Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
den Blick und scharrte mit den Füßen über den Boden. »Ich sorge mich um sie, wisst Ihr«, sagte er schließlich leise. »Ich weiß nicht, was der Kapitän mit ihr vorhat, doch ich habe einfach zu oft gehört, dass er schlecht von ihr gesprochen hat, als dass ich glauben könnte, sie wäre nur zum Zeitvertreib dort.«
Nachdenklich hatte Arabinda zugehört. Jetzt lächelte er den Jungen an und beruhigte ihn: »Wir werden sie nicht aus den Augen lassen, mein Freund. Wir werden verhindern, dass Charlotta und Suleika ein Leid geschieht.«
»Wollt Ihr Suleika nicht befreien?«, fragte der Junge, doch Arabinda schüttelte den Kopf.
»Es ist noch nicht die rechte Zeit dafür. Wo sollte ich sie verstecken? Nein, Jorges, glaube mir, es ist besser für sie, wenn sie außer Sicht ist. Doch wenn du so freundlich wärest und ihr auch weiterhin Speisen und Getränke bringen könntest, so kannst du sicher sein, dass dir der Dank des Zamorin von Kalikut und mein persönlicher Dank sicher sind.«
»Ihr liebt Suleika?«, fragte Jorges gerade heraus.
Arabinda zögerte, doch dann entschied er sich, der Offenheit des Jungen mit derselben Offenheit zu begegnen. »Ja, ich liebe Suleika. Liebe sie von ganzen Herzen. Niemals werde ich zulassen, dass ihr ein Leid geschieht, niemals zulassen, dass sie als Sklavin verkauft wird.«
»Ich werde Euch dabei helfen«, versprach Jorges, und Arabinda war gerührt von der Herzlichkeit und Glaubwürdigkeit dieses einfachen Jungen, der trotz seiner Jugend sehr wohl in der Lage zu sein schien, Unrecht von Recht und Gut von Böse zu unterscheiden.
»Ich danke dir«, erwiderte Arabinda und klopfte dem Jungen leicht auf die Schulter.
In diesem Moment setzte sich die Sao Manuel knarrend in Gang, die Anker wurden gelichtet, die Karavelle stach in See und nahm Kurs auf Mombasa.
Wie Dom Pedro es befohlen hatte, wartete Nino am Vorderdeck des Schiffes. Die Sonne versank gerade hinter dem Horizont und überzog das Meer mit einem satten goldenen Schein. Nino lehnte breitbeinig und mit über der Brust gekreuzten Armen an der Reling und sah dem Naturschauspiel zufrieden zu. Diese Entdeckungsreise mit Kapitän Corvilhas war genau nach seinem Geschmack. Früher, als er noch unter Vasco da Gamas Kommando gefahren war, hatte er sich immer ein wenig zurückgesetzt gefühlt. Er hatte auf der Sao Gabriel nicht weniger hart gearbeitet als hier auf der Sao Manuel, doch es war eindeutig, dass Dom Pedro seine Talente besser zu schätzen wusste als Vasco da Gama. Wenn er nur daran dachte, welches Theater da Gama veranstaltet hatte, als sie bei einer Rast in einer Bucht einen Einheimischen erschlagen und dessen Tochter geraubt hatten, runzelte er noch jetzt die Stirn aufgrund dieser ungerechten Behandlung. Bestraft hatte da Gama ihn und seinen Gefährten. Zwei ganze Wochen hatte er damals im Arrest verbracht und während der gesamten Fahrt keinerlei Erlaubnis mehr zum Landgang gehabt. Da war Dom Pedro wahrhaftig ein Mann aus anderem Schrot und Korn. Einer, der wusste, wonach es einem Seemann nach Wochen auf dem Meer verlangte. Einer, der wusste, dass man sich von Ehre und Ehrlichkeit, von Gottesfurcht und Menschenachtung nichts kaufen konnte.
Ein Mann war Dom Pedro. Ein ganzer Kerl. Draufgängerisch, mutig und stets bereit, mit der Waffe in der Hand um das zu kämpfen, das er haben wollte. Ein zufriedenes Grinsen huschte über sein Gesicht, wenn Nino daran dachte, was ihm auf dieser Fahrt noch alles geschehen konnte. Er würde es sich nicht mit dem Kapitän verscherzen, sondern dafür sorgen, dass dieser stets zufrieden war und ihm am Ende den gerechten Lohn dafür zu Teil werden ließ.
Harte Schritte ließen ihn aufmerken. Nino drehte sich um und gewahrte Dom Pedro, der sich ihm eilig näherte.
»Bist du gewaschen?«, fragte der Kapitän.
Nino nickte. »Erst letzten Freitag war es, als ich in den Zuber gestiegen bin und die Wäsche gewechselt habe.«
Dom Pedro knurrte und rümpfte ein wenig die Nase, als er den tagelangen Schweiß roch, der an Ninos Haut klebte. Heute war immerhin Mittwoch.
»Gut. Ich werde dir heute Abend durch einen ganz besonderen Dienst mein Wohlwollen bezeugen. Du hast gute Arbeit geleistet und wirst deshalb in dieser Nacht meiner Frau, Doña Charlotta, beiwohnen.«
Ninos Kiefer klappte herunter. Mit offenem Maul starrte er den Kapitän an, als hätte dieser im angeboten, mit dem Teufel Bruderschaft zu trinken.
»Ich ... die Nacht ... bei Eurem Weib?«, stotterte er.
Dom Pedro verdrehte
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