Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
dass er seinen Leuten davon erzählen kann. Ich bin sicher, bald weiß auch da Gama, dass wir hier sind.«
Der Kapitän nickte, dann schickte er einen Mann in seine Kabine, um nach einem einfachen Wams zu suchen.
Der Wilde geriet vor Freude ganz aus dem Häuschen, als man ihm das Wams gab. Ehrfürchtig hielt er den Stoff in seinen Händen und schmiegte sogar seine Wange daran.
Dann ließ Dom Pedro auftischen, was die Küche hergab. Wenn die Wilden da Gama von der Sao Manuel berichteten, sollten sie nur das Beste darüber erzählen können.
Gierig aß der kleine Mann, was ihm gereicht wurde, dabei lachte er und machte Bewegungen mit seinen Händen. Die Augen blitzten und er schien seine Angst vollständig verloren zu haben. Mit zahlreichen Gesten und Lachen verabschiedete er sich vom Kapitän, drückte Alonso Madrigal gar an seine magere Brust, und wurde dann von Nino zurück an Land gebracht.
Suleika und Charlotta hatten aufgegeben, darauf zu warten, dass sie aus ihrem Gefängnis befreit wurden. Im Grunde fehlte es ihnen hier unten auch an nichts. Jorges brachte ihnen regelmäßig Essen und Trinken. Auf die Gesellschaft Dom Pedros konnten sie guten Gewissens verzichten, und ihre Unterhaltung verlief – zumindest für Charlotta – ausgesprochen anregend und spannend.
Sie hatte noch ein wenig über die gestrige Tantralektion nachgedacht. Eine Frage gab es noch, die sie über die Maßen beschäftigte. Suleika hatte berichtet, dass Vasco da Gama ihr auch im Liebestempel der Tantrika die Treue gehalten und sich auch damit die Hochachtung des Zamorin von Kalikut und seines Hofstaates verschafft hatte. Was aber war auf seinem Gut passiert? Damals war Charlotta bereits mit Dom Pedro verheiratet gewesen, und Vasco war daher nicht mehr zur Treue ihr gegenüber verpflichtet. Hatte er mit Suleika dort die indischen Rituale gefeiert? Hatten sie gemeinsam den Gipfel der Götter erstürmt?
Eifersucht nagte an ihrem Herzen und sie musste sich immer wieder zur Ordnung rufen. Nein, sie wusste, dass sie Suleika keinen Vorwurf machen konnte, egal, was zwischen ihr und Vasco geschehen sein mochte. Doch der Zweifel, das Nichtwissen nagte an ihrer Seele. Sollte sie die Prinzessin von Kalikut, die ihr inzwischen Freundin und Vertraute, Schicksalsgefährtin und Schwester in einem geworden war, danach fragen? Doch würden diese Fragen und natürlich auch die Antworten nicht die liebevolle Beziehung zwischen ihnen beiden zerstören? Würden sie sich gar am Ende als Feindinnen gegenüberstehen und damit Dom Pedros heimlichem Wunsch entsprechen? Nein, Charlotta musste ihren Mund halten. Die Gefahr eines Zerwürfnisses war zu groß. Sie brauchten einander und würden auch in naher Zukunft dankbar und froh sein über die Anwesenheit der jeweils anderen. Und doch konnte Charlotta kaum an etwas anderes denken. Vasco und Suleika. Suleika und Vasco. Wo war er jetzt? Hörte er, wie ihr Herz nach ihm rief? Oder hatte er sich verschlossen gegen jedes Gefühl für sie? Dachte er an Suleika? Verzehrte er sich nach ihr wie Charlotta sich nach ihm verzehrte?
Sie bemerkte, wie die Traurigkeit von ihr Besitz ergriff. Mit aller Kraft versuchte sie, ihrer Gefühle Herr zu werden. Doch es war so unendlich schwierig.
»Suleika, seid Ihr bereit, mir heute die dritte Lektion des Tantra zu vermitteln?«, fragte Charlotta und versuchte zu lächeln.
»Ich sehne mich nach einem Bad«, erwiderte Suleika. »Ich habe das Gefühl, meine Haut ist klebrig, meine Haare strähnig und die Kleider sind voller Staub.«
Sie seufzte und Charlotta tat es ihr nach. »Auch ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut, doch wir werden uns noch ein Weilchen gedulden müssen, ehe wir wieder in einem Zuber mit heißem Wasser und duftenden Ölen steigen können«, sagte sie und die Mutlosigkeit schien sie beinahe zu übermannen. Um nicht gänzlich in Schwermut zu versinken, fragte sie: »Wie hält man es im Tantra mit der Reinlichkeit? Gehören Baden und Waschen auch zum Ritual?«
»Oh, ja«, erwiderte Suleika. »Die Tantrikas nehmen die Körperpflege sehr genau. Nur ein Leib, der von allem gereinigt ist, kann sich ganz und gar hingeben. Im Übrigen geht es ja beim Tantra nicht nur um die körperliche Vereinigung, sondern auch um die geistige und seelische Verschmelzung. Nun, und in einem sauberen Körper wohnt ein sauberer Geist, eine saubere Seele.«
»Erzählt mir nun das ganze Ritual. Ich bin schon sehr begierig, zu hören, wie es weitergeht.«
»Ein jedes Paar ist
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