Im Sturm der Gefuehle
aufgetaucht war. Im Moment aber konnte sie nichts Schlimmes daran sehen, Marcus zu erlauben, sich mit dem Viscount anzufreunden.
Forrest und Lord Harrington empfahlen sich bald, und wenig später erklärte Marcus, der Abend sei schrecklich öde, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die junge Dame, der sein Interesse galt, sich nicht unter den Gästen befand, die sich im Hause Denning drängten. Er schlug vor, zu aufregenderen Lustbarkeiten überzugehen. Da sie die Anstandsfrist auf der Hausparty zugebracht hatten, zeigten sich alle einverstanden.
Ihr Besuch bei den Dennings war die letzte gesellige Verpflichtung, die Sophy sich an diesem Abend vorgenommen hatte. Sie war zufrieden, als sie schließlich in Sir Alfreds Wagen saß und zum Stadthaus der Graysons fuhr. Mitternacht war vorüber, und sie sehnte sich nach ihrem Bett, obwohl die elegante Gesellschaft sich oft und gern bis vier Uhr morgens amüsierte.
Nachdem sie Sophy zur Tür gebracht hatten, fuhren Marcus und die anderen weiter, Vergnügungen entgegen, die Männern eher entsprachen. Sie spürte, dass Lord Coleman gern geblieben wäre, ermutigte ihn aber nicht. Nachdem er ihr mit mehr Wärme, als der Anstand erforderte, die Hand geküsst hatte, fuhr er mit den anderen mit.
Im Hausinneren lächelte Sophy dem wartenden Butler zu. »Ach, Emerson«, sagte sie, dezent ein Gähnen unterdrückend. »Wie müde ich bin. Nie hätte ich gedacht, dass London so anstrengend sein kann.«
Emerson reagierte höflich mit einem mitfühlenden Blinzeln seiner blauen Augen. Sophy hatte ihn und seine Frau, eine kompetente Haushälterin, auf Lord Colemans Empfehlung hin eingestellt, da beide ihr auf den ersten Blick gefielen. Ob es Emersons überaus freundliche Miene oder Mrs. Emersons geschäftige Fröhlichkeit waren, die ihr Herz gewonnen hatten, wusste Sophy nicht. Die beiden hatten sich jedoch als fleißig, tüchtig und überaus angenehm erwiesen.
Nachdem sie Emerson angewiesen hatte, er solle nicht auf Marcus warten, sagte Sophy dem Butler gute Nacht und ging hinauf. Sie war sicher gewesen, dass sie sofort einschlafen würde, wenn ihr Haupt das Kissen berührte, stattdessen lag sie unruhig und zu ihrem großen Arger hellwach da. Ihre Verärgerung wuchs, als ein dunkles Gesicht mit spottlustigen grünen Augen und einem Brigantenlächeln sich immer wieder in ihre Gedanken drängte.
Verflixter Kerl! Ich bin überhaupt nicht an ihm interessiert. Er ist einfach irgendein Fremder, ein Mann, dem ich zufällig über den Weg lief - was nie wieder geschehen wird, wenn ich es einrichten kann.
Nachdem sie sich eindringlich davon überzeugt hatte, war sie endlich imstande, Harringtons beunruhigende Gegenwart aus ihrem Bewusstsein zu verbannen, und schlief ein. Doch noch im Schlaf verfolgten Harringtons grüne Augen und sein kühner, lachender Mund sie erbarmungslos bis in ihre Träume.
Nachdem Ives sich aus Sophys Nähe entfernt hatte, gab es für ihn keinen Grund mehr, im Haus der Dennings zu verweilen, da sie unter den anwesenden Damen die Einzige war, die ihn fasziniert hatte. Seine Brautschau war für den heutigen Abend beendet, wie er sich mürrisch eingestehen musste.
Obwohl Sophy Marlowe als Braut nicht in Frage kam, war Ives ehrlich genug, um sich einzugestehen, dass ihr Bild das war, an dem er alle anderen Frauen messen würde. Und er argwöhnte - nein, er war sicher -, dass alle daneben verblassten.
Jane Scovilles Tochter, dachte er angewidert, als er mit Percival das Haus der Dennings verließ und sie in Ives' komfortablem Wagen in einen der Klubs an der St. James Street fuhren.
»Du siehst nicht sehr glücklich aus«, bemerkte Percival nach einem raschen Blick in das Gesicht seines Freundes.
»Ich bin es auch nicht«, knurrte Ives. »Ich bin wütend! Und allmählich glaube ich, dass es sehr unfair von einem herzlosen Frauenzimmer wie Jane Scoville war, diesen kleinen goldenen Schmetterling, den wir eben zurückließen, in die Welt zu setzen.«
»Sophy? Darf ich dich daran erinnern, dass du sie unbedingt kennen lernen wolltest?«
»Ob ich sie kennen lernen wollte oder nicht, ist nicht der Punkt! Sie stellt eine Komplikation dar, die ich nicht brauchen kann. Bis heute Abend war es der einzige Zweck meines Aufenthalts in London, eine passende Frau zu finden. Und plötzlich hat die Begegnung mit Janes Kindern alles völlig verändert.«
»Du könntest sie ja vergessen«, schlug Percival vor. »Man sollte bekanntlich den schlafenden Leu nicht wecken.«
Ives
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