Im Sturm der Herzen
Händen gefangen. »Wie gesagt, selbst wenn sie mich gebissen hätte, hättest du es schon in den Griff bekommen. Genau wie gerade eben.«
Allie schüttelte den Kopf und war sich da nicht annähernd so sicher wie Jake. Nervös befeuchtete sie ihre Lippen. »Ich hoffe, du hast Recht.«
Als er nicht antwortete, blickte sie auf und sah seine Augen ihren Mund fixieren. Einen Moment lang war sie nicht fähig zu sprechen, nicht fähig zu atmen. Sie dachte, er werde sie küssen und, bei Gott, sie wollte es so. Doch stattdessen biss er die Zähne zusammen, murmelte einen Fluch und stand auf. Fast hätte sie geglaubt, er begehre sie nicht mehr - wäre da nicht die riesige Beule in seiner Jeans gewesen.
»Zeit, dass wir weiterkommen«, sagte er mürrisch und zog ein Khaki-T-Shirt über den Kopf. »Wir müssen heute ein ziemliches Stück schaffen.«
Allie gab keine Antwort, sondern drehte sich nur weg und fing an, ihre Sachen zu packen. Sie benutzten ein wenig von dem jodierten Wasser aus der Feldflasche und teilten sich die Zahnbürste aus Robertos Koffer. Jake füllte den Wasservorrat auf und gab noch ein paar Tropfen Jod zu, während Allie den Schlafsack zusammenrollte und ihn als längliches Bündel auf Jakes Rucksack schnürte. Dann machten sie sich wieder auf den Weg durch den Urwald.
Es war heißer heute. Mit unerbittlicher Gewalt brannte die Sonne auf sie herab. Allie war leicht gebräunt von den gelegentlichen Urlaubstagen, die sie am Swimmingpool ihres Apartmenthauses verbracht hatte, aber nicht annähernd dunkel genug, um vor einem Sonnenbrand geschützt zu sein. Obwohl die Schatten tief waren unter dem doppelten Blätterdach des Dschungels, gab es doch Stellen, wo die Sonne hell und heiß hervorbrach. Also hatte sie den Sonnenschutz, den sie in der Maschine gefunden hatte, auf Nacken und Arme aufgetragen. Sie waren so schnell wie möglich unterwegs und folgten erneut dem Wildpfad.
Das Gehen war schwierig. Zweige, dünnes, scharfkantiges Gras und dorniges Gestrüpp zerkratzten ihr die Beine; Wurzeln und Schlingpflanzen legten sich um ihre Knöchel.
Sie schwitzte, wedelte die kleinen Stechmücken fort, die ihr um das Gesicht surrten, während sie hinter Jake herstapfte, und verfluchte sich für die Unüberlegtheit, mit der sie sich all das eingehandelt hatte.
Jake schien gegen sämtliche Beschwernisse immun. Er marschierte unbeirrt voran, sein Schritt geriet niemals ins Stocken, es sei denn, er sah sich gerade um, um sicherzugehen, dass mit ihr alles in Ordnung war. Irgendwann gegen Mittag erreichten sie eine Stelle des Regenwaldes, die so dicht war, dass er schier undurchdringlich erschien, aber Jake zog einfach nur sein T-Shirt aus und hackte sich mit der Machete hindurch.
Allie sah die kraftvollen Muskeln unter der Haut arbeiten, und ihre Brüste begannen zu prickeln. Was für ein Wahnsinn, hier mitten im Dschungel an Sex zu denken, aber sie konnte einfach nicht anders. Lieber Gott, der Mann war so schön, er gab dem Wort »sexy« eine gänzlich neue Bedeutung.
Jake schlug ihnen einen Weg frei, der zu einem schmalen Flüsschen hinunterführte, und sie liefen eine Zeit lang am Ufer entlang. Das Wasser floss nach Osten auf das Meer zu, die Richtung, in der sie unterwegs waren, und für eine Weile fiel ihnen das Laufen leichter.
Dennoch schmerzte sie der ganze Körper, und ihre Beine zitterten, als Jake den Tagesmarsch endlich für beendet erklärte.
»Hier machen wir Halt. Ich habe ein paar Orientierungspunkte entdeckt, die ich wohl auf der Karte ausmachen kann. Ich denke, ich finde heraus, wo wir genau sind und wie wir am schnellsten an unser Ziel kommen.«
»Und wie willst du das machen?«
»Mittels Triangulation.« Er schnappte sich einen Stock, malte ein Bild auf den Boden, zeichnete zwei der Orientierungspunkte ein und deren Winkel zu ihrem gegenwärtigen Standort. »Natürlich wäre das alles um einiges einfacher, wenn ich mein GPS hätte.«
Allie lehnte sich mit schmerzenden Füßen und völlig verschwitzt an einen Baum. »Soll heißen: Global Positioning System, oder?«
»Yeah. Es sagt dir überall auf der Welt, wo genau du bist.«
»Ich habe meinem Vater letztes Weihnachten eins geschenkt. Wir sind früher immer zusammen wandern gegangen. Er steht auf diesen elektronischen Firlefanz und hat schon immer unter der Paranoia gelitten, dass wir uns irgendwann verirren.«
Sie lächelte. »Er würde durchdrehen, wenn er wüsste, dass ich hier draußen mitten im Urwald sitze.« Das Lächeln verging
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