Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
zerfällt bei der Hitze schneller zu Staub, als die Würmer schlucken können. Der Gedanke mag Ihnen abstoßend erscheinen, enthält aber eine Weisheit, der ich nichts entgegensetzen kann, es sei denn , der Fahrer dieses motorisierten Fortbewegungsmittels plant den Bau einer neuen Luxusvilla in dieser Einöde.
Endlich hörte ich, wie sich jemand am Schloss des Koffe rraums zu schaffen machte, ich freute mich schon darauf, meine eingerosteten Glieder auszustrecken und schob die Wolldecke zur Seite. Der Kofferraum wurde geöffnet und ein Mann, mit unzähligen Muskeln bepackt, dafür aber ohne Haare am Kopf starrte mich an, ich weiß nicht, ob sein Blick böse, streng oder missvergnügt war, tippte aber vorsichtshalber auf streng.
„Raus!“ , sagte er so nachdrücklich wie ein Kommandant in der Armee.
Ich kapierte schnell, wollte den Primaten nicht unnötig prov ozieren und zog mich aus meinem Blechbett. Meine Knochen und Gelenke knirschten wie alte, rostige Scharniere, sie schmerzten fast wie Knochenbrüche und mein Rücken zeigte deutliche Mängel am ordnungsgemäßen Sitz der Wirbelsäule auf. Mit zittrigen Knien stand ich vor dem Herrentier, gekrümmt wie ein alter Mann, durchgeschwitzt und halb verdurstet. Mein neuer Gebieter sah es mir wohl an und reichte mir eine Flasche Mineralwasser, die ich augenblicklich aufriss und mit der Öffnung voraus an meinen Mund drückte. Es schmeckte nicht, war ziemlich warm, aber es löschte meinen scheinbar unstillbaren Durst. Der halbe Liter strömte in einem Zug meine Kehle hinunter, ich ließ die leere Flasche einfach fallen, was sonst nicht meine Art ist, und sah mich neugierig um.
Mit der Wüste hatte ich recht, aber was die Gegend betraf, so war sie mir fremd. Es war wohl sicher, dass wir in einem mir unbekannten Tal der Sierra Nevada Berge waren, hier gibt es Hunderte von Bergketten und Tausende Lehm gefüllter Täler, in denen man sich ohne Kompass oder Karte niemals orientieren konnte. Diese Salztonebene sah vermutlich aus, wie Tausend andere, ich hatte keine Ahnung, wo ich war , oder wie ich hier wieder rauskommen könnte. Wir standen am Fuß einer Gebirgskette, die ersten hohen Felsen ragten aus der trockenen Erde und die wenigen Sträucher, die in diesem heißen Tal mit wenig Feuchtigkeit auskamen, vegetierten traurig vor sich hin. Das Atmen fiel mir schwer, eine Flucht zu Fuß war ein Todesurteil und dieser glatzköpfige Halbaffe starrte mich immer noch an.
„Durst, was?“
Was für eine Frage. Ich hatte auf der langen Fahrt hierher sicher zwei Liter Wasser geschwitzt und er gab mir einen halben Liter zurück. Natürlich war ich durstig. Schlagartig beruhigte ich mich wieder, als mir der Gedanke kam, dass dieser hässliche Kerl, der da vor mir stand, mein Leben in seiner Hand hatte. Er musste mich nicht einmal umbringen. Würde er sich in sein Auto setzen und davonbrausen, wäre ich zum Verdursten und Verbrennen verurteilt, vermutlich in den nächsten zwei Stunden, also antwortete ich unterwürfig:
„Ja, sehr. Ob Sie wohl noch etwas Wasser erübrigen können?“
Der Mann lachte mich aus und reichte mir eine weitere Flasche, während er anmerkte:
„Was für eine Wortwahl, haha.“
Dann ging er voraus. Ich folgte ihm ungefragt, da ich annahm, heute nicht sterben zu müssen. Es gab wohl einen guten Grund, mich am Leben zu lassen, sonst hätte er mit mir nicht sein kostbares, warmes Wasser verschwendet. Vermutlich diente ich wieder einmal als Druckmittel um meinem Bruder die Drogen zu entlocken. Warum wir dafür in die Wüste fahren mussten, war mir allerdings ein Rätsel. Ich hasste diesen Ort und ich verabscheute es, diesem Primitivling auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.
Ich folgte ihm um ein paar hohe Felsformationen herum und starrte auf ein großes Steingebäude, ein scheinbar uraltes Haus, hier inmitten dieser Einöde, es war tatsächlich eine Halle mit einem Wellblechdach, aus dickem Sandstein und Trachyt gemauert und einem metallenen Schiebetor. Mein neuer Freund der Gorilla ging schnurstracks auf das Tor zu, schob es auf und winkte mich heran. Ich schlüpfte mit ihm hinein und er schob es wieder zu, wischte sich den Schweiß von der Stirn und der Glatze und stieß mich nach vorne. Ich stolperte in den großen Vorraum und streckte mich ausgiebig. Hier war es deutlich kühler, mein Metabolismus erholte sich zunehmend. Die zweite Flasche Wasser teilte ich mir sorgfältig ein, da ich nicht wusste, wann ich das nächste Mal eine erhalten
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