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Im Sturm der Gefuehle

Titel: Im Sturm der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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schmutzigen kleinen Kneipe unweit des Themseufers. Der Gestank des Flusses vermischte sich mit den lokalen Gerüchen, die der Fuchs lieber nicht näher ergründete. Da er sich wie immer für diese Unternehmungen verkleidet hatte, erschien er in abgetragenem und geflicktem Zeug. Ein struppiger Bart und falsche Augenbrauen, die er vor langer Zeit einem Schauspieler, den er kannte, entwendet hatte, veränderten sein Aussehen vollends. Ein zerbeulter schwarzer Hut war tief in die Stirn gezogen und verbarg sein Gesicht gänzlich.
    Niemand würde ihn erkennen. Es war verdammtes Pech gewesen, dass er Simons Anwesenheit nicht bemerkt hatte, als dieser ihm in jener Nacht vor langer Zeit nach Hause gefolgt war. Nachdem er seine Lektion gelernt hatte, entwickelte er in den folgenden Jahren große Fertigkeit darin, eventuelle Verfolger zu bemerken und abzuschütteln. Ich bin, dachte er in aller Bescheidenheit, unübertroffen.
    Der Franzose war anderer Meinung und knurrte: »Mon Dien! Ich sehe nicht ein, was daran so schwierig sein soll. Stehlen Sie das Dokument doch einfach.«
    »Ich sagte schon, dass man das Dokument vermutlich streng bewacht«, erklärte der Fuchs mit wachsender Ungeduld. »Eine Kopie würde euch dieselbe Information liefern, bedeutet aber ein geringeres Risiko.«
    Der Franzose blickte ihn an. »Sie erwarten, dass wir für eine Kopie zahlen?«, fragte er ungläubig. »Das ist ausgeschlossen, Monsieur. Non. Wir müssen das Original haben.«
    »Und wenn ihr das Original habt, werden die Briten es merken und ihre Pläne ändern.«
    Der Franzose machte ein nachdenkliches Gesicht. »Was schlagen Sie vor?«
    »Ich schlage vor, dass mein Mittelsmann mir das Memorandum bringt. Ich werde es Ihnen zeigen, damit Sie Ihre Vorgesetzten von seinem Wert überzeugen können, doch was dann wirklich nach Frankreich gelangt, wird eine Kopie sein. Das Original wird sofort wieder zu den Horse Guards gebracht, ohne dass jemand etwas merkt.«
    Es gefiel dem Franzosen zwar nicht, doch sah er ein, dass es ein kluger Plan war. »Na gut«, sagte er ungehalten.«Wann können Sie es beschaffen?«
    Nun machte der Fuchs ein nachdenkliches Gesicht. Je länger er zuwartete, bis er sich das Dokument aneignete, desto weniger Zeit blieb den Franzosen, aus den darin enthaltenen Informationen Nutzen zu ziehen. Und mit jedem Tag wuchs die Wahrscheinlichkeit, dass das Dokument Meades Zugriff entzogen wurde. Doch es war die Gefahr einer Falle, die ihm die größten Sorgen bereitete. Es war auch der Grund, weshalb er vor Meade kein Interesse an dem Memorandum bekundete.
    »Nun?«, fragte der Franzose. »Wann?«
    Der Fuchs warf ihm einen giftigen Blick zu. Begriff dieser fette Idiot denn nicht, das es sein Hals war, den er riskierte?
    »Nicht später als heute in einer Woche«, sagte er schließlich.
    »Sucre bleu! Eine Woche! Ich soll eine ganze Woche warten?«
    Der Fuchs presste die Lippen zusammen. »Ich sagte«, stieß er zähneknirschend hervor, »nicht später als eine Woche. Mag sein, dass ich es schon Montag habe, doch es kann auch länger dauern. Ich muss bestimmte Vorkehrungen treffen, und die brauchen ihre Zeit.«
    Der Franzose sah ihn mit offener Abneigung an. »Sorgen Sie dafür, dass die Vorkehrungen nicht zu viel Zeit verschlingen, mon ami, sonst könnten wir uns entschließen, ohne Ihre Dienste auszukommen ... ständig.«
    Der Fuchs verbarg seinen Zorn und nahm die Drohung mit einer Kopfneigung zur Kenntnis. Der Narr wagte es, ihn unter Druck zu setzen? Sobald er seinen Lohn für das Dokument kassiert hatte, würde er diesen unverschämten Kerl vielleicht nur so zum Vergnügen umbringen.
    »Sie haben nichts zu fürchten«, murmelte er, ohne sich seinen inneren Tumult anmerken zu lassen. »Das Dokument wird in Ihre Hände gelangen.«
    Nachdem er sich vom Franzosen getrennt hatte, eilte der Fuchs zu einem seiner zahlreichen, über ganz London verteilten Schlupfwinkel. Er zog sich um, schlüpfte hinaus in die Nacht und strebte auf Umwegen seinem Domizil zu.
    Dort schenkte er sich einen großen Schwenker Cognac ein, setzte sich und genoß die Schärfe des Alkohols auf der Zunge und in der Kehle, während er langsam trank. Mit Meade Verbindung aufzunehmen, war der erste Schritt, entschied er, und es war keine Zeit zu verlieren.
    Er stellte das Glas ab und griff nach Schreibmaterial. Mit verstellter Handschrift brachte er eine Nachricht zu Papier, die Meade zweifellos reizen und ihn in seiner Habgier an den Ort führen würde, den der Fuchs

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