Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
Obwohl Renos ungewöhnliche Körpergröße ein ausgesprochen interessanter Gegensatz zu Jessicas zierlicher Figur war, hatte Reno sich ihr gegenüber beim Tanzen keine Freiheiten herausgenommen. Er hielt Abstand, und seine Hände befanden sich genau dort, wo sie hingehörten. Auch Jessica bewahrte alle Regeln des Anstands. Elegant drehten sich die beiden im Kreis und verbeugten sich voreinander, während Caleb dazu eine traurige Melodie spielte.
    Dann lächelte Reno Jessica an und begann mit klarer Stimme zu singen: »Eines Morgens, eines Morgens, eines Morgens im Mai...« Das Lied handelte von einem Soldaten und einem schottischen Mädchen, das träumend an einem klaren Gebirgsbach saß. Das Mädchen ließ sich vom Charme des Soldaten verführen und bat ihn um seine Hand und seinen guten Namen. Seine Hand sollte sie bekommen und noch vieles mehr, nicht jedoch seinen Namen. Er war schon zweimal verheiratet — einmal mit der Armee und einmal mit einer anderen. Und auch wenn er ein kräftiger Kerl war, entschuldigte er sich damit, daß er den Ansprüchen einer zweiten Frau nicht gewachsen war.
    Renos hellgrüne Augen leuchteten amüsiert, während er Jessicas Reaktion auf den trockenen Humor des Textes beobachtete. Ihr fröhliches Lachen war ansteckend, und schon bald stimmten alle anderen im Zimmer mit in ihr Gelächter ein.
    Alle außer Wolfe. Er war zu eifersüchtig, um sich auch nur ein Lächeln abzuringen. Als er sah, welche Wirkung Renos Zuwendung auf Jessica hatte, war er außer sich vor Wut. Alles, was ihn davon abhielt, ins Nebenzimmer zurückzugehen und Reno seine Frau aus den Armen zu reißen, war die Tatsache, daß Rafe schon für den nächsten Tanz bereitstand.
    »Ich bin dran, kleiner Bruder.«
    »Ich bin mindestens genauso groß wie du«, belehrte ihn Reno.
    »Dafür bist du elf Monate jünger.«
    Mit einem amüsierten Lächeln verbeugte sich Reno vor Jessica und reichte Rafe ihre Hand.
    »Ich bin ein bißchen aus der Übung«, gestand Rafe. »Die Australier Haben mehr für Schlägereien und Trinkgelage übrig als fürs Tanzen. Ich habe schon seit einer Ewigkeit nicht mehr mit einer richtigen Dame getanzt.«
    »Ich bin sicher, daß dir das keine Schwierigkeiten machen wird. Ein Mann, der wie du mit beiden Beinen fest auf der Erde steht und obendrein noch reiten und mit der Peitsche umgehen kann, muß einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn haben.«
    »Vielen Dank für das Kompliment, aber vielleicht stellst du dich doch besser auf meine großen Füße. Ein zartes Blümchen wie du ist seines Lebens nicht sicher, wenn so ein Elefant wie ich daherkommt.«
    Jessica zog den Kopf ein und versuchte vergeblich, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Rafe überragte sie um Haupteslänge, und seine grauen Augen funkelten vor Übermut. Trotz seiner Vorwarnung war er ein ausgezeichneter Tänzer. Mit großer Leichtigkeit wirbelte er sie so lange im Zimmer herum, bis sie vor Lachen vollkommen außer Atem war.
    Unbeachtet stand Wolfe mit verschränkten Armen gegen die Wand gelehnt daneben und beobachtete das muntere Treiben. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, doch in seinen Augen loderte das Feuer der Hölle.
    Reno half Willow beim Aufstehen und tanzte vorsichtig mit ihr. Dabei bewegte er sich nur etwa halb so schnell wie vorher Rafe und Jessica. Caleb sah seine Frau über die Mundharmonika hinweg augenzwinkernd an und verlangsamte das Tempo ein wenig. Sie erwiderte sein Lächeln, brachte aber dennoch nicht mehr als zwei Runden durchs Zimmer zustande. Als Reno mit ihr am Sofa vorbeitanzte, ließ sie ihren Bruder los und setzte sich neben ihren Mann. Er legte den Arm um sie, ohne dabei auch nur für einen Moment aus dem Takt zu kommen.
    Reno stand auf und ging zu Rafe und Jessica hinüber. Er tippte seinem Bruder entschlossen auf die Schulter. Rafe zwinkerte Jessica zu und wirbelte sie herum, bis sie außer Renos Reichweite war. Einen Augenblick später stand Reno wieder vor ihnen.
    »Moment mal«, sagte Jessica und lächelte den beiden Brüdern zu. »Es gibt eine Möglichkeit, wie wir alle gleichzeitig miteinander tanzen können.«
    Mit ein paar kurzen Erklärungen und sanften Schubsern stellte sie die Brüder zu beiden Seiten von sich auf und streckte dann erwartungsvoll die Hände nach ihnen aus. Eine große, kräftige Hand schloß sich links und rechts um ihre Finger. Sie betrachtete erst die eine, dann die andere, und stellte fest, wie groß die Ähnlichkeit zwischen den beiden Händen war. Obgleich die Haar- und

Weitere Kostenlose Bücher