Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Eine optische Täuschung etwa. Darüber musste ich grinsen.
Mit einem Mal rammte jemand die bereits abgeschlossene Eingangstür ein und ich erschrak so sehr, dass ich tatsächlich vom Hocker rutschte und auf die Seite knallte. Ich drehte meinen Kopf zur Tür und blickte in die Scheinwerfer eines schwarzen Van’s, der ungebremst durch die Tür auf mich zuraste. Ich wankte auf die Beine und spürte das Adrenalin, es jagte durch meine Adern in der Geschwindigkeit eines Wasserfalls und mit der Unterstützung dieser körperlichen Macht schaffte ich den Sprung zur Seite, während der Van gegen den Tresen knallte und stehen blieb. Der Motor drehte noch einmal auf, die Umdrehungszahl schoss im Leergang in die Höhe, dann erstarb er und es wurde still. Ich roch den widerlichen Gestank frischer Abgase, igitt, zu allem Unglück auch noch ein Diesel, dann rutschte ich auf dem Hintern sitzend ein paar Sätze zurück um Abstand zwischen mich und dem Kleinbus zu schaffen. Die Fahrertür des Van’s wurde geöffnet und bevor ich jemanden sah, hetzte ich in die Waschräume, jene Räume, in denen ich bereits einmal ohnmächtig am Boden gefunden wurde. Hektisch zog ich mein Handy aus der Tasche und drückte meine gewohnte Schnellwahltaste. Diesmal hatte ich mehr Glück als beim letzten Mal, Frau Doktor hob nach dem zweiten Klingeln ab.
„Frau Doktor, ich sitze schon wieder in diesen Waschräumen.“
Meine Ärztin klang heute recht nervös:
„Um Gottes Willen, warum sind Sie denn wieder dort hing egangen?“
„Mein Bruder hat mich hergebracht.“
„Ihr Bruder? Ist das wirklich wahr?“
„Gerade ist ein Kleinbus in die Bar gerast, ich konnte nirgends anders hin, als in die Waschräume. Diese Spiegel…“
„Peter, gehen Sie sofort raus, Sie müssen die Waschräume verlassen, bevor Sie wieder ohnmächtig werden. Ist jemand in der Nähe? Kann Ihnen jemand helfen?“
„Nein, aber der Van, der in die Bar gefahren ist, ich glaube, er ist hinter mir her.“
Frau Doktor Senflings Nervosität nahm deutlich zu.
„Peter, Van ’s fahren nicht in Bars und es verfolgt Sie auch niemand. Sie halluzinieren wieder. Glauben Sie nicht, was Sie sehen. Sie müssen aus dem Waschraum raus, sofort.“
„Gut, in Ordnung, Frau Doktor, ich lege jetzt auf und gehe raus. Ich melde mich wieder… und Danke“, sagte ich und legte auf. Erstaunlicherweise hatte ich keine Angst vor den Spiegeln, es fühlte sich an, als hätte ich sie unter Kontrolle, als könnte ich entscheiden, was passiert. Gerade als ich zurück in die Bar gehen wollte, sah ich durch das kleine runde Fenster in der Tür einen Mann auf die Waschräume zukommen. Er trug einen dunklen Langmantel sowie eine schwarze Sonnenbrille. Hinter ihm erkannte ich deutlich den Van. Er stand immer noch am Tresen, obwohl Frau Doktor Senfling behauptet hatte, er wäre nicht real. Irrte sie sich oder irrte ich mich? Der Mann kam immer näher und jetzt erkannte ich, dass er eine Pistole in der Hand hielt, genauso eine, wie mein Bruder eine hatte. Das konnte kein Zufall sein und sicher auch keine Einbildung. Wäre es meine eigene Einbildung, würde ich mir keine Waffe einbilden, ich hasse Waffen. Na ja, Monster hasse ich auch und beim letzten Mal war ich einem begegnet. Dumme Situation, andererseits wollte ich nicht herausfinden, ob ich das träumte oder nicht, denn sollte sich herausstellen, dass Frau Doktor unrecht hatte, wäre es für mich zu spät. Ich sollte abhauen und ein anderes Mal darüber nachsinnen. Meine Gedanken , sowie mein Zögern brachten mich wieder Mal in Teufels Küche. Ich wollte gerade zum Rückzug blasen, da riss der Mann mit der Pistole die Tür auf und trat ein. Als er mich sah hob er die Waffe und peilte mich an. Ich taumelte zurück und dachte mir, irgendwann wird dich die nächste Wand stoppen und was bringt es dann, zurück zu taumeln, doch irgendwie passierte dies nicht und ich sah, wie der Mann seine Waffe wieder senkte und ziemlich dämlich in meine Richtung starrte. Ich blickte an mir herunter und prüfte, ob mein Hosenstall zu war, das war er, aber der Fremde starrte immer noch, in seinen Augen stand ein dickes Fragezeichen, er konnte nicht verarbeiten, was er da gesehen hatte. Schließlich sah ich den Rahmen hinter dem der Killer stand, als würde ich durch ein Fenster blicken und ich wusste, wo ich war. Zum zweiten Mal war ich bewusst und bei vollem Bewusstsein durch die Spiegel gegangen und diesmal hatte mich jemand dabei beobachtet. Hinter ihm erschien ein
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