Im Sturm der Gefuehle
es für dich tue.« Er schmunzelte. »Betrachte es als Morgengabe.«
Völlig entwaffnet, ließ Sophy sich überreden.
Nachdem seine Nachricht an Roxbury abgeschickt war, pochte Ives wenig später mit Sophy an seiner Seite an die Tür des Hauses am Russell Square. Ein überaus korrekter Butler in schwarzweißer Livree öffnete ihnen und führte sie, nachdem sie ihr Anliegen vorgebracht hatten, zuvorkommend in einen sehr hübschen, in Hellblau und Creme gehaltenen Salon.
Miss Weatherby trat gleich darauf in einem Nachmittagskleid aus grünem Baumwollmusselin ein. Ihre Augen waren rot gerändert, sie sah verhärmt aus. Zu spät kam Sophy der Gedanke, dass Edward Agnes vielleicht sehr viel bedeutet hatte.
Agnes begrüßte sie kühl und fing aggressiv an: »Ich nehme an, Sie sind aus hämischer Schadenfreude gekommen. Sie glauben wohl, Sie hätten jetzt alle Karten in der Hand? Nein, lassen Sie sich gesagt sein, dass ich um Anne kämpfen werde, schließlich ist sie meine Nichte.« Sie lachte verbittert auf. »Und ich habe nichts zu verlieren.«
»Doch, das haben Sie«,sagte Ives leise. »Sie haben sogar sehr viel zu verlieren - erstens Ihren Ruf und zweitens unseren guten Willen.«
»Was kümmert mich Ihr guter Wille?«, fragte sie höhnisch.
Ives machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich bin heute gekommen, um Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten.« Auf Agnes erstaunten Blick hin fuhr er leise fort: »Wenn Sie einverstanden wären, uns alle Rechte an Anne abzutreten, und uns die Vormundschaft übertragen, würden wir es uns etwas kosten lassen. Sind Sie gewillt, sich anzuhören, was ich zu sagen habe?«
Agnes schien wie gebannt, als sie langsam sagte: »Sie bieten mir Geld an?«
Ives nickte. »Ja. Ich wäre bereit, Ihnen auf Lebenszeit ein Einkommen zu gewähren. Reich werden Sie nicht sein, aber Sie werden bequem, sogar standesgemäß leben können. Von meiner Großmutter erbte ich einen Besitz, ein hübsches Haus mit mehreren Nebengebäuden und fünf Morgen Land in Surrey. Auch dieses Gut würde ich Ihnen übereignen ... wenn Sie alle Rechte an Anne aufgeben.« Ives machte eine Pause. »Ich muss Sie darauf aufmerksam machen«, fuhr er dann fort, »dass ich sämtliche Mittel und beträchtlichen Einf luss gegen Sie mobilisieren werde, wenn Sie sich weigern. Sie wären gut beraten, das Geld zu nehmen.«
Agnes starrte ihn lange hart und berechnend an. Dann zuckte sie mit den Achseln und sagte verbittert: »Warum nicht? Ein Spatz in der Hand ...«
Ives verbeugte sich. »Die Dokumente werden unverzüglich aufgesetzt und Ihnen nachmittags übermittelt.«
Sie warf Sophy einen gehässigen Blick zu. »Sie haben also gewonnen. Ich wünsche Ihnen nichts Gutes, aber wenn Ihr Mann tut, was er sagte und mir Geld und Besitz übereignet, werde ich alles unterschreiben, um die Sache zu besiegeln.«
Als Sophy Dankesworte stammeln wollte, sagte Ives glatt: »Wir danken Ihnen. Mein Anwalt wird sofort die Papiere aufsetzen, und ich selbst werde die Treuhänder des Gutes meiner Großmutter aufsuchen.«
Agnes nickte kurz. Sie starrte Sophy noch immer unfreundlich an, als sie mürrisch sagte: »Sie haben es tatsächlich geschafft, auf den Füßen zu landen. Jetzt haben Sie Anne, und mit Seiner Lordschaft an Ihrer Seite wird niemand es wagen, Sie wegen Edwards Tod zu befragen.«
»Ich habe mit seinem Tod nichts zu tun«, sagte Sophy beklommen und drückte Ives' Arm ganz fest, als ihr Mann Anstalten machte, in diesem Streit ihre Verteidigung zu übernehmen.
Agnes zuckte mit den Schultern. »Das sagen Sie.«
»Ja, das sage ich!«, fuhr Sophy sie an. »Ich kann nicht leugnen, dass ich für meinen Onkel keine Zuneigung aufbrachte, aber ermordet habe ich ihn nicht.«
Agnes gebot ihr mit einer Geste Schweigen. »Es spielt keine Rolle«, murmelte sie. »Er ist tot und mit ihm alle meine Hoffnungen.«
»Hm ... über diese Hoffnungen wollten wir auch mit Ihnen sprechen«, warf Ives wacker ein.
Agnes sah ihn an. »Wie meinen Sie das?«
»Am Abend vor Edwards Ermordung sagten Sie zu meiner Frau, dass er den Plan, Anne zu heiraten, aufgegeben hätte. Sie sagten, er hätte andere Pläne, zu Geld zu kommen«, sagte Ives langsam. »Würden Sie uns wohl verraten, was Sie von seinen Plänen wussten?«
In Agnes Augen blitzte etwas auf, doch sie zog nur eine Schulter hoch, drehte sich um und starrte aus dem Fenster. »Warum sollte ich? Was hätte ich denn davon?«
Sophy und Ives wechselten Blicke. Achselzuckend murmelte Ives: »Es könnte
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