Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
führen.«
»Da bin ich anderer Meinung, und du weißt, dass du mir Gehorsam schuldest. Deine Arbeit in der Küche erledigst du nachlässig, die meisten Mahlzeiten, die von Suleika und dir zubereitet werden, sind ungenießbar. Zudem lungerst du die meiste Zeit des Tages an Deck herum und hältst meine Männer von der Arbeit ab. Mein Entschluss steht fest: Du gehst auf den Kanarischen Inseln von Bord. Schon in wenigen Wochen wirst du wieder in Lissabon sein und auf meine Rückkehr warten, wie sich das für eine Admiralsgattin gehört.«
Charlotta überlegte einen kurzen Moment, ehe sie antwortete: »Ihr habt Recht, Dom Pedro. Das Leben auf der Sao Manuel ist nichts für mich. Die Unbequemlichkeiten sind das Schlimmste, dazu die Mannschaft. Nur grobe, unbeholfene Kerle, denen es an Manieren fehlt. Und auch die Prinzessin von Kalikut ist mir keine Freude hier. Ihr Hochmut, ihre Verschwiegenheit und ihr Stolz lassen alle Freundlichkeiten meinerseits wie Öl an ihr abperlen. Nein, nein, ich freue mich darauf, von Bord gehen und nach Lissabon zurückkehren zu können.«
Sie sah aus der Luke und seufzte sehnsüchtig. »Was meint Ihr, Dom Pedro, ob ich es wohl rechtzeitig schaffe, zur Eröffnung der winterlichen Ballsaison am Hof zu erscheinen? Wenn Ihr nur wüsstet, wie sehr ich mich nach einem Bad im Zuber sehne, wie sehr ich mir ein weiches Bett wünsche, schöne Kleider, weiche Polster, silbernes Geschirr, köstliche Törtchen und Berge von gebratenem Fleisch. Ich sehne mich nach dem Duft der Blumen und natürlich auch nach meinem Parfumflakon, möchte endlich wieder Bänder und Perlen tragen. Ach, wenn es nur schon so weit wäre.«
Dom Pedros Erstaunen kannte keine Grenzen. Er hatte geglaubt, Charlotta fühle sich wohl auf dem Schiff, ja, sie genieße es sogar, bei der Mannschaft ein wenig im Mittelpunkt zu stehen und ihm ihren Ungehorsam zu bezeugen. Und nun wollte sie weg! Er verstand diese Frau nicht, er würde sie nie verstehen. Hatte sie nicht vor wenigen Augenblicken behauptet, sie würde die Reise zu Ende führen wollen? Und einen Lidschlag später wollte sie weg? Himmel noch eins, Frauen waren noch schwankender als ein Schiff im Sturm!
»Schaut nur, meine Hände!«, sagte Charlotta und hielt sie ihm direkt vors Gesicht. »Rau und rot, die Nägel ohne Glanz und mit abgebrochenen Spitzen. Ob sie jemals wieder so weich, weiß und glatt werden, wie sie einmal waren? Dom Pedro, ob Ihr wohl vom Küchenmeister ein wenig Olivenöl erbeten könntet, damit ich mir über Nacht einen Umschlag davon machen kann?«
Sie sah in mit unschuldigen Augen an.
»Hmm«, brummte Dom Pedro und kratzte sich am Hinterkopf. Er wusste einfach nicht, was er antworten sollte. Wieder einmal war alles ganz anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Und, bei Gott, ihm stand wirklich nicht der Sinn danach, seiner eigensinnigen Frau einen Gefallen zu tun. Er würde sie wohl doch besser hier auf dem Schiff lassen. Wer weiß, was sie in Lissabon alles anstellen würde, wenn er nicht da war.
»Ich werde noch einmal über meinen Einfall nachdenken. Vielleicht könnte ich dich an Bord doch noch gebrauchen. Wir haben ja noch ein wenig Zeit bis zu den Kanaren. Und die Ölumschläge kannst du gleich wieder vergessen. Ich denke nicht daran, kostbare Lebensmittel für deine Schönheitspflege zu verschwenden!«
Mit diesen Worten drehte er sich um und stapfte aus der Kabine. Das triumphierende Lächeln Charlottas sah er allerdings nicht mehr.
An einem Samstag waren sie in See gestochen. Eine ganze Woche lang waren sie schon auf den unendlichen Weiten des Ozeans unterwegs. Das Wetter war gut und noch immer so warm, dass die Männer in der Mittagszeit mit nacktem Oberkörper arbeiteten konnten. Der Wind blies, blähte die Segel und sorgte dafür, dass die kleine Flotte unter Führung der Sao Manuel gut vorankam.
Charlotta hatte sich unterdessen auf der Karavelle eingelebt. Ihr Magen gewöhnte sich allmählich an das immerwährende Schaukeln. Bei jeder Mahlzeit teilte sie sich die Arbeit mit Suleika. Nach dem Frühstück begannen sie mit den Vorbereitungen für das Mittagessen, danach buken sie das Brot für den Abend, kochten Suppe, räumten den Mannschaftsraum auf, bereiteten die Grütze für den nächsten Morgen vor.
Dom Pedro hatte darauf verzichtet, die Frauen erneut zur abendlichen Zerstreuung der Männer anzuheuern. Er ließ es zu, dass die Mannschaft machte, wozu sie Lust hatte. Einige würfelten und hatten schon in den ersten Tagen
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