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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Schließlich überkam sie etwas, das dem Schlaf zwar ähnelte, jedoch keine Erlösung, sondern nur noch größere Qualen mit sich brachte.
    Von Norden näherte sich ein Sturm und löste all die Versprechen ein, die die Stimme des Windes ihr zugeflüstert hatte. Eine gewaltige Sichel aus Eis und Schnee fegte ungehindert über das Land. Eiskörner prasselten aufs Dach und kratzten an den Scheiben, während der Wind unablässig mit hoher Stimme das Lied der ewigen Verdammnis sang.
    Der Stimme ihrer Mutter.
    Ein Grauen, das kälter als der Sturm dort draußen war, überkam Jessica. Im Halbschlaf biß sie die Zähne zusammen und unterdrückte die Schreie, die aus ihr hervorzubrechen drohten. Auf keinen Fall würde sie zulassen, daß Wolfe sie hören konnte.
    .. eine verzogene Göre, die beim kleinsten Sturm schon anfängt zu wimmern.
    Mit einem unterdrückten Aufschrei der Verzweiflung preßte Jessica ihr Gesicht ins Kissen und kämpfte gegen die Erinnerungen, die Alpträume und die Stimmen in ihrem Inneren an. Der Wind spürte sofort, wie ihre Kräfte sie verließen, und verstärkte sein Heulen. Mit eisigen Fingern zerrte er an ihrer Selbstbeherrschung, und seine Stimme klang wie die ihrer Mutter.
    Doch es waren Wolfes Worte, die sie nicht vergessen konnte; Wolfes Worte, die sie tief im Inneren getroffen hatten.
    Warten Sie lieber auf die Richtige, auf jemanden wie Willow, eine richtige Frau und kein kleines Mädchen... eine Frau, die sinnlich genug ist, um das Feuer der Leidenschaft in Herz und Verstand zu entfachen... und die großzügig genug ist, Ihnen Kinder zu schenken, trotz der Gefahren für ihren eigenen Leib und ihr Leben.
    Diese Frau wird Jessica niemals sein.
    Der Wind heulte triumphierend, als Erinnerungen und Alpträume in ihr wild durcheinanderwirbelten. Leise flüsterte er Jessica zu, daß sie ganz allein und ihm schutzlos ausgeliefert war.
    Die Schreckenslaute, die sie mühsam unterdrückte, ließen ihren angespannten Körper erzittern. Obgleich es ihr gelang, ihre Schreie zurückzuhalten, konnte sie die schwarze Flut von Erinnerungen nicht aufhalten, in der sie jeden Moment zu ertrinken drohte; eine Kindheit, an die sie der Wind mit der Stimme ihrer Mutter erinnerte; Ereignisse, vor denen sie sich ein Leben lang versteckt hatte und die nur noch in ihren Alpträumen weiterlebten; Geschehnisse, an die sie sich zu erinnern weigerte, sobald sie aufgewacht war.
    Jetzt war sie endgültig wach. Sie konnte sich genau an die Schreie ihrer Mutter und das Fluchen ihres Vaters erinnern; zwei Gestalten, die im Korridor auf dem Fußboden in einem gnadenlosen Kampf der Geschlechter miteinander verstrickt waren.
    Ich will mich nicht erinnern!
    Doch Jessica konnte nicht aufhören, daran zu denken.
    Mit einem Schlag wurde ihr klar, daß sie ihre Schreie nicht mehr länger zurückhalten konnte. Es gab nur einen einzigen Ort, wo sie wirklich frei war. Draußen, im Mittelpunkt des Sturms, wo kein lebendiges Wesen sie schreien hören konnte.
    Im selben Moment, als Jessica ihre Beine über die Bettkante schwingen wollte, legte sich ein kräftiger Arm von hinten um ihre Taille und hielt sie zurück. Die Berührung kam vollkommen unerwartet, wie eine Fortsetzung des Alptraums, in dem ihr Vater seinen muskulösen Arm um ihre flüchtende Mutter gelegt und sie mit sich zu Boden gezerrt hatte, wo er sich über sie hermachte, während sie sich mit jeder Faser ihres schwachen Körpers gegen ihn zu wehren versuchte.
    Noch bevor Jessicas Angst endgültig zum Ausbruch kam, spürte Wolfe bereits, wie ihr ganzer Körper vor Spannung vibrierte. Er hielt ihr den Mund zu und erstickte damit ihre Schreie, während er sie mit sich aufs Bett hinunterzog. Nach einem kurzen Handgemenge hörte sie auf zu versuchen, ihn von sich zu stoßen. Bald darauf war sie ihm hilflos ausgeliefert. Ihre Handgelenke hielt Wolfe mit der einen Hand fest, während seine andere Hand ihren Mund zuhielt. Sein schwerer Körper drückte sie so fest aufs Bett, daß sie kaum Luft bekam. Es war ihr unmöglich zu schreien. Oder zu entkommen.
    »Wenn du glaubst, ich lasse dich jetzt wegschleichen, damit du dir von einem der Morans dein Selbstbewußtsein wieder aufrichten läßt, dann mußt du verrückt sein«, sagte Wolfe mit grausamer Stimme.
    Jessica befand sich in einem solchen Zustand der Panik, daß sie im ersten Moment gar nicht verstand, was er damit sagen wollte. Schließlich drang die schlichte Erkenntnis durch die Mauern ihrer Angst zu ihr durch, daß ihr, obwohl

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