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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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einmal sah sie sich als kleines Mädchen auf dem Schoß der Mutter, noch einmal als junge Frau, die zum ersten Mal mit Juanas Hilfe ihr Haar aufsteckte. Sie sah sich auf dem Ball des Königs den Kerzentanz tanzen, spürte Vascos ersten Kuss und sah, wie sich schließlich die Sao Gabriel vom Hafen in Rastello entfernte und Kurs nahm zu den Gewürzinseln.
    Gleich bin ich bei dir, waren Charlottas letzte Gedanken. Gleich, Liebster, sind wir vereint. Dann schwanden ihr die Sinne.

Kapitel 4
    W o bin ich?«
    Charlottas Stimme klang rau und entzündet. Ihr Hals brannte und ihr Mund schmeckte salzig. Verwundert sah sie sich um. Sie lag in einem kleinen Zimmer, das sauber, aber ärmlich war. Die Bruchsteine, aus denen das Haus gemauert war, waren unverputzt und ohne den typischen Anstrich aus Kalk. Die Fensteröffnung war nicht verglast, sondern nur mit einer Schicht aus Ölpapier versehen, die die Nachtkühle fernhalten sollte. Der Boden bestand nicht aus hölzernen Dielen und war schon gar nicht mit Teppichen belegt, sondern aus schlichtem gestampften Lehm, mit einer Schicht aus Binsen bedeckt. Das Bett, in dem Charlotta schlief, verdiente seinen Namen nicht, denn es war ein bloßes Holzgestell, auf das jemand eine Decke und einen Strohsack gelegt hatte. Auf einem wackeligen Bord daneben stand ein einfacher eiserner Leuchter, der mit billigen Talglichtern bestückt war.
    Charlotta kannte diesen Raum nicht. Nie zuvor hatte sie ihn jemals gesehen. Wo war sie? Wie war sie hierher gekommen? Angestrengt dachte sie nach, doch in ihrem Kopf dröhnte und brummte es, als hätte sie jemand geschlagen. Endlich gelang es ihr, den kleinen Zipfel einer Erinnerung zu fassen zu kriegen. Wasser, dachte Charlotta. Grünes Wasser, in dem ihr rotes Haar neben ihrem Gesicht schwamm wie Meertang.
    »Wo bin ich?«, rief sie wieder und vor Hilflosigkeit stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    »Pscht, Kindchen. Seid ganz ruhig. Ihr dürft Euch nicht aufregen.«
    Die Stimme, die diese Worte sprach, klang warm und freundlich. Charlotta wandte den Kopf und sah erst jetzt die alte Frau im schwarzen Kleid, die in einer Ecke des Raumes auf einem Schemel saß und Charlotta freundlich anschaute.
    »Wo bin ich?«, fragte Charlotta zum dritten Mal.
    Die alte Frau erhob sich ächzend und trat an Charlottas Bettstatt.
    »In meinem Haus seid Ihr, bei Mama Immaculada. Im Hafenviertel von Lissabon.«
    »Wie ... wie bin ich hierher gekommen?«
    Die alte Frau lachte leise und streichelte sanft über Charlottas Wange.
    »Das Meer, dieses unersättliche Ungetüm, wollte sich ein neues Opfer holen. Mein Sohn hat Euch gerettet.«
    Bei diesen Worten kehrte Doña Charlottas Erinnerung zurück. Klar und deutlich trat ihr alles vor Augen. Nein, nicht das Meer hat sich sein Opfer gesucht. Freiwillig hatte sie darin eintauchen wollen, um mit Vasco da Gama vereint zu sein. Lieber tot als die Frau eines anderen.
    Doch nun war sie nicht bei Vasco, sondern lag im Bett einer alten Frau im schwarzen Kleid, die ihr vage bekannt vorkam. Vor Enttäuschung begann Doña Charlotta zu weinen.
    Stumm stand die alte Frau dabei und strich ihr über das Haar und über die Stirn, bis Charlottas Tränen versiegten.
    »Ihr habt keinen Grund zum Weinen«, sagte sie schließlich leise.
    »Wie könnt Ihr das sagen? Ihr kennt mich nicht, wisst nichts über mein Leid.«
    »Da täuscht Ihr Euch, Doña Charlotta de Alvarez. Jeder in Lissabon kennt Euch und ein jeder weiß, dass Ihr die Verlobte Vasco da Gamas wart, für den gestern Abend in der Kirche Santo Domenico die Totenmesse gelesen wurde.«
    »Gestern?«
    »Ja, Doña, Ihr habt die ganze Nacht und den halben Vormittag in meinem Haus verbracht und geschlafen.«
    »Dann ist heute der Tag, an dem der Termin für meine Verlobung mit Dom Pedro de Corvilhas festgesetzt wird?!«
    Entsetzen klang aus Charlottas Worten und schon wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie hielt die Hand der Frau fest, sah sie mit todtraurigem Blick an und fragte klagend: »Warum habt Ihr mich nicht sterben lassen?«
    Die Verzweiflung überrollte sie wie eine Meereswoge im Sturm. »Warum bin ich noch am Leben, wenn mir doch nichts daran liegt?«
    »Eure Zeit ist noch nicht gekommen, Doña Charlotta. Deshalb lebt Ihr noch.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, schluchzte Charlotta.
    Die Alte lächelte und zuckte leicht mit den Schultern. »Ich weiß es, weil es in den Sternen steht«, erwiderte sie schlicht, aber überzeugend.
    »In den Sternen? Seid Ihr eine

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