Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Weg wies, sollte er funktionieren. Brownie fuhr in eine etwas bessere Gegend und lenkte den Wagen in eine kleine Doppelgarage, die direkt neben einem alleinstehenden Einfamilienhaus stand.
„Wir sind da“, sagte er zufrieden und stieg aus. Ich tat es ihm gleich und blickte auf den zweiten Wagen, der in der Garage geparkt war. Ein schwarzer Porsche Cayenne Turbo S, ein deutsches Fabrikat, das auf mich etwas spießig wirkte. Ich stieg ein und prüfte kritisch die Innenausstattung. Brownie schien stolz auf diesen Wagen zu sein, deshalb teilte ich ihm meinen Eindruck lieber nicht mit und sagte höflich:
„Schickes Auto, wirklich.“
„Danke. Das Monster hat ganze fünfhundertfünfzig Pferde unter der Haube, ist das zu glauben?“
Ich murmelte ein Wow , obwohl ich mich fragte, wozu man soviel Pferde benötigte. Wäre der alte Ford sauber gewesen, hätte er mir völlig gereicht. Andererseits saß ich überaus bequem in dem teuren Ledersitz und der Wagen roch neu, ein Geruch, den ich schon immer als äußerst angenehm empfand. Die Ausstattung war ausgesprochen hochwertig, doch wollte ich gar nicht wissen, wie lange man arbeiten musste, um sich ein solches Gefährt leisten zu können. Im Drogengeschäft sicher nicht sehr lange, aber ein Küchenhelfer wie ich dürfte sicher mehr als ein Leben benötigen.
Mit augenfälliger Vorsicht lenkte Brownie den Wagen aus der engen Garage und fuhr sanft über die Straße. Ich freute mich, denn Karls Fahrstil war prägend für meine Angstzustände, wohingegen Brownie‘s deutlich angenehmer war. Ich fühlte mich viel sicherer und genoss die Spritztour, wobei ich mich über meine Ruhe und Entspanntheit wunderte. Offenbar hatte ich die richtige Strategie gefunden, mich gezielter zu kontrollieren, indem ich mir ständig das Bild meines Bruders vor Augen hielt. Er fehlte mir und ich konnte es kaum erwarten, ihn aus den Fängen der Drogenmafia zu befreien, ich wusste nur noch nicht wie, also hielt ich es wie Danny, der stets sagte: das wird schon, und irgendwie beruhigte mich dieser Spruch mittlerweile auch.
Wir fuhren eine Weile, bis wir den Stadtrand erreichten, wo Brownie in die alte Reederei einbog, ein sichtlich altes und vor allem renovierungsbedürftiges Gebäude, an dem schon seit Jahren niemand mehr Interesse zeigte. Eine gute Wahl für ein derart kriminelles Unternehmen, weitab vom Schuss, abseits jeder befahrenen Straße und beinahe unsichtbar gelegen, im Schutz alten Baumbestandes und von unzähligen, kleineren Gebäuden gesäumt, die eine Übersicht unmöglich machten. In welchem Gebäude hier das Event stattfand war nicht festzustellen, das Gelände lag im Dunkel der Nacht, es schien nirgendwo Licht zu brennen, diese Bande hatte sich perfekt abgesichert.
„Die alte Reederei?“, fragte ich, in der Hoffnung, Brownie ein paar Informationen zu entlocken.
„Genial, was? Kein Mensch interessiert sich für das alte G elände. Man sieht schon aus zwei Meilen Entfernung, wenn jemand heranfährt, niemand bleibt unentdeckt und doch weiß keiner, wo sich der Zirkel genau befindet.“
Toll. Damit hatte er mir erzählt, was ich mir schon gedacht hatte. Mit diesen spärlichen Informationen konnte ich nichts anfangen.
„Wo ist der Zirkel denn?“, fragte ich scheinheilig.
„Wirst du gleich sehen.“
Klar, dachte ich und hoffte, dass mein Peilsender seine Arbeit zuverlässig tat und meine heimlichen Begleiter rechtzeitig begreifen werden, dass sie auf dem Präsentierteller lagen, sobald sie auf das Gelände zufuhren.
„Was passiert denn, wenn jemand ohne Einladung anfährt?“ , gab ich mich neugierig.
Brownie zeigte auf zwei kleinere Gebäude, die vor den Größ eren standen und zwischen denen wir gleich hindurch fuhren.
„Da oben auf den Dächern stehen die Wachen. Sie warnen den Sicherheitsdienst, falls Unbefugte das Gelände betreten.“
„Sicherheitsdienst?“
„Klar. Was denkst du denn?“ , prahlte er.
Ich schluckte einen Kloß hinunter und betete für Karl und Danny. Brownie lenkte den Wagen zwischen den beiden Gebäuden hindurch und winkte durchs Glasdach nach oben. Ich konnte einen Mann mit einem Gewehr in der Hand erkennen, der auf dem Dach stationiert war und ein Handzeichen zurückwarf. Sicher hatte er auch ein Funkgerät und noch sicherer befand sich ein weiterer auf dem Dach des zweiten Gebäudes. Im Augenblick konnte ich nichts weiter tun, als abzuwarten und sehen, was passiert. Meine beiden Freunde waren auf sich allein gestellt und ich konnte nur
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