Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
legte den Hörer an sein Ohr. Nach dem zweiten Klingeln hob jemand ab.
„Ja!“
Wolf war deutlich aufgeregter, als er es sich anmerken ließ. Die Stimme am anderen Ende war ihm bekannt, er wusste aber auch, dass es nicht Fuller war.
„Bill Fuller, bitte“ , sagte er höflich.
„Wer spricht?“, erwiderte die Stimme und Wolf erkannte sie. Augenblicklich kam die Erinnerung an eine schmerzhafte Phase seines Lebens zurück. Beinahe hätte er laut geschluckt, doch er riss sich zusammen. Sein Blick fiel auf seinen Verband, den er an der Hand trug.
„Schön, dass du es geschafft hast, Brutus. Ich wäre wirklich traurig, wenn unsere Rechnung offen bleiben müsste, weil du in der Reederei verbrannt bist.“
„Ich vermisse dich auch“, erwiderte Brutus, „Du solltest mich besuchen, dann spielen wir eine weitere Runde, was meinst du?“
„Gib mir Fuller, du Ratte.“
Brutus hatte das Telefon bereits abgegeben, dennoch hörte Wolf das arrogante Lachen seines Foltermeisters und er schwor sich, ihm das Lachen bei nächster Gelegenheit aus dem Gesicht zu schneiden. Dann endlich war Fuller dran.
„Mein guter Freund Wolf. Wie geht es Ihnen? Ich befürchtete schon, Sie melden sich nicht mehr. Es hat lange gedauert.“
Wolf hatte die Arroganz dieses Unmenschen schon beinahe vergessen.
„Hallo, Bill. Schön, dass ich Sie erreiche. Was machen die Geschäfte?“ Wolf hatte offensichtlich einen Nerv getroffen, denn Fuller schwieg ein paar Sekunden.
„Im Augenblick eher Mau, was wohl daran liegt, dass meine Ware nicht am Bestimmungsort angekommen ist. Es war ausgesprochen mutig von Ihnen, mein Angebot auszuschlagen.“
„Finden Sie?“, entgegnete Wolf.
„Was halten Sie von einem Geschäft?“
Wolf ahnte schon, was jetzt kommen würde.
„Was schlagen Sie vor?“
„Ein Tausch. Wie geht es ihm?“
„Die Frage ist, wie geht es meinem Kokain?“
„Sie bekommen Ihre Ware, wenn mein Bruder hier eingetro ffen ist.“
„Haha, natürlic h. Für wie dumm halten Sie mich? Nein, wir machen es anders. Zunächst möchte ich eine Vertrauensbasis schaffen, dann können wir zum Geschäft kommen. Ich möchte, dass Sie um Ihren Bruder kämpfen. Ein kleines Spiel, um herauszufinden, wie sehr Ihnen an Ihrem Bruder gelegen ist. Was sagen Sie?“
„Sie sind verrückt. Schlagen Sie einen Treffpunkt vor. Sie bekommen Ihre Drogen und ich meinen Bruder“, entgegnete Wolf.
„Vergessen wir doch für einen Augenblick die Drogen und konzentrieren uns auf Ihren Bruder. Die Uhr tickt und Ihrem Bruder läuft langsam die Zeit davon. Wenn Sie ihn lebend wiedersehen möchten, müssen Sie sich schnell entscheiden.“
Wolf rollte genervt mit den Augen.
„Also schön. Was wollen Sie?“
„Rufen Sie Ihre E-Mails ab und folgen meinen Anweisungen, und beeilen Sie sich, sonst ist es für Ihren Bruder zu spät.“
Der Techniker hob den Daumen, er hatte ihn geortet und Wolf strahlte auf.
„Wi e wäre es, wenn ich kurz vorbeikomme und wir besprechen die Details?“
Fuller schien unbeeindruckt.
„Verschwenden Sie keine Zeit, Wolf, ich meine es ernst. Ihr jämmerlicher Versuch, mein Telefon zu orten hilft Ihnen nicht weiter.“
Mick klickte auf die Straßenkarte und zoomte heran. Die graf ische Darstellung war sehr präzise, Wolf erkannte die Straße sofort. Mick zeigte mit dem Finger auf die Karte.
„Da ist er. Das ist nicht weit von hier , zwei Blocks die Strasse runter“, bemerkte Mick.
Wolf blieb skeptisch. Bill Fuller hatte nicht reagiert, als Wolf ihm klar gemacht hatte, ihn geortet zu haben. Etwas stimmte nicht. Er packte seine Jacke und rannte los. Zwei Blocks die Straße runter schaffte Wolf im Dauerlauf.
In wenigen Minuten hatte er das vermeintliche Ziel erreicht und blieb erschrocken stehen. Das musste eine Warnung sein, eine Nachricht von Bill Fuller. Resigniert ließ er die Schultern hängen und betrat das Leichenschauhaus.
Am Empfang saß ein junger Mann und starrte ihn an.
„Sind Sie Wolf?“
Wolf starrte erschrocken auf und nickte.
„Ja, zum Teufel, woher wissen Sie das?“
„Da hat gerade jemand für Sie angerufen. Er sagte, ich soll Ihnen etwas ausrichten und fügte hinzu, es ginge um Leben und Tod.“
Wolf wurde wütend. Dieser Mistkerl hatte wie immer alles im Griff.
„Wie lautet die Nachricht?“
„Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet. Er meinte, Sie wü rden schon verstehen. Die Nachricht lautet:
„Tick, Tick, Tick. Wir sehen uns bald .“
Kap itel 35
Mit
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