Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
und tanzte mit ihr einen Reigen durch das Zimmer. Doch plötzlich ließ sie die Frau los: »Juana, richte mir ein heißes Bad im Zuber. Schnell, beeile dich. Und leg mein weißes Kleid heraus. Eile dich, ich muss sofort zum Hafen.«
»Ich habe der Magd schon aufgetragen, den Kessel zu heizen und den Zuber zu bringen. Seht, auch das Rosenöl habe ich mitgebracht. Inzwischen lasst mich Euer Haar bürsten«, erwiderte Juana und betrachtete voller Freude das strahlende Gesicht ihrer jungen Herrin.
Wenig später eilte Charlotta zum Hafen. Nein, sie lief nicht ruhig und in angemessener Haltung durch die Gassen der Stadt. Ungestüm wie ein Fohlen, voller Ungeduld und Vorfreude rannte sie bald, bald hüpfte sie. Ihr ganzer Körper war in Aufregung, ihre Haut prickelte, ihr Haar knisterte. »Vasco da Gama kehrt zurück!«, rief sie, sobald sie ein bekanntes Gesicht sah. Schon hatte sie ihr Viertel verlassen und gelangte in die Gassen der Handwerker. Sie wich geschickt dem Viehzeug aus, lachte über einen Hund, der ihr bellend folgte und gelangte schließlich außer Atem am Hafen an.
Trotz der frühen Stunde hatte sich schon eine kleine Menschenmenge hier versammelt, denn die Nachricht von der baldigen Ankunft der Karavellen war bereits Stadtgespräch. Jorges hatte dafür gesorgt, dass die Menschen, die auf dem Markt ihre Besorgungen erledigten, davon erfuhren. Doch noch hatten die Schiffe den Hafen nicht erreicht.
Charlotta drängelte sich ganz nach vorn an den Kai, um die Erste zu sein, die Vasco begrüßte. Sie fand Jorges, der mit einer Hand seine Augen abschirmte und die Karavellen nicht aus den Augen ließ.
»Gleich werden sie ankern, Doña Charlotta, und ihre Beiboote zu Wasser lassen«, sagte er und strahlte über das ganze Gesicht. »Freut Ihr Euch?«
»Ja«, erwiderte Charlotta. »Ich glaube, ich habe mich noch nie in meinem Leben so gefreut.«
Sie wirbelte herum und gab dem jungen Fischer einen übermütigen Kuss auf die Wange. Jorges lächelte verlegen, errötete sogar und strich behutsam über die feuchte Stelle in seinem Gesicht, die Charlottas Lippen berührt hatten.
Auch für Alonso Madrigal war die Nacht heute zeitig vorbei. Einer seiner Zuträger hatte sich sofort, als die Schiffe am Horizont sichtbar wurden, auf den Weg gemacht, um Dom Pedros Berater diese Nachricht zu überbringen.
Jetzt stand Alonso im Nachtgewand und herrschte seinen Diener an: »Hol mir meine Beinkleider und meinen Rock. Schnell, du Tölpel, sonst mache ich dir Beine.«
Während er wartete, trat er unruhig von einem nackten Fuß auf den anderen und fluchte leise vor sich hin: »Zum Teufel mit da Gama! Hätte dieser Hurensohn nicht wenigstens warten können, bis Dom Pedro Charlotta zur Frau genommen hat? Zehn Tage nur! Oh, wie ich ihn verfluche! Alle meine Pläne macht er zunichte! Wie soll ich das nur Dom Pedro beibringen? Umbringen wird mich der alte Graf. Tobsüchtig wird er werden!«
Doch als der Diener seine Kleidung brachte, hatte er sich bereits wieder beruhigt. Sollte Dom Pedro ruhig toben. Er, Alonso Madrigal, konnte schließlich nichts dafür, dass dieser Halunke von einem Seefahrer es doch geschafft hatte, aus dem gewaltigen Sturm, der vor wenigen Wochen die Küste verwüstet und das Meer in einen brodelnden Hexenkessel verwandelt hatte, heil herausgekommen war. Dom Pedro war reich und mächtig, aber da Gama würde noch viel reicher und mächtiger werden als Corvilhas es je sein würde. Madrigal schwor sich, Augen und Ohren gut offen zu halten. Vielleicht konnte er dem jungen Admiral bei Gelegenheit eine Gefälligkeit erweisen, die sich auszahlen würde. Schließlich war Dom Pedro nicht der einzige in der Stadt, der einen guten und zuverlässigen Berater wie ihn gebrauchen konnte.
Eilig schlüpfte er in seine Kleidung, nahm wie immer viel zu viel Moschusöl aus einem kleinen Gefäß und betupfte sich damit. Dann machte er sich auf den Weg zu Dom Pedros Palazzo, wobei er eine intensive Duftwolke hinter sich herzog.
»Du stinkst wie ein Pfingstochse, Madrigal«, wurde er wenig später von Dom Pedro begrüßt.
»Nun, man tut, was man kann, um Gefallen zu erregen«, erwiderte Madrigal selbstgefällig und betrachtete mit leiser Abscheu das fleckige Nachtgewand seines Herrn. Es war stickig im Zimmer, die Luft schwer von nächtlichen Ausdünstungen. Gern hätte Madrigal das Fenster geöffnet, doch er rührte sich nicht von der Stelle, denn der richtige Moment war noch nicht gekommen.
»Ich bin nicht gekommen, um mit
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