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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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sagte ihr Blick. Mach mich zu deiner Frau. Dir will ich ganz gehören. Nimm mich. Jetzt!
    Da schüttelte Vasco leicht den Kopf und strich Charlotta sanft und verhalten über die nackte Schulter. Sein Begehren war übermächtig, doch größer noch war Vascos Liebe zu Charlotta. Um nichts in der Welt wollte er sie kränken. Um nichts in der Welt ihr das rauben, was für eine unverheiratete Frau das Kostbarste war. Eine weite Reise lag vor ihm und er betete zu Gott, dass er eines Tages glücklich und gesund nach Lissabon zurückkehen würde. Doch ebenso gut konnte er den Tod finden. Und zurück bliebe Charlotta. Eine Charlotta, die unverheiratet war, doch bereits ihre Unschuld verloren hatte. Das konnte, das durfte Vasco nicht zulassen.
    »Du bist meine Frau vor Gott, bist mir in Geist und Seele vermählt. Deinen Körper aber nehme ich erst zu meiner Frau, wenn ich zurück bin«, sagte Vasco, während die Vernunft und das Begehren in ihm einen erbitterten Zweikampf führten. Doch er war ein Ehrenmann. Leicht schob er Charlotta von sich, trennte sich nur mühsam von diesem Körper, der ihn mehr erregte, als jemals ein Körper zuvor. Die Liebe war es, die ihm dieses Handeln diktierte. Die Liebe und die Achtung vor der Frau, die er liebte.
    Charlotta konnte ihm die mühsame Beherrschung seines Verlangens ansehen.
    »Warum?«, fragte sie, ganz den Bedürfnissen ihres Leibes gehorchend, der sich nichts sehnlicher in diesem Augenblick wünschte, als mit Vasco vereint zu sein.
    Leise lachte der Mann. »Wenn mir auf dem Meer etwas zustößt, wenn ich nicht zurückkomme, Charlotta, dann sollst du ohne Einschränkungen eine neue Ehe eingehen können. Die Jungfräulichkeit ist ein hohes Gut, meine Liebste.«
    »Nie werde ich einen anderen lieben, nie einem Mann außer dir meinen Körper schenken«, erwiderte Charlotta und wollte Vasco erneut an sich ziehen. Doch der machte sich behutsam los, nahm seinen Umhang und bedeckte mit ihm die Blöße Charlottas.
    »Unsere Liebe ist groß und stark genug, um warten zu können«, sagte Vasco mit Entschiedenheit. »Die nicht erfüllte Leidenschaft zwischen uns ist wie ein Versprechen. Sie wird uns über die Zeit der Trennung tragen und dafür sorgen, dass die Sehnsucht nacheinander unvermindert in unseren Herzen glüht.«
    »Nein, Vasco«, weinte Charlotta leise, noch immer auf der Spitze der rauen Klippen sitzend, noch immer auf das Meer schauend. »Diese nie erfüllte Sehnsucht, dieses unendliche Verlangen nach dir bringt mich um. Ich habe geschworen, dass ich nie einem anderen gehöre. Nie werde ich die Frau eines anderen sein können, niemals neben Dom Pedro de Corvilhas vor den Altar treten. Kann ich dir nicht im Leben gehören, so will ich dein sein im Tod.«
    Und mit diesen Worten erhob sich Charlotta. Der Schmerz, der in ihrer Brust tobte, war so stark, dass er sie fast zerriss. Das Schluchzen war in ein leises Jammern übergegangen, ihre Augen waren vom Weinen rot, die Haut fleckig. Doch Doña Charlotta war es egal, wie sie aussah. Ihr Leben, das vor wenigen Tagen noch verheißungsvoll wie ein junger Maitag am Morgen vor ihr gelegen hatte, war in Trümmer zerbrochen. Die Liebe, für die sie seit zwanzig Monaten einzig gelebt hatte, war verloren, der Liebste würde in wenigen Stunden für tot erklärt werden. Verzweiflung tobte in ihrem Herzen und am liebsten wäre auch Doña Charlotta in diesem Augenblick tot gewesen. Von Schluchzern geschüttelt stieg sie von den rauen Klippen herab. Sie achtete nicht auf ihr Kleid, dass sich an einem Felsvorsprung verfing und mit leisem Knistern riss, achtete nicht auf die Muschelscherben, die sich in ihre nackten, zarten Fußsohlen bohrten und ihr weißes Fleisch zerschnitten. Der Wind zerzauste ihr Haar, holte sich eines der Bänder und trug es über das Meer wie eine kostbare Beute. Doch auch darauf achtete Doña Charlotta nicht. Sie hatte nur eines im Sinn: Vereint sein mit dem Liebsten wollte sie, wenn nicht im Leben, dann wenigstens im Tod. Zum Meer zog es sie, auf dessen Grund sie ihn vermutete. Eintauchen wollte sie in das Element, im dem ihr Liebster seine letzte Ruhe gefunden hatte, und Ruhe finden wollte auch sie dort. Nichts erschien ihr erstrebenswerter als der nasse kühle Tod am Grunde des Meeres. Nichts erfreute sie mehr als die Aussicht, in der Ewigkeit, die raum- und zeitlos war, ein anderes Leben an der Seite des geliebten Mannes zu beginnen.
    Blind war Doña Charlotta für alles ringsum. Ihr Blick galt einzig dem verlockenden

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