Im Stein
wahrscheinlich.«
»Nun ja, dann heißt sie jetzt also Alice. Ein gut klingender Name für unsere Gäste«
»O.k. Also wenn Sie wollen, können wir jetzt anfangen.«
»Sie kommen also zu mir und denken, Sie können so mir nichts, dir nichts beginnen.«
»Es heißt, Sie seien nicht mehr der Vorsitzende der Engel, also der Engel GmbH hier in der Stadt.«
»Sie steigen ja groß ein, mein Freund, ich denke, wir sollten unser Gespräch etwas vertagen.«
Abwarten. Tage und Nächte. Und schweigen. Tage und Nächte. Und zuhören. Und sehen. In einem Raum aus Spiegeln.
»Und, wie geht es Ihnen heute?«
»Gut. Und Ihnen?«
»Gut. Sie haben sicher eine Menge Fragen vorbereitet.«
»Ihr Pressesprecher war mir gegenüber, was das betrifft, was die Auswahl betrifft, sehr hilfreich.«
»Der Pressesprecher. Warum sitzen Sie nicht bei unserem Pressesprecher? Sie wissen, wie weit Sie da kommen …«
»Nicht weit?«
»So weit wie jeder andere. Sind Sie wie jeder andere?«
»Ich weiß nicht.«
»Ja, Sie wissen nichts. Natürlich wissen Sie nichts. Wir können uns ruhig duzen. Würden Sie das gut finden?«
»Ja.«
»Vergessen Sie den Alice-Scheiß. Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Ja. Kurz.«
»Und was meinen Sie, was Ihnen unsere Damen erzählen?«
»Ich versuche, nicht zu viel zu fragen.«
»Es würde auch keinen Sinn machen. Hören Sie gern Musik?«
»Ja, ich würde jetzt nicht sagen, dass ich …«
»Langsam, langsam. Mögen Sie die Musik in unseren Bars, in unseren Räumen?«
»Ich weiß nicht. Es ist eben einfach Musik. Ich bin da relativ offen.«
»Man kann Ihnen also jede Art von Musik vorspielen?«
»Es gibt wenig, was mich da stören würde …«
»Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie keinen Standpunkt haben, was Musik betrifft. Sie haben doch wohl eine Lieblingsband, einen Lieblingskomponisten …«
»Ich bin früher ganz gerne zu Jazzkonzerten gegangen.«
»Na also!«
»Also ich versuche, ich meine, was unser Gespräch betrifft, die Klischees zu vermeiden …«
»Sie versuchen. Wie finden Sie diesen Raum, mein Büro?«
»Es ist … schon beeindruckend.«
»Die Spiegel stören Sie also nicht?«
»Nein.«
»Können Sie sich noch an Ihre letzte Frage erinnern, vor zehn Tagen?«
»Ja. Aber es ist mehr als zehn Tage her.«
»Sie führen Buch?«
»Nein. Nicht über die Einzelheiten, die wir hier besprechen.«
»Und wollen Sie immer noch Details über die Veränderungen in unserer Führungsebene erfahren?«
»Auf der Straße hört man, ein gewisser P. würde in Kürze die Führung übernehmen.«
»So, so. Auf der Straße. Nicht in den Salons der Stadt? Sie hören viel, wie es scheint.«
»In diesem Fall gehört wirklich nicht viel dazu.«
»Hören ist das eine. Sehen und Wissen das andere.«
»Sie dementieren das also nicht?«
»Fürs Dementieren ist unser Pressesprecher zuständig. Das hier ist kein offizielles Gespräch. Ich kann also alle möglichen Dinge erzählen. Zum Beispiel, dass ein gewisser P., wie du es formulierst, die offizielle Führung der Engel hier in der Stadt übernommen hat.«
»Und dennoch treffe ich mich mit dir hier in diesem Raum, in deinem Büro …«
»Hier sitze ich schon seit vielen Jahren. Du weißt ja, dass die Geschäfte schon vor all den Veränderungen liefen, dass ich schon seit einigen Jahren, Jahrzehnten kann man schon fast sagen, meine Geschäfte betreibe.«
»In der Stadt.«
»In der Stadt. Ich bin ja hier geboren.«
»Und wie …«
»Wie es jetzt weitergeht? Im Prinzip wie bisher. Was hast du erwartet? Den großem Umsturz, die große Revolution?«
»Hat es die nicht schon gegeben, als vor drei Jahren die GmbH hier einen Standort eröffnete? Und haben Sie nicht damals die Dinge vorangetrieben?«
»Bleiben wir doch beim Du, mein Freund. In unserem inoffiziellen Gespräch. Also noch einmal … Wie war deine Frage?«
»Hast du nicht damals den entscheidenden Anteil daran gehabt, dass die GmbH hier ihren Standort eröffnet hat, und hat sich der Status quo, haben sich die Gegebenheiten im …, im …«
»›Milieu‹ willst du sagen, nicht wahr? Was soll das sein. Ein ›feuchtwarmes‹, wie mein alter Geschäftsfreund A. immer zu sagen pflegte? ›Coppenrath & Wiese‹ war auch noch eine seiner zugegebenermaßen selten dämlichen Formulierungen. Aber die war ja nicht von ihm. Ein alter Lude aus dem Ruhrpott pflegte das so zu formulieren. Einige aus dem Westen versuchten sich hier damals in der Stadt, lange her, die
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