Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Gehorsam zu beweisen. Zieh dich aus!« Der letzte Satz hallte wie ein Donnerschlag durch den Raum. Charlotta zuckte zusammen.
»Bitte!?«
»Ausziehen, habe ich gesagt. Reiß dir meinetwegen die Kleider vom Leib.« Dom Pedro lachte meckernd. »Es wird Zeit, dich wieder an die ehelichen Pflichten zu erinnern.«
Charlotta verzog spöttisch das Gesicht und wollte eben etwas erwidern, da hob Dom Pedro die Hand zum Schlag und Charlotta schwieg.
Sie hatte geahnt, dass etwas Neues, Bedrohliches auf sie zukam, aber mit einem Angriff auf die Erfüllung der ehelichen Pflichten hatte sie nicht gerechnet. Sie sah sich in der engen Kabine um, doch Corvilhas hatte die Tür verschlossen und den Schlüssel an sich genommen.
Sein Gesicht war eine grinsende, lüsterne Maske, vor der Charlotta schauderte.
»Zieh dich aus«, wiederholte er und seine Stimme klang rau und heiser. Er grinste und leckte sich dabei ein wenig über die stets feuchten Lippen.
Langsam öffnete Charlotta ihr Mieder, doch sie sah Dom Pedro dabei an. Ganz fest war ihr Blick, ohne jede Angst, ohne die kleinste Spur von Unterwerfung. Sie spürte, dass Corvilhas unter diesem Blick unsicher wurde. Beinahe verlegen kam er ihr vor.
»Zieht Euch auch aus«, verlangte sie mit fester Stimme.
Dom Pedro schüttelte den Kopf.
»Nein! Du hast mich schon einmal auf diese Art lächerlich gemacht. Ein zweites Mal wird dir das nicht gelingen.«
Einen Augenblick lang dachte Charlotta an Suleikas Erzählungen aus der Welt des Tantra. Wie sinnlich, wie liebevoll und zärtlich diese Erzählungen waren. Und jetzt stand sie Dom Pedro gegenüber. Groß, schwer, nach Schweiß und Wein stinkend lehnte er an der verschlossenen Tür, die Arme vor der Brust verschränkt, ein Lauern im Blick. Mit Händen, die nichts von Zärtlichkeit wussten, mit einem gierigen Mund, groß und fleischig, als könne er damit Stücke aus ihrem Körper reißen. Behaarte Arme, die gleich nach ihr greifen würden.
Sie schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch, dann sah sie ihren Ehemann an, lächelte und fuhr sich lasziv mit der Zungenspitze über die Lippen. Ihre Hände strichen ihr Kleid von den Schultern.
»Komm her«, hauchte sie und gab dem Klang ihrer Stimme einen rauchigen, verheißungsvollen Ton. »Du ahnst ja nicht, wie lange ich mich schon nach diesem Augenblick gesehnt habe.«
Dom Pedros Miene veränderte sich. Das hämische Lächeln war wie weggewischt. Was war mit Charlotta los? War sie plötzlich doch ein lüsternes Weib geworden? Und auf einmal glitt ihr sogar das vertrauliche »Du« wie selbstverständlich über die Lippen.
»Jede Nacht habe ich von dir geträumt«, raunte sie weiter und zog ihr Kleid noch ein kleines bisschen weiter von den Schultern. Dann griff sie nach ihren Haaren, löste geschwind einige Klammern und Holzkämme, so dass ihr die rote Flut wie Feuer über den Leib floss.
»Komm her«, gurrte sie. »Komm schon. Oder hast du etwa Angst?«
»Du wärest das erste Weib, das mir Angst macht«, erwiderte Dom Pedro, doch seine Stimme klang plötzlich klein. Zögernd kam er auf sie zu und Charlotta schloss ihre Augen, spitzte die Lippen und bot sich ihm so dar. »Komm«, hauchte sie. »Lass mich nicht länger warten.«
Ihre Arme streckten sich nach ihm aus, ihr Busen bebte, das ganze verdammte Weib schien sich in eine Hure verwandelt zu haben. Nein, nicht in eine Hure, in ein Männer fressendes Ungeheuer, in eine, von denen Dom Pedro bisher nur gehört hatte, eine, die einem Mann das Mark aus den Knochen saugte, bis er auf allen vieren aus der Bettstatt kroch.
Charlotta war weit davon entfernt, lustvoll den Berührungen ihres Ehemanns entgegen zu fiebern. Ganz im Gegenteil. Doch sie kannte ihn, kannte ihn besser, als er glaubte. Großmäulig war er, doch sobald es darauf ankam, fiel er in sich zusammen, wurde klein, blass und unsagbar kläglich.
Als sie die Arme nach ihm ausstreckte, den Busen vorwölbte und die Lippen zum Kuss spitzte, da war es wieder so weit: Dom Pedro sackte in sich zusammen, der Mut floh, aus dem großen, starken Mann wurde ein kleiner Junge, der nichts als Angst hatte. Angst vor dieser Frau, Angst auch, erneut zu versagen.
Gehetzt sah er sich um, suchte nach einer Möglichkeit, hier wegzukommen und gleichzeitig dabei das Gesicht zu wahren. Am liebsten wäre er auf die Knie gesunken und hätte Gott um Erbarmen angefleht, doch das wagte er nicht. Gott aber hatte ihn doch erhört. Er schickte einen Boten in Gestalt Alonso Madrigals vor
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