Im Sturm der Gefuehle
bezogen waren. Nur halb bei der Sache, ließ sie sich von Peggy baden und parfümieren. Würziger Nelken- und Lilienduft erfüllte den Raum. Nachdem sie in ihr bernsteingelbes Nachthemd und das in einem dunkleren Ton gehaltene Neglige geschlüpft war, löste sie ihr auf dem Hinterkopf zusammengefasstes Haar, und Peggy bürstete es, bis es wie frisch geprägtes Gold im Kerzenschimmer glänzte. Mit einem geflüsterten guten Segenswunsch für das Glück seiner Herrin verschwand das Mädchen.
Vor dem großen Frisiertisch sitzend, starrte Sophy, verloren und von chaotischen Gefühlen erfüllt, in den Spiegel. Ich bin verheiratet, dachte sie benommen. Mit Ives.
Als hätte sie ihn herbeigezaubert, sah sie sein Bild plötzlich im Spiegel. Er trug einen schweren, purpurnen Hausmantel lose um die Mitte gegürtet. Sophy wusste, dass er darunter nackt war.
Lange betrachteten sie einander im Spiegel, dann sagte Ives halblaut und mit einem angedeuteten Lächeln: »Nun, Liebling? Bist du wirklich bereit, es >hinter dich zu bringen«
Sie nickte und bewegte sich wie eine Träumende, als Ives ihr vom Hocker aufhalf und sie ins Schlafzimmer führte.
Es war ein schöner, hoher Raum mit schimmernden Kristalllüstern, dessen eine Wand von einer Reihe großzügiger Fenster eingenommen wurde. Wieder lag ein Aubussonteppich in Schattierungen von Rose, Creme und Grün auf dem Boden. Die Seidendraperien des stattlichen Himmelbettes waren in einem schönen, hellen Türkiston gehalten. Ungeachtet der Jahreszeit, flackerte ein kleines Feuer munter in einem Kamin, dessen Umrahmung aus grünem Marmor war. Davor standen einladend einige Sessel und ein Sofa mit Seidenbezügen in der Farbe des Betthimmels. Im ganzen Raum waren Rosenholztischchen verteilt, darauf silberne Kerzenleuchter, deren weiches Licht die Schönheit ihrer Umgebung hervorhob.
Doch der Anblick von so viel Eleganz konnte die Angst in Sophys Brust nicht dämpfen, sodass sie sich verzweifelt auf den banalen Anblick eines vollen Tabletts stürzte.
»Ach! Wundervoll! Essen! Ich bin halb verhungert!«, rief sie atemlos aus und lief zum Tisch, auf dem das Tablett stand.
Den Blick auf ihre schlanke Gestalt richtend, murmelte Ives: »Ich auch. Absolut verhungert.«
Sie bedachte ihn mit einem sinnlosen Lächeln und belud ihren Teller mit hauchdünn geschnittenem Hähnchen- und Kalbfleisch, winzigen Frühlingskartoffeln mit Butter und Erbsen, Pilzen und eingelegten Meeresfrüchten. Daneben gab es eine Auswahl an Naschereien, dazu Wein, Brandy und Sherry, von dem sie sich ein Glas einschenken ließ.
Sie aßen vor dem Kamin. Obschon Sophys Ängste und Nervosität unvermindert vorhanden waren, verlief das Essen nicht ungemütlich, dennoch waren beide fast erleichtert, als das letzte Krümelchen verzehrt, der letzte Schluck Wein getrunken und Teller und Gläser auf das Tablett gestellt waren.
Wie ein kleines Mädchen mit stocksteifem Rücken dasitzend, die Knie zusammengepresst, die Hände im Schoß gefaltet, starrte Sophy leer ins Feuer.
Ives, der ihr gegenüber in einem Sessel saß, verwünschte seufzend Lord Marlowe. Wieder erwog er, ihr ein paar Tage Zeit zu lassen, sich mit ihrer Heirat und mit ihm in ihrem Bett abzufinden, um die Idee dann zu verwerfen. Er hatte ihr diese Möglichkeit angeboten, und sie hatte abgelehnt. Und so selbstlos war er auch wieder nicht. Er begehrte sie. Sie war seine Frau.
Ives stand auf und näherte sich ihr. Eine Hand ausstreckend, sagte er: » Ins Bett, Liebling?«
Sophy zuckte zusammen und starrte ihn resigniert an. Er verwünschte Simon tausendfach, als er sie sanft hochzog, ihre Schultern umfasste und sie warm küsste.
»Ich bin nicht Simon«, sagte er an ihrem bebenden Mund. »Vertrau mir ... ich bin sehr wohl imstande, uns beiden Lust zu verschaffen.«
Sophy neigte den Kopf. Ihre Locken kitzelten sein Kinn. »Warum sollte ich dir trauen?«, fragte sie schmerzlich.
Ives seufzte. »Ich kann dir keinen Grund nennen, aber habe ich bislang etwas getan, das dich verletzte?«
Sophy schüttelte den Kopf, da ihr verwundert klar wurde, dass es sehr angenehm war, in seiner Umarmung dazustehen, seinen warmen, festen Körper zu spüren, seinen Atem, der sanft über ihre Locken in ihrem Nacken strich. Als er sich plötzlich neigte und sie küsste, lief ihr ein Schauer, der nichts mit Angst zu tun hatte, über ihren Rücken. Seine Hände glitten langsam über sie, kneteten ihre steifen Schultern und strichen über ihren Rücken, und als Minuten
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