Im Sturm der Gefuehle
Sie es?«
»Williams!«, rief Ives aus und lockerte seinen Griff mit einem Gefühl des Bedauerns und der Erleichterung. Natürlich. Einer seiner eigenen Leute, die Meade beschatteten.
Williams grinste, dass in der Dunkelheit seine Zähne hell blitzten. »Dachte ich mir's doch, dass ich Ihre Hand erkannte.«
Ives, der seinem Stallburschen beim Aufstehen half, fragte: »Welchen Verdächtigen hast du heute beobachtet?«
»Den Colonel. Sanderson ist auf Coleman angesetzt, und Ogden verfolgt Grimshaw« Er streifte den Schmutz ab und fuhr fort: »Wie gut, dass sie heute verschiedene Wege gingen, sonst wären wir drei übereinander gestolpert. Was sonst meist der Fall ist«, setzte er matt hinzu. »Alle sind solche Zechbrüder, dass einer von uns reichen würde, um alle im Auge zu behalten. Meist enden sie zur gleichen Zeit an denselben Orten.«
»Aber nicht heute?«, frage Ives.
»Nein, heute nicht.«
»Ich frage mich, ob das von Bedeutung ist?«, überlegte Ives laut.
Es war von Bedeutung, doch das wusste nur der Fuchs. Nachdem er endlich seinen letzten Begleiter losgeworden war, eilte er in sein Domizil und entließ seinen Kammerdiener, um sich für das Treffen mit Meade zurechtzumachen. Ein Wechsel der Kleidung und ein wenig Maske waren angebracht.
Er schlich die Treppe hinunter zu einem kleinen Raum im rückwärtigen Teil des Hauses, der alles Nötige enthielt und von dem aus eine eigene Tür in die schmale Gasse hinter dem Haus führte. Er trat ein und ging zu einem großen Gemälde, das an einer Wand hing, um es herunterzuheben. Dahinter lag ein Geheimversteck, dessen Türchen mit einem festen Schloss gesichert war. Mit dem Schlüssel, den er mitgebracht hatte, sperrte er auf, und gleich darauf machte er sich daran, raffiniert seine äußere Erscheinung zu verändern. Als Kaufmann verkleidet, mit einem stattlichen hängenden Schnauzbart und einem großen breitkrempigen Hut, der sein Gesicht halb verbarg, präsentierte er sich als ein völlig anderer Mensch.
Viel lieber hätte er sich in einem seiner Verstecke umgezogen, doch heute wollte er keine Zeit verlieren. Meade, der ihn bereits bei Flora erwartete, sollte nicht ungeduldig werden.
Ein verstohlenes Lächeln umspielte seinen Mund, als er aus dem Haus glitt und in die dunkle Gasse hinaustrat, es bestand keine echte Gefahr, dass Meade ihm davonlief. Im Gegenteil, es stand zu vermuten, dass er auch eine längere Wartezeit auf sich nehmen würde, um den Mann zu treffen, der mit einem stattlichen Geldbetrag winkte.
Er lächelte noch immer, als er die Gasse entlangschlich. Gleich darauf erstarrte er, als er merkte, dass er nicht allein war. Jemand war da, lauerte er ihm auf?
Ein kaltes Gefühl machte sich in seiner Brust breit. Wie konnte Roxbury auf ihn verfallen sein? Er war mit großer Vorsicht vorgegangen und hatte in den letzten Monaten einen musterhaften Lebenswandel geführt und alles vermieden, was ihn mit Le Renard in Verbindung bringen konnte.
Jetzt gilt es, kühlen Kopf zu bewahren und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, ermahnte er sich, während er reglos dastehend die schwachen Umrisse des anderen anstarrte. Es konnte ein Zufall sein. Der Bursche, der vor ihm auf der Lauer lag, hatte es vielleicht gar nicht auf ihn abgesehen. Er konnte ein Einbrecher sein, der ein geeignetes Objekt ausspähte.
Vorsichtig wich er rücklings aus, während er fieberhaft überlegte. Die Möglichkeit, dass der Beobachter auf ihn wartete, war nicht völlig ausgeschlossen, doch wenn seine Identität bekannt geworden war, hätte man mehr als nur einen Mann auf ihn angesetzt, wie ihm mit einem gewissen Triumphgefühl aufging.
Aber Roxbury hatte vielleicht nur Verdacht gegen ihn geschöpft. Ein Gefühl der Unbezwingbarkeit gemischt mit Erregung erfasste ihn. Das Spiel war plötzlich zu einer echten Herausforderung geworden. Heute werde ich Meade direkt vor ihrer Nase treffen, dachte er und hätte vor Freude fast aufgelacht. Und wenn der Kerl, der ahnungslos an der Hausmauer vor ihm lehnte, seine Gegenwart entdeckte und versuchte, ihm zu folgen, würde er den Idioten rasch abhängen.
Er bog in eine andere Gasse ein, hielt inne und drehte sich um. Zu seiner Freude folgte ihm niemand. Verächtlich schloss er daraus, dass dieser unfähige Tölpel keine Ahnung hatte, dass er das Haus bereits verlassen hatte und für ihn verloren war. Wieder verkniff er sich ein Lachen. Er würde sich mit Meade treffen, und der Mann, der ihn beobachten sollte, würde hier
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