatte er sich Colette so schnell aus dem Herzen reißen können? Warum hatte er den Tod gesucht, wenn seine Liebe gar nicht so allumfassend war? Was hatte das alles zu bedeuten? Womöglich hatte Agatha ihm in seiner tiefsten Trauer schöne Augen gemacht. Selbst wenn sie sonst nichts getan hatte … immerhin hatte sie dazu beigetragen, sein Leben zu retten. Charmaine war überzeugt, dass der Mann Agathas berechnende Seite noch gar nicht entdeckt und keine Ahnung hatte, wie sehr er das Leben seiner Kinder mit dieser Ehe erschwert hatte.
    Agatha atmete tief die salzige Meerluft ein, bevor sie mit einem kleinen Seufzer in den Salon zurückkehrte. »Das ist vorläufig alles, Gladys.«
    Gladys war gerade mit dem Ausräumen von Colettes Kleiderschrank fertig geworden. Sie knickste folgsam und verließ den Raum.
    Agatha ging zum Frisiertisch hinüber und öffnete die Schatulle. Lächelnd sah sie auf die funkelnden Schmuckstücke auf dem Samtbett hinunter. Sie hatte gerade noch verhindern können, dass Gladys auch diese Schatulle weggeräumt hatte, um sie aufzubewahren, bis die Mädchen alt genug waren, um den Schmuck ihrer Mutter zu tragen. Zu ihrer Freude stellte sie fest, dass zwischen Colettes Pretiosen auch noch die Schmuckstücke ihrer Schwester lagen. Wenn sich die zweite Frau mit den Juwelen der ersten schmücken durfte, so stand dieses Recht auch der dritten zu. Dass Frederic Colette gestattet hatte, den Schmuck seiner geliebten Elizabeth zu berühren, konnte nur heißen, dass er die beiden Frauen als eine Person betrachtet hatte. Rasch schob Agatha diesen beunruhigenden Gedanken von sich. Der heutige Tag war einfach zu schön, um an die Vergangenheit zu denken. Ihr Weg war schwer gewesen, doch die Zukunft gehörte ihr. Sie schloss den Deckel und ordnete dann die Gegenstände in den Räumen mehr nach ihrem Geschmack.
    Als Frederic den Salon betrat, schaute sie ihm mit hinreißendem Lächeln entgegen. Trotz des Humpelns sah er noch genauso großartig aus wie am Morgen, so großartig wie immer.
    Er streichelte ihre Wange. »Glücklich?«, fragte er leise.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Sehr glücklich«, hauchte sie. »Ich liebe dich, Frederic … schon so lange.«
    »Ich weiß«, sagte er ernst. »Vielleicht waren wir ja füreinander bestimmt.«
    »Vielleicht? Aber nicht doch, Frederic. An einem so herrlichen Tag wie diesem gibt es kein

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