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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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einladend aussah. Von dieser Kleinigkeit jedoch abgesehen, freute sich Jessica auf eine Unterbrechung der anstrengenden Fahrt.
    Wolfe erwachte und streckte sich. Seine langen, kräftigen Arme und breiten Schultern schienen das Innere der Kutsche vollkommen auszufüllen. Die Notwendigkeit, die Reise bis Denver ohne eine Übernachtung in einer der Wegstationen zu bewältigen, hatte sogar an seinen
    Kräften zu zehren begonnen. Jedenfalls nahm Jessica das an. Seine Nerven schienen bis zum Zerreißen gespannt zu sein.
    Und doch zeigte Wolfe keinerlei Anzeichen von Unbehagen. Er kletterte mit der kraftvollen Eleganz aus der Kutsche, die genauso typisch für ihn war wie seine hohen Wangenknochen und seine blauschwarzen Augen. Jessica haßte und bewunderte ihren Mann dafür, daß ihm die Reise nichts auszumachen schien. Sie selbst fühlte sich wie ein Teppich nach dem Frühlingsputz.
    Nichtsdestoweniger lächelte sie Wolfe freundlich an, als er in ihre Richtung schaute. Sie war fest entschlossen, ihm gegenüber nicht noch einmal die Beherrschung zu verlieren. Welcher Mann war schon gerne mit einer ständig nörgelnden Frau verheiratet? Wenn sie ihm gegenüber gerecht sein wollte, mußte sie sogar zugeben, daß Wolfe sich seine Frau nicht einmal selbst ausgesucht hatte. Es lag ganz bei ihr, ob sie in seiner Gegenwart freundlich, nett und entgegenkommend sein wollte. Vielleicht würde sich Wolfe ihrem Verhalten anpassen und selbst weniger reizbar und schwierig sein. Vielleicht würde er sich sogar wieder in den guten Freund verwandeln, den Jessica noch in Erinnerung hatte.
    Als Wolfe sich umdrehte und Jessica die Hand entgegenhielt, stützte sie sich in wenig damenhafter Weise beim Aussteigen auf ihn.
    »Ein wundervoller Morgen, nicht wahr?« fragte sie, während ihr der Wind das Lächeln vom Gesicht zu fegen drohte.
    Wolfe knurrte unfreundlich.
    »Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal so viele zarte Grautöne gesehen habe«, fuhr sie gutgelaunt fort. »Daran könnte sich so manche Taube noch ein Beispiel nehmen.«
    Wolfe warf Jessica einen ungläubigen Blick zu. »Ich habe hier draußen schon manch einen über solch einen kalten Morgen im März fluchen gehört. Was ich aber noch nicht gehört habe, ist, daß ihn jemand als >wundervoll< bezeichnet hätte.«
    Sie seufzte. Vielleicht würde Wolfe ein wenig auftauen, nachdem er eine Tasse von dem grauenvollen Kaffee getrunken hatte, den die
    Amerikaner so zu lieben schienen. Soweit es sie betraf, gab es in der ganzen Welt nicht genug Zuckerrohr, um dieses widerliche Gebräu genießbar zu machen.
    Die Unterhaltung verstummte, während Wolfe sie zu den armseligen Freuden der Außentoilette begleitete. Als sie mit einem parfümgetränkten Taschentuch unter der Nase wieder ins Freie trat, fuhr ihr der kalte Präriewind unter den Mantel und unters Kleid, als wären sie aus dünner Seide und nicht aus Wolle. Sehnsüchtig schaute sie hinüber zum Rauch, der aus dem schiefen Schornstein der Postkutschenstation aufstieg.
    Die Vorstellung, sich an einem lodernden Feuer zu wärmen, ließ Jessica vor Wohlbehagen erschaudern. Seitdem Wolfe sie neben der Kutsche abgestellt hatte, wurde ihr mit jedem Moment kälter. Außerdem begann das Heulen des Windes an ihren Nerven zu zerren und ihre Zuversicht zu untergraben.
    »Wolfe, laß uns diesmal drinnen essen.«
    »Nein.«
    »Aber warum nicht? Wir sind die einzigen Fahrgäste. Bestimmt...«
    »Siehst du diese Pferde dort?« unterbrach er sie.
    Jessica schaute in die Richtung, in die er deutete. Tatsächlich standen dort an der windabgewandten Seite des provisorischen Stalls ein paar Pferde. Der Stall war eine Art Schuppen, der an die Station angelehnt war.
    »Das sind Reitpferde«, sagte Wolfe.
    Sie bemühte sich, einen Gesichtsausdruck begeisterter Neugierde aufzusetzen. »Tatsächlich. Das sieht man an der Zahl ihrer Beine.«
    Wolfe wollte darauf etwas sagen, mußte aber statt dessen lachen. Dann schüttelte er nur den Kopf. Wie jemand, der so abgekämpft und zerbrechlich aussah, gleichzeitig so voller Gift und Galle sein konnte, ging über seine Vorstellungskraft. Er streckte die Hand nach einer Strähne ihres mahagonifarbenen Haars aus, die sich aus einem von ihren zusammengerollten Zöpfen gelöst hatte.
    »Das bedeutet, daß die Station voller Männer ist, die auf die nächste Kutsche warten«, erklärte er ihr.
    »Weshalb? Wenn sie doch selber Pferde haben?«
    »Diese Pferde könnten geliehen sein. Auf jeden Fall sehen sie sehr

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