Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
des Chiefs verbracht hatte und anschließend über Rückenschmerzen klagte, hatte Wolf alle Hebel in Bewegung gesetzt und diese Lösung für mich geschneidert. Das Fernsehprogramm hatte sich während meiner Abwesenheit nicht verbessert, deshalb hielt ich einen Roman in der Hand, den ich schon seit Monaten zu lesen versuchte, in letzter Zeit war mir jedoch immer wieder wichtigeres dazwischen gekommen. Beispielsweise eine Entführung, oder die Jagd nach Drogendealern. Da bleibt kaum Zeit zum Lesen. Außerdem hatte ich genug Aufregendes erlebt, um selbst einen Roman schreiben zu können. Jetzt hatte ich allerdings wieder Zeit, zumal mein Boss mir heute telefonisch mitgeteilt hatte, dass er nicht länger mehr mein Boss sein würde. Meine Entschuldigung konnte er nicht akzeptieren, denn als ich ihm von meiner Entführung berichtete, erwiderte er nur:
„Verarschen kann ich mich selber.“
Daraufhin hatte er sogar einfach aufgelegt, ohne Verabschi edung. Wie unhöflich. Andererseits war ich nicht traurig darüber, denn das Putzen und Waschen seiner Salatplatten hatte mir noch nie besonders viel Freude bereitet. Diesen miesen Job los zu sein, erfüllte mich mit einer gewissen Freude, allerdings sollten wir diese Information für uns behalten, damit mir das Arbeitsamt keinen Strick daraus drehen kann. Mein Bedürfnis nach einer Sitzung bei meiner Therapeutin wurde von Wolf vehement abgelehnt, er meinte, ich solle keine Ausflüge unternehmen, bevor Bill Fuller nicht hinter Gittern säße. Nun gut, alles war besser, als auf einem Bürostuhl hinter Wolfs Schreibtisch dahinzuvegetieren und veraltete Zeitschriften zu lesen. Vorteil meines bisherigen Aufenthaltsortes in einer Polizeistation war allerdings, dass ich Wolf jeden Tag mehrmals zu sehen bekommen hatte. Außerdem berichtete er mir stets von seinen Fortschritten bei der Überprüfung diverser Spuren. Auf der Jagd nach Bill Fuller war er geringfügig vorangekommen. Bevor ich mein Wohnbüro verlassen hatte, traf ich sogar noch einen alten Bekannten, der von Wolf festgenommen worden war. Ich begrüßte Brownie wie einen alten Freund, obwohl ich wusste, dass er auf der falschen Seite der Gesellschaft stand und wir nie echte Freunde werden konnten. Wolf hatte ihn in einer Bar namens Blue Moon Diner erwischt, als er mit ein paar Anderen kriminelle Pläne schmiedete, so Wolfs Erklärung. Wolf hatte sogar seine Luxuswohnung durchsucht, fand aber nichts, weswegen man ihn rehabilitieren müsste. Ich erinnerte mich an die verdreckte Gegend, in der ich diese Wohnung einst aufgesucht hatte, sowie die luxuriöse Einrichtung, die für einen so jungen Kerl ein unglaubliches Glück sein musste. In diesem Kontext fiel mir Karl ein, mein ganz persönlicher Killer, den ich überzeugen konnte, auf meiner Seite weiterzukämpfen und der dafür sterben musste. Irgendwie tat mir das alles sehr leid, nicht, dass er es nicht verdient hätte, schließlich hatte er sich der Aufgabe verschrieben, Menschen für Geld umzubringen, jedoch Tatsache war nun mal, dass es mein Plan war, der ihm den Tod bescherte. Ich schätze, mein Platz in der Hölle war damit fest reserviert.
Ungeachtet dessen fühlte ich mich hervorragend, seit ich meine Wohnung wieder bezogen hatte. Meine Ängste hatten sich verflüchtigt, mein Zustand so stabil wie noch nie und die Erinnerung an ein unfassbares Abenteuer, bei dem ich meines Bruders Leben gerettet hatte, wärmte mein Herz. Ich war stolz auf mich. Auch Danny ging es schon wieder besser, und wie ich hörte, schon bald würde er aus dem Krankenstand entlassen werden. Ich nahm mir fest vor, regelmäßig seine Bar aufzusuchen, um einen Teil seines Alkoholvorrates zu dezimieren, sobald er wieder arbeitete und ihn zudem zu überreden, sich nach dem Aufsuchen der Toilettenräume die Hände zu waschen. Frau Doktor Senfling hatte mich ebenfalls schon angerufen und gefragt, wann ich meine Therapie wieder aufnehmen würde. Ich berichtete ihr nichts von all dem, was ich erlebt hatte, weil ich befürchtete, sie würde mich für völlig durchgedreht erklären. Meine Geschichte klang selbst in meinen Ohren unglaubwürdig, also ließ ich es lieber und erklärte ihr, derzeit unter Polizeischutz zu stehen und keine Termine vereinbaren zu dürfen, quasi als polizeiliche Anordnung, jedoch zurückzurufen, sobald die Gefahr gebannt sei. Sie nahm es hin, gänzlich unzufrieden zwar, doch höflich bleibend wie immer. Sie erwähnte noch, dass sie sich gern mit meinem Bruder unterhalten würde
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