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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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einen Teil ihrer Heuer verspielt. Die meisten dösten mit verschränkten Armen auf der Bank, manche unterhielten sich oder berichteten aus ihrem Leben.
    Zwischen ihren Arbeiten in der Küche hielt sich Charlotta oft auf Deck auf. Sie sah den Männern bei der Arbeit zu, meist jedoch lehnte sie einfach nur an der Reling und versank in den Anblick des Meeres, das hier draußen eine leuchtend türkise Farbe hatte.
    Sie dachte an Lissabon, an ihren Vater, an Juana, Mama Immaculada, an ihre Freunde und Verwandten. Sie wusste nicht, ob sie diese Menschen jemals wiedersehen würde. Allein der Gedanke ihrer langen Abwesenheit bereitete ihr Kummer und es gab so manche Stunde, da wollte ihr vor Heimweh schier das Herz zerreißen.
    »Alles, was ich tue, tue ich für Vasco, für die Liebe«, murmelte sie leise und ließ ihren Blick über die unendliche Fläche des Meeres bis zum Horizont gleiten. Sie hörte auf die Geräusche hinter sich, hörte ihren Mann Befehle brüllen, spürte das Schlingern des Schiffes unter ihren Füßen und sah mit einem Mal auch die dunklen Wolken, die sich am Horizont zusammenballten und ein nahes Unwetter ankündigten.
    »Alles, was ich tue, tue ich für Vasco, für die Liebe.«
    Wie ein Mantra murmelte sie diese Worte wieder und wieder vor sich hin. Und hatten sie bis jetzt auch immer bewirkt, dass sich Charlotta danach gestärkt und zuversichtlich fühlte, so entstanden jetzt, weit weg von ihrer Heimat, die ersten Zweifel.
    Es war, als hätte sich ein Kobold in ihre Gedanken geschlichen, um dort für Verwirrung zu sorgen. Und je näher die Sao Manuel den Kanarischen Inseln kam, umso lauter wurde die Stimme des Kobolds. »Was aber ist, wenn Vasco dich auf ewig verstoßen hat? Wenn sein Herz längst einer anderen gehört? Du selbst hast in Suleikas Augen die Liebe gesehen. Ist es ihr gelungen, ihn für sich zu erobern? Was dann? Willst du am Ende mit leeren Händen dastehen? Für immer an Dom Pedro geschmiedet? Ist die Liebe ein solches Schicksal wert? Vielleicht findest du gar den Tod im Meer, wer weiß? Du lässt deinen alten Vater ohne Erben zurück, siehst deine Heimat nie wieder.«
    Charlotta wusste, dass die Sao Manuel sich dem Land näherte. Ein Matrose hatte ihr den Tang gezeigt, der unter ihr im Meer trieb und auch auf die Vögel hingewiesen. Beides waren sichere Zeichen, dass die Kanaren nicht mehr weit weg waren.
    Sie könnte von Bord gehen oder nach Hause zurückkehren. Ihr Rücken schmerzte von der ungewohnten Arbeit, an ihren Füßen hatten sich Blasen gebildet, ihre Hände waren tatsächlich rot und rissig. Doch über allem stand auch ein wenig die Angst. Zu oft hatte Charlotta die Berichte der Seefahrer gehört, wusste von Unwettern, Stürmen, Meutereien und Piratenüberfällen. Dom Pedro war kein guter Kapitän, die Mannschaft stand nicht wie ein Mann hinter ihm. Diese versteckte Uneinigkeit machte die Sao Manuel besonders anfällig für Unglücksfälle jeder Art. Und stand es überhaupt fest, dass sie Vasco jemals wiedersehen würde? Er konnte einen anderen Kurs genommen haben. Niemand außer Suleika wusste genau, wohin seine Reise eigentlich gehen sollte. Doch konnte sie Suleika vertrauen? Sie liebte Vasco doch auch. Im Grunde konnte der Prinzessin von Kalikut gar nicht daran gelegen sein, die Sao Manuel zu Vascos Schiff zu führen. Womöglich stimmte auch die Nachricht vom Aufbruch da Gamas nicht? Womöglich war sie nur Augenwischerei, einzig ausgedacht, um Charlotta weg von Vascos Fährte zu führen? War er gar noch in Lissabon oder auf seiner Hazienda?
    Sie seufzte. Wenn sie nur wüsste, was sie tun sollte! Wenn es nur jemanden gäbe, den sie um Rat fragen könnte! Im Moment sah es so aus, als wäre es gleich, wie sie sich entschied. Vorausgesetzt, Dom Pedro ließe ihr überhaupt die Möglichkeit zu einer freien Entscheidung.
    »Worüber grübelt Ihr?«, fragte eine Stimme neben ihr. Suleika war neben Charlotta an die Reling getreten und verfolgte deren Blick auf die treibenden Tangbüschel neben der Schiffswand.
    »Dom Pedro wünscht, dass ich auf den Kanaren von Bord gehe«, erwiderte sie.
    »Und, werdet Ihr es tun?«, fragte die Prinzessin von Kalikut.
    Charlotta zuckte unschlüssig mit den Achseln. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Suleika drehte sich um, so dass sie nun mit dem Rücken an der Reling lehnte, und sah Charlotta an. »Ich weiß nicht, was Ihr Euch von dieser Reise versprecht. Ich kann Euch nichts raten.«
    »Ihr seid wohl die Letzte, die das könnte und

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