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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Walfischen, Gazellenfleisch und Pflanzenwurzeln. Unsere Leute haben sie allerdings nur von Weitem gesehen, denn sie sind sehr scheu.
    An Vögeln sahen wir – ähnlich wie in Portugal – Seeraben, Möwen, Tauben, Haubenlerchen und viele andere Arten. Wolfsmilchgewächse waren überall zu finden, auch seltene Früchte, von denen wir nicht zu essen wagten. Das Wetter ist sehr heiß, die Sonne scheint den ganzen Tag. Nur der Sonnenuntergang ist anders als zu Hause. Der rote Feuerball versinkt nicht allmählich im Meer, nein, er fällt dem Horizont schier entgegen und von einem Augenblick zu anderen wird es Nacht in Afrika.«
    Madrigal las sich noch einmal durch, was er im Logbuch notiert hatte und schnaufte zufrieden. Er hatte versucht, nach Art der Seeleute die Ereignisse zu notieren und war sicher, dass es ihm gut gelungen war. Trotzdem ärgerte er sich über Dom Pedro, der ihn so einfach für diese Aufgabe abgestellt hatte.
    »Was tust du eigentlich, Madrigal, um dir dein Essen an Bord zu verdienen?«, hatte er gestern Abend gefragt, als die Männer mit schweren Gerätschaften an Deck dabei waren, die Sturmschäden zu beheben. Die Männer, allesamt bedeutend größer und kräftiger als Alonso Madrigal, keuchten und schwitzten, und Corvilhas Berater dankte seinem Gott dafür, dass er ihn nicht zum Seemann gemacht hatte. Aber dann kam der Kapitän und stellte ihm diese Frage.
    »Ich bin Passagier auf diesem Schiff«, antwortete Madrigal. »Ihr habt mich zum Gesellschafter der Prinzessin von Kalikut bestimmt. Dass meine diesbezüglichen Dienste nun nicht von Nöten sind, daran habe ich wahrhaftig keinen Anteil.«
    »Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen«, erwiderte Dom Pedro. »Oder gehörst du etwa zu den beneidenswerten Lebewesen, von denen in der Bibel geschrieben steht: Sie säen nicht, sie ernten nicht, und der Herr ernährt sie doch? Nun, ich bin nicht ein so milder Herr wie der Vater im Himmel. Ich ernähre nur die, die säen und ernten. Also, Madrigal, was wirst du tun, um dir dein Brot zu verdienen?«
    »Ich weiß nicht, was Ihr wollt, Dom Pedro. Bin ich nicht Euer Berater, der Euch in allen Lebenslagen zur Seite steht?«
    Dom Pedro lachte keckernd. »Welche Ratschläge von Euch sollen mir auf dem Meer dienen, du Landratte? Deine Geschäftchen sind hier nicht gefragt.«
    »Nun«, überlegte Madrigal. »Ich könnte die Verträge für die Handelsabkommen vorbereiten.«
    »Unfug!«
    Der Kapitän wedelte mit der Hand. »Die Verträge wurden von den königlichen Richtern und Schreibern ausgearbeitet. Staatsgeschäfte überlässt man Leuten, die ihre Sache verstehen und nicht denen, die sich lediglich mit einigen Mauscheleien auskennen. Außerdem brauchen wir keine Verträge, denn ich habe nicht vor, mit den Wilden zu verhandeln. Aber ich weiß, was du tun wirst, lieber Freund.«
    Der Kapitän lachte wieder keckernd und Madrigal wurde bei diesem Lachen recht unwohl.
    »Du wirst den Mannschaftsraum putzen. Jeden Morgen wirst du ein Eimer Wasser und einen Lappen in die Hand nehmen.«
    »Bin ich eine Magd?«, fragte Alonso Madrigal beleidigt.
    »Nein«, gab der Kapitän zu. »Aber wie du siehst, gibt es auf der Sao Manuel keine Mägde. Doch die Arbeit muss trotzdem getan werden. Von dir, meine liebe Landratte. Oder willst du lieber Segel flicken?«
    Alonso Madrigal seufzte. »Gut. Ich tue, was Ihr mir befehlt.«
    »So ist es brav«, lobte Corvilhas und kniff seinem Berater freundschaftlich in die Wange. »Und außerdem wirst du das Logbuch führen.«
    Er knallte einen Folianten auf den Tisch, holte Tintenfass, Feder und Sand zum Löschen dazu. »Da! Du brauchst nur jeden Tag einzutragen, was auf dem Schiff geschieht. Frag Arabinda, den Inder am Steuer, wenn du die Seemannssprache nicht beherrschst. Ich will kein Landrattenlatein darin lesen, sondern Kapitänssprache. Hast du verstanden?«
    Madrigal hatte genickt, das Logbuch geschnappt und seine Eintragungen für den heutigen Tag beendet. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er auch den Arrest der beiden Frauen erwähnen sollte, doch dann ließ er es sein. Es wäre gewiss nicht im Sinne des Kapitäns.
    Zwei Tage lagen sie nun schon da unten im dunklen, stickigen Laderaum, doch Dom Pedro machte keinerlei Anstalten, sie aus ihrem Gefängnis zu befreien.
    »Warum sollte ich sie da raus holen?«, hatte er auf Madrigals vorsichtige Nachfragen erwidert. »Dort unten stören sie nicht und können keinen Schaden anrichten. Ich denke, sie sind gut aufgehoben, wo sie

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