Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Fäusten geballt und sein Brustkorb senkte sich unter schnellen Atemstößen.
»Heißt das, Ihr habt vor, sie als Sklavin zu verkaufen, sobald die Sao Manuel nach Portugal zurückkehrt? Ihr habt niemals vorgehabt, nach Kalikut zu reisen?«
»Richtig, du Schlauberger. Einen guten Lotsen brauche ich. Deshalb bist du hier und deine Suleika obendrein. Vielleicht kann sie mir ja auch bald nützlich sein. Und ich rate euch beiden gut, meine Befehle und Wünsche so gut ihr nur könnt auszuführen, denn in Lissabon werde ich es sein, der euch verkauft. Gehorcht ihr, dann suche ich einen netten Herrn für euch. Zeigt ihr euch rebellisch, so werde ich euch an den Henker verkaufen.«
Dom Pedro schaute hämisch zu Arabinda. Er sah, dass der Inder vor unterdrückter Wut nur so bebte. Vage kam ihm eine Ahnung, dass er einen Schritt zu weit gegangen sein könnte, doch nun war es zu spät.
»Du brauchst dich nicht zu sorgen, Inder. Hier, der brave Mann mir gegenüber hat Interesse an Suleika. Zahlt er gut, so kriegt er sie. Was aus dir wird, liegt allein in deiner Hand. Tust du, was ich sage, so wird es euch gut ergehen.«
Stille herrschte nach diesen Worten im Raum. Jeder wartete darauf, dass Arabinda dem Kapitän an die Kehle ging. Mehrere Sekunden verstrichen in angespannter Erwartung. Arabinda rührte sich nicht. Nur seine Kiefermuskeln mahlten, sein Kinn war kantig und weiß und in seinen schwarzen Augen loderten Flammen. Doch dann drehte sich der Inder abrupt um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
»Ihr habt ihn verärgert«, stellte Madrigal fest und schaute bekümmert drein.
»Na, und?«, fragte Dom Pedro. »Seit wann schert sich der Kuchen um die Krümel, die unter den Tisch fallen? Es wurde Zeit, ihm klar zu machen, welchen Standes er hier ist. Sein Hochmut geht mir schon die ganze Zeit auf die Nerven.«
»Ich hoffe für Euch und für uns alle, dass der Inder niemals Gelegenheit bekommt, sich zu rächen«, murmelte Madrigal, doch der Kapitän war mit seinen Gedanken schon ganz woanders. Barsch herrschte er Nino an, die Segel zu hissen und Kurs auf Mombasa zu nehmen.
Den Einwand, der Mast sei noch nicht ganz fertiggestellt, wischte er mit einer Handbewegung vom Tisch: »Papperlapapp. Wir stechen in See und zwar sofort. Wir haben schon genug Zeit durch irgendwelchen Hokuspokus verloren. Sieh zu, dass ihr bald die Sao Gabriel vor den Ausguck bekommt, sonst gibt es Ärger.«
Nino nickte und wollte sich entfernen, doch der Kapitän hielt ihn am Arm zurück und flüsterte leise, aber laut genug, dass Madrigal es hören konnte: »Heute Abend benötige ich deine Dienste in einer delikaten Angelegenheit. Komm gewaschen zum Vorderdeck und höre, was ich dir zu sagen habe.«
Nino nickte und ging an Deck, um alle notwendigen Anweisungen zu erteilen.
Er sah, dass der junge Fischer Jorges bei Arabinda im Ruderhaus stand und leise mit ihm sprach, doch er kümmerte sich nicht weiter darum. Der Junge war ein Grünschnabel, der noch viel lernen musste. Nur gut, wenn er dem Inder mal ein wenig über die Schulter schaute. Er drehte sich um, vergaß den Jungen im selben Augenblick, sah und hörte nicht, was hinter ihm geschah.
Jorges nahm das goldene Kettchen, das im Suleika gegeben hatte und hielt es dem Inder schüchtern hin.
Arabinda warf nur einen kurzen Blick darauf, dann fragte er: »Woher hast du das?«
»Eure Herrin, die Prinzessin von Kalikut, hat es mir gegeben. Ihr sollt wissen, dass es ihr gut geht.«
Arabinda betrachtete den Jungen mit den offenen klaren Zügen aufmerksam. »Seid Ihr ein Freund?«, fragte er vorsichtig.
Jorges nickte voller Überzeugung. »Ja«, erwiderte er stolz. »Ich bin ein Freund von Doña Charlotta und auch Suleika kann stets auf mich zählen.«
»Wie geht es den Frauen?«, fragte Arabinda. Der Himmel wusste, wie gern er hinuntergegangen wäre, um sich selbst von Suleikas Wohlbefinden zu überzeugen. Doch der Kapitän belauerte ihn, und Arabinda befürchtete ernstlich, dass Dom Pedro ihn entweder ebenfalls festsetzen werde oder aber Suleika unter dem Ungehorsam ihres Dieners zu leiden haben würde.
Jorges zuckte mit den Schultern. »Sie haben zu essen und zu trinken. Ich glaube, es geht ihnen recht gut. Sie haben sich angefreundet.«
»Das ist gut«, antwortete Arabinda. »Wir werden Freundschaft in der nächsten Zeit alle bitter nötig haben.«
»Ja, aber Charlotta wurde heute Vormittag aus dem Arrest befreit. Sie ist seither in Dom Pedros Kabine eingeschlossen.«
Er senkte
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