Im Sturm der Gefuehle
liebste bin.«
Roxbury lächelte. »Was du sagst, stimmt zwar, doch sei versichert, mein Lieber, dass du mein liebster Patensohn auch dann wärest, wenn ich andere hätte.«
Ives lachte leise auf. »Genug davon, Sir. Sie haben mich heute nicht aufgesucht, um mich Ihrer Wertschätzung, mag sie auch noch so schmeichelhaft sein, zu versichern.« Ives wurde wieder ernst. »Warum sind Sie gekommen, Euer Gnaden? Was kann ich für Sie tun?«
Roxbury seufzte, sein Lächeln erlosch. In sein Glas starrend, sagte er leise: » Es tut mir Leid um deinen Vater, mein Junge. Richard war einer meiner besten Freunde. Ich vermisse ihn sehr. Und seinen Bruder ebenso.« Er sah Ives an. »Wusstest du, dass dein Vater und ich im Alter nur wenige Monate auseinander waren?« Als Ives den Kopf schüttelte, fuhr Roxbury nachdenklich fort: »Kommenden Juli wäre er einundsiebzig geworden ... und ich werde es im November.« Wieder seufzte er. »Wir wuchsen zusammen auf, dein Vater und ich.
Auch dein Onkel Guy, aber Richard und ich waren enger befreundet.«
Leise sagte Ives: »Ich weiß, dass Sie sich sehr nahe standen. Und ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen, die Sie mir letztes Jahr angedeihen ließen. Die Durchsicht der Papiere meines Vaters fiel keinem von uns leicht. Erschwert wurde die Lage noch dadurch, dass auch der Nachlass meines Onkels Guy und die Angelegenheiten meiner zwei Vettern zu regeln waren.« Ives' Miene wurde nachdenklich. »Manchmal kann ich kaum glauben, dass alle tot sind. Meine Cousins Adrian und Thomas waren jünger als ich.«
Roxbury nickte. »Guy entschloss sich erst spät zur Ehe. Bei seiner Hochzeit mit Elizabeth war er fast vierzig.« Er lächelte matt. »Anders als dein Vater, der mit kaum zweiundzwanzig vor den Traualtar trat. Ich glaube, Richards frühe Heirat und die bald darauf folgende Geburt eines Sohnes erlaubten es Guy, sich Zeit zu lassen. Zwei Erben waren vorhanden, sodass er sein flottes Leben nicht aufgeben musste, um seine Nachfolge zu sichern. Und deine Geburt viele Jahre später verschaffte ihm noch einen dritten.«
»Das ist zwar richtig, Sir, doch sind Sie sicher nicht gekommen, um meine Familiengeschichte zu rekapitulieren. Was also kann ich für Sie tun?«
»Ich schwelge nicht nur in Erinnerungen«, sagte Roxbury tadelnd. »Was ich sage, hat einen Hintergrund.«
Ives lächelte unmerklich und nickte. »Das bezweifelte ich keinen Moment, Sir, und ich muss gestehen, dass ich mich vor Neugierde verzehre.«
»Eher vor Ungeduld. Ihr jungen Leute habt es immer so eilig. Aber ich will dich nicht länger auf die Folter spannen.« Roxbury stärkte sich mit einem Schluck Brandy und fragte, indem er Ives eindringlich anstarrte: »Was weißt du vom Leben deines Vaters in den letzten Jahren vor seinem Tod? Und von Adrians Leben?«
Ives runzelte die Stirn. »Sehr wenig. Ich nehme an, mein Vater half meinem Onkel eifrig bei der Verwaltung des Besitzes. Nachdem er vor einigen Jahren als Geistlicher in den Ruhestand trat und die Pfarre aufgab, berichtete er mir in seinen Briefen immer ausführlich von allem, was auf Harrington Chase vorging. Was Adrian betrifft, so waren wir nicht sehr vertraut, obwohl er nur drei Jahre jünger war als ich. Erst war ich auf der Schule, dann bei der Armee und seither nicht viel zu Hause. Ich hatte deshalb wenig Gelegenheit, meine Cousins gut kennen zu lernen.«
»Würde es dich sehr in Erstaunen setzen, wenn ich dir sage, dass Adrian für mich arbeitete und wertvolle Ermittlungsarbeit leistete? Dass er mir Informationen zukommen ließ, von denen er glaubte, sie seien für mich von Interesse? Er eignete sich großes Geschick darin an.« Auf Ives' erstaunten Blick hin nickte Roxbury »Ja, er erwies sich als sehr fähiger Spitzel. Dank seiner vielen Freunde unter den französischen Emigranten konnte er mir helfen, jene aufzuspüren, deren Loyalität vielleicht nicht so ... untadelig war, wie sie hätte sein sollen.« Langsam setzte er hinzu: »Adrian war nicht der Einzige aus deiner Familie, der sich auf diesem Gebiet betätigte. Etwa eineinhalb Jahre vor seinem Tod fing auch dein Vater an, mir zur Hand zu gehen. Das Landleben langweilte ihn, und er war zufällig darauf gestoßen, dass Adrian für mich tätig war.« Ein Lächeln erhellte seine faltigen Züge. »Er suchte mich auf und wollte unbedingt mitmachen. Er erklärte, dass nicht einzusehen sei, warum nur die Jungen ihr Vergnügen haben sollten.«
Ives nickte mit wehmütigem Lächeln. »Das ist typisch für
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