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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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Plan so ablehnend gegenüber? Was stört dich denn daran?«
    »Ich halte das Ganze für einen Fehler, den du eines Tages bereuen wirst. Hast du denn gar keinen Respekt vor Colette? Ja!«, ereiferte er sich, »ich wage es, ihren Na men laut auszusprechen! Sie ist seit zwei Monaten tot. Zwei Monate! Nicht einmal die schrecklichste Frau lässt man so schnell fallen. Aber Colette war ganz und gar nicht schrecklich. Sie war wunderbar, überaus liebevoll und in jeder Beziehung ein fairer Mensch. Wage ja nicht, das zu bestreiten.« Er hob die Hand. »Trotz deiner Schmähungen und deiner Anklagen weißt du genau, dass ich die Wahrheit sage.«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Jetzt ist es aber gut!« Paul explodierte. »Colette hat einen schrecklichen Fehler gemacht. Einen wirklich schrecklichen Fehler, für den du sie wieder und wieder gekreuzigt hast! Kannst du vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen? Wie kannst du Colette nur so hart verurteilen und Agatha nicht als das erkennen, was sie in Wirklichkeit ist? Die beiden Frauen in einem Atemzug zu nennen, ist verabscheuungswürdig!«
    »Sprich nicht so von Agatha! Sie wird immerhin meine Frau.«
    »Hast du eigentlich nichts von dem verstanden, was ich soeben gesagt habe?«, brüllte Paul. »Du kannst die Frau nicht heiraten! Du kannst das unmöglich tun!«
    »Sie wird mich die ganze Sache vergessen lassen«, antwortete Frederic. »Und ich will endlich vergessen.«
    »Sie weckt diesen Wunsch in dir. Mehr nicht. Wenn du schon glaubst, dass die Ehe mit Colette die Hölle war und du jetzt weißt, was das bedeutet – dann warte nur ab!«
    »Es reicht!«, rief Frederic. Pauls heftiger Ausbruch überraschte ihn. Doch er bekräftigte nur seinen Wunsch, Agatha Blackford Ward zu seiner dritten Frau zu machen. »Ich erwarte ja nicht, dass du die Dinge genauso siehst wie ich. Zumindest jetzt noch nicht. Ich tue es aus gutem Grund, und zumindest den solltest du respektieren.«
    »Aus gutem Grund?« Paul erstickte beinahe. »Welchen Grund könntest du denn haben? Du hast nichts gesagt, was man auch nur annähernd als Grund bezeichnen könnte.«
    »Reicht es denn nicht, wenn ich sage, dass es einen Grund gibt? Willst du meinen Stolz völlig vernichten, indem du mir unterstellst, dass ich keine eigenen Entscheidungen mehr treffen kann?«
    An diesem Punkt gab Paul auf. Er hatte seine Grenzen überschritten. »Wie du ganz richtig sagst – es ist deine Entscheidung. Aber ich warne dich, Vater! Meine Gefühle werden sich nicht ändern, und ich werde Agatha Blackford Ward niemals als Stiefmutter akzeptieren.«
    »Das erwarte ich auch gar nicht von dir«, brummte Frederic, der mit einem Mal sehr viel zugänglicher war.
    Samstag, 1. Juli 1837
    Keine drei Monate nach Colettes Tod wurden Frederic Duvoisin und Agatha Blackford Ward getraut. Am Samstagmorgen begab sich das Paar ohne Familie und Freunde in die Kapelle des Herrenhauses und wurde dort in Anwesenheit von Paul Duvoisin und dem Arzt von Father Benito St. Giovanni miteinander verheiratet. Damit wurde Dr. Robert Blackford zum zweiten Mal Frederics Schwager.
    Wenn Frederic gehofft hatte, dass seine jüngeren Kinder die Sache freundlicher aufnehmen würden, so wurde er enttäuscht. Als er ins Kinderzimmer trat, um ihnen die Neuigkeit mitzuteilen, empfing ihn Yvette mit zornigem Gesicht. »Ist das wahr?« Sie drängelte sich an Charmaine vorbei. »Sag, dass es nicht wahr ist.«
    Frederic tat überrascht. »Ob was wahr ist?«
    »Joseph hat von seinem Vater erfahren, dass du heute Mrs. Ward heiratest. Das ist gelogen, oder nicht?«
    Frederic überkam tiefes Bedauern. »Nein, es ist wahr. Agatha und ich haben heute geheiratet.«
    Charmaines Magen revoltierte. Erschrocken musste sie sich am Bettpfosten festhalten und merkte kaum, dass Pierre ihre Beine umklammerte.
    Yvettes aufgebrachter Aufschrei »Sehen Sie, Mademoiselle!« hallte von den Wänden wider. »Habe ich es Ihnen nicht gesagt! Joseph hat mich noch nie angelogen.«
    Jeannette brach in Tränen aus. »Aber warum, Papa? Warum hast du ausgerechnet sie geheiratet?«
    Als er nicht antwortete, starrte Yvette ihn wütend an. »Wenn du so schnell wieder heiraten musstest, warum hast du dann nicht Mademoiselle Charmaine genommen?«
    Charmaine war sprachlos. An Frederics abschätzendem Blick merkte sie, dass er sie mit dieser Frage in Verbindung brachte. Wie war Yvette nur auf diese Idee verfallen?
    Er nahm den Vorschlag mit einem schiefen Lächeln zur Kenntnis. »Bist du deshalb so wütend?

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