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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Willows Bauch warm und fest an, und unter der straff gespannten Haut stupste etwas mit kräftigen Bewegungen gegen Jessicas Handflächen.
    »Es bewegt sich«, hauchte sie voller Erstaunen. »Es lebt!«
    »Natürlich lebt es. Wie ein Floh springt es da drinnen hin und her.«
    »Nein, du verstehst nicht, was ich meine. Es lebt.«
    Willow mußte lachen, als sie den erstaunten Ausdruck auf Jessicas Gesicht sah.
    »Ja, es lebt«, stimmte Willow ihr zu. »Ein neues Leben wächst da in mir heran. Ein unbeschreibliches Wunder. Wie könnte ich da dem Mann böse sein, der dieses Wunder mit mir zusammen vollbracht hat?«
    Jessica sagte nichts. Das ungeborene Leben in Willows Bauch zu spüren, hatte sie so beeindruckt, daß sie kaum einen zusammenhängenden Gedanken fassen konnte.
    »Hier«, sagte Willow und legte Jessicas Hand auf eine andere Stelle. »Kannst du den Kopf des Babys spüren? Wie rund er ist? Er paßt genau in deine Handfläche.«
    Jessica nickte atemlos.
    »Gib mir mal deine andere Hand«, sagte Willow und legte Jessicas Hand auf die gegenüberliegende Seite ihres Unterleibs. »Spürst du, wie es mit den Füßen tritt? So ein winziges Füßchen, und doch schon so viel Kraft. Und mit jeder Woche wird das Baby ein bißchen größer und kräftiger. In letzter Zeit kommt es mir beinahe so vor, als wenn es pro Tag um drei volle Zentimeter wächst.« Sie lachte. »Bald ist es kräftig genug für die Geburt, und dann kann ich zusehen, wie Caleb sein Kind in den Armen hält und mich glücklich anlächelt.«
    »Und du hast gar keine Angst?«
    »Ich bin stark. Ich bin gesund. Meine Mutter hatte nie schwierige Geburten.« Willow zögerte einen Moment und gestand dann: »Caleb wollte schon vor Monaten, daß ich das Kind drüben im Fort bekomme, aber das Wetter hat nicht mitgespielt. Außerdem wollte ich, daß unser Kind hier zur Welt kommt. Ich wollte nicht an einem unbekannten Ort und umgeben von lauter Fremden sein, wenn es soweit ist.«
    »Wenn es soweit ist, werde ich dir helfen«, sagte Jessica. »Wenn du willst. Lady Victoria hat dafür gesorgt, daß ich mich ein bißchen in diesen Dingen auskenne, auch wenn ich mein Wissen bisher noch nie anwenden mußte. Sie wollte, daß ich bestens vorbereitet bin, falls mein zukünftiger Ehemann einmal auf einem abgelegenen Landsitz
    wohnt.«
    »Ich würde mich freuen, wenn du dabei wärst«, sagte Willow schlicht.
    »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    Erleichtert griff Jessica nach ihrer Stickerei und fuhr fort, an dem Taufkleid zu nähen. Zum ersten Mal hatte sie Hoffnung, daß das winzige Kleidchen vielleicht doch nicht als Leichenhemd für ein totgeborenes Kind dienen würde.
    »Ach, spiel doch bitte etwas«, bat Jessica. »Reno hat mir erzählt, daß du ganz ausgezeichnet spielen kannst. Es wäre so schön, einmal wieder Musik zu hören.«
    »Das ist einer der Nachteile, wenn man hier draußen im Westen lebt«, sagte Wolfe und warf Jessica einen herausfordernden Blick zu. »Man muß auf alle nur denkbaren Vorzüge der Zivilisation verzichten.«
    »Musik gehört nicht dazu«, sagte Caleb. »Jedenfalls nicht, wenn es sich vermeiden läßt.« Er setzte die Mundharmonika an die Lippen. Die ersten paar Töne einer Melodie schwebten durchs Zimmer. »Natürlich kann sich eine Mundharmonika nicht mit einem erstklassigen, vierköpfigen Kammerorchester messen.«
    »Mach das noch mal«, sagte Jessica überrascht. Dann fiel ihr auf, daß sie nicht einmal bitte gesagt hatte, und sie wurde rot.
    »Bitte, spiel das noch mal. Das hat mir gut gefallen.«
    »Bach war es ja nicht gerade«, sagte Wolfe.
    »Ach, sei du bloß still«, sagte Jessica. »Wenn ich etwas von Bach hören wollte, hätte ich meine Geige durchs halbe Land mit mir herumgeschleppt. Dann müßtet ihr jetzt alle stundenlang meine Spielkünste über euch ergehen lassen.«
    Rafe lachte. »Laß dir bloß nichts gefallen, Herzchen.«
    Sogar Wolfe mußte lächeln. »Eigentlich gefällt mir Bach ganz gut.«
    »Das wundert mich gar nicht«, sagte Reno. »Du warst einfach zu lange in der Zivilisation.«
    Caleb setzte die Mundharmonika noch einmal an und blies sacht hinein. Die Unterhaltung verstummte, als die ersten Klänge von >Amazing Grace< durchs Zimmer zu schweben begannen. Reno und Willow begannen mitzusingen und paßten sich mühelos der Melodie an, die sie schon als Kinder gelernt hatten. Jessica seufzte glücklich, als sie hörte, wie sich die Stimmen der beiden Geschwister zu einer vollkommenen Harmonie ergänzten.
    Einen

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