Im Stein
Jahren. Er, der General, der Alte, der Mann mit den Firmen und Geschäften.
Und als der bärtige Steffen, den er nicht erkannt hätte, wenn der ihm nicht selbst auf die Sprünge geholfen hätte, als der einen weiteren Raum aufschloss …, nein, als der sagte: »Wir setzen uns hier auf dieses Gestell und fahren mit dem Fahrstuhl nach unten«, wurde er misstrauisch. Was, wenn es umgedreht war? Wer wartete hier auf wen? Und wohin wollte ihn der Überläufer, der ehemalige Engel, der jetzt auch ein ehemaliger Kronzeuge war, bringen? Wer war noch dort unten? Stimmten die Geschichten überhaupt? War er wirklich ehemalig? Aber AK setzte sich neben ihn auf dieses längliche Eisengestell in der schlichten Trauerhalle, das auf einem Podest konstruiert war, auf dem wohl der Sarg platziert wurde vor den Trauernden, er war die Wege gegangen, und er würde jetzt hier nicht haltmachen. Kein Rotstopp am Güterring (Wer hatte das vor Jahren gesagt?).
Es war nicht einmal eine Fahrt zu nennen, war auch kein Fall, eher ein langsames, fast geräuschloses Sinken, Gestänge an den Wänden des gemauerten Schachts, »Endstation«, sagte Steffen, »alle Fahrgäste austeigen, bitte.« Ein Gang, in den das Licht eines Raumes fiel, in den der kurze Gang mündete, einige Meter nur entfernt. AK duckte sich ein wenig beim Gehen, obwohl er gerade aufrecht stehen konnte, sein Kopf hätte die Decke nur berührt, wenn er sich auf die Zehenspitzen gestellt hätte. Der kleine Raum war durch mehrere zapfenförmige Lampen erleuchtet, die direkt aus dem Stein der Decke zu wachsen schienen und von kreisförmigen Gittern umgeben waren, zwei schmale eckige Säulen, und dann sah AK auch schon die beiden Öffnungen in der großen rotbraunen gemauerten Wand, auf Bodenhöhe. »Warum sind wir hier?«, fragte er, seine Stimme klang dumpf, gedämpft, untererdig, Steffens Erklärungen hatten oben gehallt unter der großen Kuppel und auch in dem schlichten Saal, was war hier was?, Trauerhalle, Kapelle, »Von Flammen umkreist, hält dort ein ebenfalls geflügelter Genius eine Schale empor, die, gleichsam brennpunktartig, gebündeltes Licht aussendet«, nein, er hatte das nicht gesehen in den Fresken der Kuppel, die Worte und Sätze seines Fremdenführers hallten und doppelten sich und begegneten sich, wie kleine Echos.
»Warum wir hier sind? Um zu reden?« Ein Stahlträger, eine Schiene, verlief in etwa zwei Meter Höhe in Richtung der Öffnungen, von stählernen oder eisernen Deckenstreben gehalten, eine Art fahrbares Flaschenzugsystem mit Ketten und Haken, sicher um die Särge zu heben und zu den Öffnungen zu bringen, in die ebenfalls Schienen führten, ebenerdig, seltsamerweise waren die gelb-schwarz gemustert.
»Reden. Ja. Vielleicht sollten wir das.« Drei kleine zweirädrige Karren standen direkt an der Wand, unterhalb des Flaschenzugsystems. Er setzte sich auf eine, spürte Müdigkeit, eher eine Mattheit, ach, wie still ist mir am Abend , dachte er, ist das ein Kinderlied?, der zweirädrige Karren kippte auf den Boden, er stand wieder auf.
»Kann ich dir einen Stuhl bringen?«
»Danke, es geht schon.«
»Willst du was trinken?«
»Ein guter Gastgeber bist du. Was hast du denn da?«
»Cognac. Für einen guten Gast.«
»Ein Glas Cognac. Warum nicht.«
AK sah, wie Steffen zu einem braunen Metallspind ging, der ihn an die Spinde in seinem Fitnessstudio erinnerte. Dann sah er eine weitere Tür, an der Wand gegenüber den dunklen Öffnungen, die unverschlossen schienen, das Flamarium oder was auch immer dahinter, die Brenner, die Roste, was auch immer. Neben der Tür stand ein kleiner Tisch, AK machte ein paar Schritte in Richtung des Tisches und sah, dass er mit eigenartigen Broschüren bedeckt war, kleine und größere Hefte, einige waren aufgeschlagen, er sah Pflanzen, Blumen, Bäume, Kräuter, in anderen Büchern die Bilder von Vögeln, der Schnabel der Bekassine ist gelb und sehr lang . Er lehnte sich an eine der Säulen, hörte das Öffnen und Schließen der Spindtür, welchen Genius er wohl meinte dort oben, als er erzählte, als würde er die Sätze irgendwo ablesen, Steffen reichte ihm einen Plastikbecher, »Mit einem Schwenker kann ich leider nicht dienen«, »Schon in Ordnung«, »Auf dein Wohl, Arnold«, »Vielleicht auch auf deins«, und dann tranken sie. Schien wirklich ein ganz guter Cognac zu sein, kein Billigmist. Während sie tranken, den schweren Duft einatmeten, das Aroma des Brands wieder ausatmeten durch Nase und Mund, vor allem durch
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