Im Sturm der Gefuehle
spürbarer machte. Bis zum Abend achtete jeder im Haus darauf, einen Raum rasch zu verlassen, in dem sich Lord und Lady Harrington gemeinsam aufhielten.
Nach einem nicht enden wollenden Dinner, bei dem Ives und Sophy nur kühl Konversation machten, waren die drei jüngeren Mitglieder des Haushalts froh, als Ives, der den üblichen Brandy mit Marcus nach dem Dinner ausfallen ließ, sofort aus dem Haus ging, um sich mit seinen Freunden zu treffen. Sophy sah ihm mit leerem Blick nach und verließ gleich darauf ohne Erklärung den Raum, sodass Marcus, Phoebe und Anne allein zurückblieben und einander verwirrt anstarrten.
»Was mag zwischen ihnen vorgefallen ein?«, fragte Phoebe Marcus, als sie ein paar Minuten später das Speisezimmer verließen. »Ich dachte, sie wären glücklich zusammen. Aber jetzt...«
»Ist Sophy verärgert, weil du und Lord Harrington heute zu Tattersall gegangen seid?«, fragte Anne schüchtern. »Könnte das der Grund sein?«
Marcus schüttelte den Kopf. »Nein, Sophy würde wegen so etwas nie böse sein. Und ich weiß, dass Ives heute bester Laune war und sich auf den Nachmittag mit Sophy freute.«
»Und Sophy war so guter Dinge, auch nachdem sie diese skandallüsternen alten Katzen, die heute zu Besuch kamen, samt ihren kritischen Blicken über sich ergehen lassen musste.« Phoebe sah nachdenklich drein. »Zumindest war sie das, als Anne und ich nach Lady Greenwoods Ankunft entschuldigt wurden. Hm, ob Lady Greenwood etwas sagte ... Ach, wenn nur Lady Beckworth nicht abgereist wäre!«, rief Phoebe traurig aus. »Sie hätte gewusst, welches Problem es gibt und wie man es am besten löst.«
Marcus verzog das Gesicht. »An deiner Stelle würde ich mich nicht einmischen«, warnte er sie. »Das ist eine Sache zwischen Sophy und Ives.«
Er erntete empörte Blicke von beiden Mädchen. »Pfui! Du möchtest nur nicht damit behelligt werden«, rief Phoebe aus.
»Das ist es nicht. Sophy und Ives sind verheiratet, nur ein Idiot drängt sich zwischen zankende Eheleute. Und ich bin keiner.«
Nachdem er diese Äußerung getan hatte, drehte er sich um und ging, um sich sein eigenes Vergnügen zu suchen.
Dass Ives schlechter Laune war, entging der Aufmerksamkeit seiner Gefährten nicht. Grimshaw murmelte mit maliziösem Lächeln: »Häuslicher Ärger, mein Lieber? Ist die Ehefalle vielleicht doch zu einengend?«
Ives bedachte ihn mit einem Blick, der einen Schwächeren in die Knie gezwungen hätte. »Natürlich nicht. Warum fragen Sie?«
»Nun ja, Sie wirken ein wenig, hm, übellaunig«, warf Dewhurst glatt ein und fixierte Ives mit seinen blauen Augen. »Da ist es nur natürlich, dass man annimmt, es könnte sich um Ärger mit Ihrer Frau handeln.«
»Das ist es nicht«, fuhr Ives ihn an und leerte sein Glas Rheinwein, um gleich darauf ungeduldig nach einem zweiten zu winken.
Die Herren seiner Gesellschaft - Grimshaw, Dewhurst, Meade, Coleman und Caldwell - wechselten Blicke. »Schon gut«, sagte Meade, der bereits ein wenig angeheitert war. »Lassen Sie uns das Thema wechseln.«
Mit einem Takt, wie er unter ihnen selten war, wurde von etwas anderem gesprochen, und Ives bemühte sich, freundlicher zu erscheinen.
Für Ives verging der Abend langsam. Er versuchte alles, um in Stimmung zu kommen, indem er reichlich trank und wie im Fieber spielte. Dabei verlor er eine große Summe an Meade und ging sogar so weit, die Avancen einer wohlgeformten Dame zu ermuntern, die den ganzen Abend an seiner Schulter hing.
Ohne die verstohlenen Blicke der anderen zu beachten, ließ er zu, dass sie sich auf seinen Schoß setzte und sich vertraulich an ihn lehnte, während er eine Partie nach der anderen spielte. Weiter ging er jedoch nicht. Als ihre Finger sich daranmachten, ihn abzutasten, und sie an seinem Ohr zu knabbern begann, schob er sie sachte von seinem Schoß. »Heute leider nicht«, lehnte er mit höflichem Lächeln ab und steckte ihr eine Goldmünze zu.
»Kann es denn sein«, fragte Coleman erstaunt, »dass Sie Ihrer Frau tatsächlich treu bleiben wollen?«
Grimshaw, Meade und die anderen wieherten. Grimshaw erhob sogar drohend den Zeigefinger. »Das wird nicht akzeptiert! Es ist ganz klar«, sagte er, »dass Ihre Braut ihre alten Tricks anwendet. Wie oft sah ich Simon mit demselben Ausdruck unterdrückter Wut.« Er lächelte unangenehm. »Hat Sophy Sie aus ihrem Bett geworfen und mit der Pistole in Schach gehalten?«
Ives' Ausdruck verhärtete sich. »Das geht Sie nichts an«, sagte er
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