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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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schon den Mund zu einem scharfen Kommentar geöffnet, schloss ihn aber wieder, als ihr auffiel, dass Gilead fast unmerklich den Kopf schüttelte. Niall starrte Angus mit unverhohlener Neugier hinterher. Gilead hatte gut daran getan, zu schweigen. Was auch passiert war, es ging Niall nichts an.
    »Ich bringe Euch in Eure Gemächer«, sagte Deidre zu Elen.
    Deidre fragte sich, wo wohl Formorian war, als sie durch den Eingang und den hinteren Flur entlanggingen, der zu den Gästezimmern und der Treppe führte. Alles war, abgesehen vom Klappern der Töpfe und Pfannen in der Küche, ungewöhnlich still. Wenn Meara wieder einen ihrer Anfälle hatte, war es nicht weiter erstaunlich, dass keine Mägde zu sehen waren.
    Deidre hatte Elen versorgt und wollte sich gerade nach unten wagen, um Una zu suchen, und ein heißes Bad für Elen zu arrangieren, als Una durch die offene Tür rauschte.
    »Ach, ich bin froh, dass Ihr zurück seid, Lady Elen«, sagte sie und stieß wie ein großer Bussard auf sie herab und ließ die zarte Frau in ihren großen Armen versinken. »Jetzt wird alles gut. Alles gut.«
    Deidre wurde argwöhnisch. »Ist etwas passiert?«
    Una funkelte sie an. »Nichts, was dich etwas anginge. Eine Familienangelegenheit. Ganz ruhig«, sagte sie zu Elen, die sprechen wollte. »Macht Euch keine Sorgen. Ich bereite Euch ein heißes Bad vor, und dann solltet Ihre Euch von Eurer langen Reise erholen.«
    Im Gehen flüsterte sie Deidre zu »Mylady soll diesen Raum nicht verlassen. Du bleibst bei ihr, bis ihr gerufen werdet. Verstanden?«
    Deidre nickte, völlig verwirrt. Wenn jemand Elen schützen musste, wollte sie es gerne tun. Sie wusste zwar nicht wovor, aber sie war nicht nur ein wenig froh darüber, auf diese Weise Niall entkommen zu können. Sie griff zu der filigranen, handgebundenen Bibel, die Elen neben ihrem Bett aufbewahrte.
    »Soll ich Euch vorlesen?«
    Elen sank mit bleichem Gesicht in den großen Sessel beim Fenster und nickte.
    Deidre setzte sich ihr gegenüber und öffnete vorsichtig das Buch. »Johannesevangelium, Kapitel acht. ›Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein …‹ Soll ich hier weiterlesen?«
    Elen schloss die Augen. »Ich fürchte, es ist genau das Richtige …«
     
    Gilead befestigte die Anstecknadel an seiner Schärpe und glitt in den Stuhl neben seiner Mutter. Sein Vater hasste es, wenn jemand zu spät zum abendlichen Mahl erschien. Gilead straffte seine Schultern, um sich für den Tadel zu wappnen, aber Angus sah ihn nur milde an, und schnitt ein Stück Kapaun für Elen ab.
    Er war dankbar, dass sein Vater sich um seine Mutter kümmerte, denn er brauchte Zeit zum Nachdenken. Seine Hochzeit – und die von Deidre und Niall – würde in drei Tagen stattfinden. Comgall und Dallis sollten am nächsten Tag eintreffen. Er wusste, dass er Dallis nicht liebte, obwohl das Leben mit ihr wahrscheinlich erträglich wäre, gefügig wie sie war. Langweilig traf es wohl besser. Sie trug nichts von dem Feuer und Temperament Deidres in sich. Deidre … Mit seinen Plänen, ihr zu helfen, war er kläglich gescheitert. Es musste trotz allem noch etwas geben, das er tun konnte. Tun
musste,
damit Niall sie nicht verletzen konnte.
    Er ließ seinen Blick zu einem der niedrigeren Tische wandern, an dem Deidre mit Niall saß. Sie saß über ihren Holzteller gebeugt, als wolle sie sich zu einer Kugel zusammenrollen, so weit weg von Niall wie möglich. Gilead sah angewidert zu, wie Niall in großen Schlucken aus seinem Krug trank, ihn auf den Tisch knallte und nach Nachschub verlangte. Er beugte sich zu Deidre, und seine Hand wollte ihr Gesicht zu sich drehen, aber sie schüttelte ihn ab und drängte ihn mit ihrer Schulter weg. Er ballte die Hand zur Faust, und Gilead sah, wie auf seinem noch nicht völlig betrunkenen Gesicht die Wut zuckte, aber offenbar fiel ihm plötzlich wieder ein, wo er war, denn er warf einen schrägen Blick auf den Ehrentisch. Gilead starrte ihn an und Niall lehnte sich leise fluchend zurück.
    Gilead hatte seinen Appetit verloren. Wäre er ein freier Mann und nicht gebunden, könnte er Niall herausfordern. Sich mit ihm um Deidres Hand duellieren. Aber da war noch immer Dallis. Die Hochzeit abzusagen, jetzt wo bereits einige der Klanmitglieder angekommen waren und vor den Mauern der Festung ihre Lager aufgeschlagen hatten, würde einen dunklen Schatten auf ihre Ehre werfen. Das gäbe Comgall jedes Recht, gegen Cenel Oengus in den Krieg zu ziehen. Just in diesem

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