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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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nicht überrascht, wenn meine Großmutter wie aus dem Nichts vor dir auftaucht. Das hat sie mit mir allzu oft gemacht, als ich noch ein Kind war.«
    Deidre lächelte. »Wenn deine Großmutter so viel Humor hat, warum ist dein Vater dann so ernst und einschüchternd?«
    Gilead dachte einen Augenblick darüber nach. »Vater hat mir einmal erzählt, dass sich die anderen Jungen, als er die Kampfeskunst erlernte, gegen ihn verschworen, und ihn einen Wasserjungen nannten, weil er am See lebte. Er musste unter Beweis stellen, dass er stärker als sie alle war.«
    »Angus’ Vater hat nicht bei ihnen gelebt?«, fragte Deidre erstaunt.
    »Nein. Er musste sich um seine Festung in Irland kümmern und seine Krieger ausbilden. Zweimal im Jahr besuchte mein Großvater meine Großmutter: Im Frühling, wenn er meinen Vater holte und ihn mit zu sich nach Irland nahm, und im Herbst, um ihn zurückzubringen. Meine Großmutter hat dieser Verbindung nur unter der Bedingung zugestimmt, dass sie ihre Heimat nicht verlassen müsste.«
    »Es klingt, als wäre sie eine außergewöhnliche Frau«, sagte Deidre ruhig. »Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen.«
    »Ja. Auch sie wird dich mögen«, sagte Gilead. »Manchmal erinnerst du mich an sie. Du träumst von Dingen, an die sich niemand sonst wagen würde.«
    Der Kapitän kehrte zurück. Fast gelang es ihm, sein Grinsen zu unterdrücken. »Verzeiht, wenn ich stören muss, aber der Bootsmann hat backbord ein anderes Schiff ausgemacht. Ebenfalls eine Galeere.«
    »Piraten?«, fragte Gilead und erhob sich.
    »Noch zu weit entfernt, um es erkennen zu können«, sagte der Mann, »aber ich habe den Kurs gewechselt und mehr Segel gegeben. Ihr kommt besser mit nach vorne.«
    »Warte!«, rief Deidre ihnen hinterher. Gilead wandte sich um.
    »Wie werde ich … wie heißt deine Großmutter?«
    »Vivian. Ich muss gehen.« Mit einem Winken folgte er dem Kapitän.
    Das konnte nicht sein. Deidres Haut prickelte, wie von tausend Nadelstichen. Im Buch des alten Magiers wurde Vivian erwähnt. Aber so viele der Dinge, von denen das Buch sprach, existierten nicht. Es gab kein Camelot und keinen König Artus. Die Träume von Rittern in glänzender Rüstung, die in Not geratene Jungfrauen retteten, waren weit entfernt von allem, was sie bisher erlebt hatte, sosehr sie auch an diese perfekte Welt glauben wollte. Aber der Name Vivian … es konnte nicht sein. War Gileads Großmutter wirklich die Herrin vom See?
     
    Das Meer hatte sich merklich beruhigt, als sie früh am nächsten Morgen die Ufer von Dumbarton sichteten. Der Kapitän hatte sie die ganze Nacht über hart am Wind gehalten in der Hoffnung, das andere Schiff abzuhängen, und sein Trick hatte funktionierte, denn am Horizont war nichts weiter als das Blau des Meeres und des Himmels auszumachen. Was für ein Schiff es auch gewesen sein mochte, es war verschwunden.
    Deidre hatte keine Gelegenheit, Gilead noch weitere Fragen über seine Großmutter zu stellen, denn er verbrachte die Nacht zusammen mit dem Kapitän. Elen hatte verstört gewirkt, als sie sie danach fragte, also ließ sie es auf sich beruhen.
    Doch Deidre konnte ihre Aufregung kaum verbergen, als die Seeleute das Segel senkten und die Ruderer an ihre Plätze gingen, um das Schiff in den Hafen zu bringen. Nicht nur würde sie ein für alle Mal Niall entkommen, sondern vielleicht würde sie sogar in die Welt des Buchs eindringen. Wieder wurde ihr Kopf etwas benommen, ein sicheres Zeichen dafür, dass sich am Rande ihres Bewusstseins etwas zusammenbraute.
    Gilead trat zu ihr an die Reling. »Ich glaube, du hast Glück«, sagte er. »Zwei Schiffe im Hafen, die sich beide zum Segeln bereit machen. Du wartest einfach hier, bis ich alle Verabredungen getroffen habe, und dann komme ich und hole dich ab.«
    Das Schiff prallte gegen die Pfähle, und Deidre stolperte in Gileads Arme. Sie fühlte, wie sich seine Arme kurz um sie schlossen und seine Lippen über ihre Stirn streiften. »Ich liebe dich, Deidre, das weißt du.«
    Sie wollte sich an ihm festhalten und ihn nie wieder loslassen. Was für ein bittersüßer Augenblick. Um in Sicherheit zu sein, musste sie sich von ihm trennen. »Ich liebe dich auch, Gilead.«
    Elen gesellte sich mit besorgtem Gesichtsausdruck zu ihnen als der Landungssteg ausgefahren wurde. »Ich glaube nicht, dass dein Plan aufgeht, Gilead.«
    »Mutter, wir haben bereits darüber gesprochen. Das Wichtigste ist, dass Deidre in Sicherheit ist. Ich werde mich Vaters Zorn

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